Auch Superheldinnen haben Sorgen

Das Junge Schauspiel bringt Dirk Lauckes neues Stück „Die größte Gemeinheit der Welt“ für Zuschauer ab acht Jahre. Premiere ist am 22. April.

Auch Superheldinnen haben Sorgen
Foto: Thomas Rabsch

Die Welt der neunjährigen Tilla ist gehörig in Schieflage geraten so wie das Bühnenbild von Kirsten Dephoff. Tillas Bruder ist vor zwei Jahre gestorben. „Dieser Tod wurde in der Familie nicht richtig aufgearbeitet“, erklärt Christof Seeger-Zurmühlen, unter dessen Regie das neue Stück des namhaften Dramatikers Dirk Laucke am Jungen Schauspiel, „Die größte Gemeinheit der Welt“, am 22. April uraufgeführt wird.

Doch Tilla (Alessa Kordeck) — sie liebt Comics, die Welt der Superhelden — flüchtet sich in eine Traumwelt. „Dort kämpft sie als Riot-Girl als Superheldin mit ihrem toten Bruder David, der ist Captain Resistance, in dieser Parallelwelt gegen die Superschurken“, erzählt Seeger-Zurmühlen. Der mit starken szenischen Mitteln „eine grelle schnelle Pop-Comic Welt“ in Kontrast zu Tillas realen Leben setzen möchte, die „durchsät ist von Gemeinheiten.“

„Gleichzeitig spricht in dieser Traumwelt Captain Resistance darüber, was Vergänglichkeit ist. Was es bedeutet, Platz zu machen für den Nachfolger“— zwei Welten, die Gemeinheiten des Alltags einer beschädigten Familie und Tillas Fantasie greifen also ineinander. „Aber sie lernt sozusagen auch in dieser Welt, dass Dinge sich verändern, dass nur Neues entstehen kann, wenn auch was Anderes weggeht oder vielleicht stirbt. Dass es auch sozusagen weitergeht“. Zwischen diesen Sphären spielt Lauckes Geschichte. „Der hat vor einigen Jahren für Furore gesorgt“, schwärmt Seeger-Zurmühlen über den Autor und bekräftigt, wie erfreulich es sei, ihn für dieses Auftragswerk gewonnen zu haben.

„Das ist eine Art Bewegung zur Zeit, dass man auch renommiertere Autoren des Erwachsenentheaters fragt, ob sie sich vorstellen können, die Lebenswelt insgesamt einzufangen. Alles gehört irgendwie zusammen. Deshalb glaube ich nicht daran, zu sagen: das Junge Schauspiel ist nur für die Jungen und das Erwachsene ist nur für die Erwachsenen.“

Christof Seeger-Zurmühlen, Regie

Das spielt Seeger-Zurmühlen in die Karten: „Ich komme aus der Kunst — ich kann nur Theater denken, ich kann nicht Zielgruppen denken.“ Ist das Stück auch natürlich in erster Linie für ein junges Publikum — die Altersempfehlung ist ab 8 Jahre — konzipiert. Und man holt das Publikum konsequenterweise auch mit einem packenden Anfang ab, beschreibt Seeger-Zurmühlen: „Ich habe von meinem Sohn gelernt: Das Böse muss auftreten. Deswegen habe ich gesagt, wir müssen auch die dunkle Seite reinholen.“

„Der Anfang des Abends beginnt mit dem Show-down.“ Wenngleich „das Problem - der Konflikt, der darunter liegt“ latent immer zu spüren ist. „Es wabert“. Mit fünf Schauspielerinnen und Schauspielern werden die insgesamt 15 unterschiedlichen Rollen bespielt. Kostüme, die schriller nicht sein könnten und viel Effekt, so etwa Superhelden-Sounds bei jeder Bewegung versprechen einen theatralischen Overkill.

Doch bei allem Theaterzauber ist für Seeger-Zurmühlen die Maxime: „Die Lösung heißt: Reden“. Man darf auf die Premiere gespannt sein.

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