Auf den Spuren starker Frauen

Stadtführung erzählt von frommen Frauen und der letzten Hexenverbrennung im Rheinland.

Auf den Spuren starker Frauen
Foto: Melanie Zanin

Die Frauen stehen beim „Ladies Lunch“ in Gerresheim im Mittelpunkt. Ein ausgewählter Kreis aus dem Stadtteil trifft sich regelmäßig zum Essen — einmal im Jahr sind alle Gerresheimerinnen, aber auch Männer, zu einer Aktion eingeladen. Diesmal ging es beim „Ladies Walk &Talk“ auf den Spuren bedeutender Frauen durch die Straßen. Zwei Stadtführerinnen und ein Stadtführer tauchten tief ein die Geschichte. Das Zentrum plus, die Stadtbücherei und die Bezirksverwaltungsstelle haben sich dafür zusammengetan.

„Wir wollen vor allem Frauen miteinander vernetzen und stärken“, sagt Petra Wienß vom Zentrum plus. Letztes Jahr gab es als größere Aktion eine szenische Lesung, diesmal kam den beteiligten Akteurinnen die Idee, sich rund um den Frauentag näher mit dem Stadtteil zu befassen — passend zum neuen Stadtplan „Frauenwege in Düsseldorf“, der erst letztes Jahr erschienen ist. Auf dem Plan wird kurz erklärt, wer die Frauen hinter den Straßennamen waren.

Ausführliche Hintergründe erfuhren die rund 90 Teilnehmer in Gerresheim durch die Stadtführer, die eng mit der Gegend verbunden sind. Natürlich erklärten Peter Schulenberg, Ute Pannes und Beate Johlen-Budnik zunächst, was sich hinter St. Margaret verbirgt: Frauen, die im damaligen von Gerricus gegründeten Stift das Leben vor Ort prägten, arbeiteten, beteten. Sie waren die ersten im Stadtteil. Aber wer waren eigentlich die Beginen, die im Beginengässchen verewigt wurden? Und welche Geschichte verbirgt sich hinter dem Helena-Curtens- und Agnes-Olmans-Platz? Ute Pannes, die im Stadtteil wohnt und als Stadtführerin in Düsseldorf arbeitet, hatte dazu einiges zu erzählen.

„Die Beginen als eigene fromme Gemeinschaft, die sich um Kranke kümmerte, waren freier und selbstbewusst — das passte der Kirche nicht“, beschrieb sie. Auf dem Weg zu weiteren Stationen brachte sie aber auch Anekdoten zu versteckten Schätzen am Wegesrand zu Gehör. So soll das Wappen von Gerresheim, das sich an einem Haus befindet, auf Frauen bezogen sein: „Die drei Sterne könnten auch für drei Heilige stehen, die hier bedeutsam waren: St. Margareta, St. Ursula und St. Katharina. Auskünfte gab es unter anderem auch zur jüdischen Gemeinde und deren Frauen, zur Politikerin Ursula Trabalski und insbesondere auch zur letzten Hexenverbrennung im Rheinland: zu Helena Curtens und Agnes Olmans, die 1738 sterben mussten.

Für Monika Bunte waren das keine neuen Informationen - sie hatte vor rund 30 Jahren bereits einen Gedenkstein für die beiden Frauen durchgesetzt, Geschichte ist ihr Hobby. Bei dem Rundgang war sie dennoch sehr gerne dabei, sie nimmt alles mit, was sie nur kann. „Ich mag die Art und Weise, wie Ute Pannes ihre Führungen gestaltet“, sagt sie. „Und ab und an schnappt man doch noch etwas Neues auf.“ Für sie ist es eine Gelegenheit, sich mit dem Stadtteil intensiv zu befassen, andere an Geschichte interessierte Frauen und Männer zu treffen, sich auszutauschen. Viele Senioren, die sich mit Gerresheim sehr verwurzelt fühlen, machten bei der Aktion mit. Etwa 20 Personen mussten die Veranstalter sogar wieder wegschicken. Vielleicht haben sie nächstes Jahr, bei einer weiteren Aktion, mehr Glück.

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