Auch jecke Tränen lügen nicht

Während Michael Holm im Maritim seinen Klassiker zum Besten gab, flossen beim Abschied von Hermann Schmitz echte Tränen.

Düsseldorf. Eine besondere Überraschung hatte Venetia Janine am Samstagabend bei der Gala-Nacht von Blau-Weiss im Maritim für ihren Chefadjutanten Albert Horhäuser parat, der beim Ball ausnahmsweise nicht auf der Bühne stand, sondern im Publikum saß. Sie brachte dessen Gattin Chris den Kopf mit, der seiner Pappfigur im Wachehäuschen vor dem Henkel-Saal abgeschlagen wurde.

Denn dort wachen als Ersatz für die echten Gardisten Pappkameraden, die nach den Fotos der beiden Prinzenpaar-Begleiter angefertigt wurden. "Nach einem Fortuna-Spiel lag der Kopf auf einmal auf dem Boden - und ich konnte meinen Albert doch nicht da liegen lassen", erinnert sich Janine Schmidt. Deshalb nahm sie den Pappkopf kurzerhand mit und stellte ihn zu Hause auf ihren Fernseher. "Jetzt ist der Kopf aber wieder da, wo er hingehört", freute sich die Venetia. Die kaputte Figur im Wachehäuschen wurde übrigens durch einen neuen Pappkameraden ersetzt.

Für Prinz Dirk I. waren die Auftritte am Samstagabend etwas Besonderes. Denn der Narrenherrscher wurde vom kompletten Elferrat seiner Weißfräcke begleitet. "So einen Tingelabend machen wir jedes Jahr, aber mit einem Prinz aus den eigenen Reihen ist das immer besonders schön", sagte Weissfräcke-Präsident Burkard Brings. Und auch der Prinz war begeistert von der Unterstützung in den Sälen: "Das ist ein imposantes Bild auf der Bühne, darauf habe ich mich richtig gefreut", erklärte Dirk Kemmer.

Stargast des festlichen Abends war Schlagersänger Michael Holm, der nach der Absage von Mallorca-König Jürgen Drews kurzfristig eingesprungen war. "Heute geht’s nicht ins Bett im Kornfeld sondern nach Mendocino", versprach der Künstler seinem Publikum mit Blick auf den Kollegen, der nicht zu den Düsseldorfer Narren kommen wollte, sondern stattdessen in einer Fernsehsendung bei Carmen Nebel auftrat. Dafür gab es von Holm 50Minuten lang ein "Best of" der größten Hits, zu denen ohne Zweifel der Herz-Schmerz-Song "Tränen lügen nicht" gehört.

Das Festzelt auf dem Unterrather Schützenplatz war proppenvoll. Hunderte von Stammgästen, Freunden und Nachbarn waren gekommen, um Hermann Schmitz noch einmal als Präsidenten zu erleben. Vor 39 Jahren hatte er das närrische Zepter in die Hand genommen, die Bühnenbilder gebaut, den Elferrat zu einer eingeschworenen Mannschaft gemacht und die Kinder herbeigelockt. So viele "Funkies" wie diesmal hatte es noch nie gegeben. 33 Kinder und Jugendliche, unter ihnen gleich drei Tanzmariechen im blühenden Alter von elf bis zwölf Jahren, bereiteten den Abschied vor.

Er habe alle Register beim Karneval gezogen, meinte Prinz Dirk. Nur den St.Martin habe er noch nicht gegeben. "Nein", entfuhr es dem Narren aus Unterrath. "Dafür bin ich nicht geeignet. Mir wäre die Rolle als Bettler eher gelegen." Venetia Janine gab sich gar als Unterrather Kind aus und schwärmte für den "einmaligen Präsidenten". Er habe das Herz am richtigen Fleck, so etwas habe man "schon lange nicht gesehen". Schmitzes Hermann, sichtlich ergriffen, kniete vor Freude. "Hermann, ich liebe dich", kam eine Piepsstimme aus dem Publikum. Und bei einigen echten Narren stand sogar eine Träne im Auge.

Direkt aus Venedig kam Prinz Manfred von Preußen am Samstagabend zur Gala-Sitzung seiner Gesellschaft Till’s Freunde in den Radschlägersaal. Und das stilecht mit einem edlen Kostüm aus der Lagunenstadt. "Der Karneval dort ist eine ganz andere Welt - wunderschön und fast unbegreiflich", schwärmte der Ehrensenator, der zum ersten Mal das bunte Treiben in Venedig miterlebt hat. Um etwas davon in den Düsseldorfer Karneval hinüberzuretten, habe er kurzerhand vor Ort das Kostüm gekauft. "Das ist bei so einer hochkarätigen Sitzung doch wohl angemessen", lobt der Preußenprinz seine Gesellschaft.

Eine ganz andere Idee hatten Doris Mewes und ihr acht Freunde. Sie kamen als schwarze Tintenfische in die Rheinterrasse. "Wir machen unsere Kostüme immer selbst. Und die Berufsgruppen haben wir durch, Märchen sind irgendwie langweilig und nach Trends richten wir uns sowieso nicht", erklärt die Derendorferin ihre so ausgefallene wie phantasievolle Kostümwahl.

Wenn die Mannesmänner Karneval feiern, wird es in der Philipshalle nicht nur lustig, sondern auch spannend. Zu später Stunde wird seit 35 Jahren der Rohrknoten verliehen, mit dem unter anderem schon der damalige NRW-Ministerpräsident Johannes Rau oder Ehrenoberbürgermeisterin Marlies Smeets ausgezeichnet wurden. Und wer den bekommt, bleibt vorher streng geheim. Diesmal überreichte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von Vallourec & Mannesmann die Trophäe an Ulrich Menne, einen der Werksleiter in Rath, der sich besonders für den Erhalt von Arbeitsplätzen eingesetzt hat.

Höhepunkt des Abends war der Auftritt der Band ohne Bart. Bei ihrem Sirtaki tanzten die rund 1000 Narren durch die Halle. Auch das Prinzenpaar strahlte auf der Bühne. 888 Euro waren im Saal für die sozialen Projekte von Dirk und Janine gesammelt worden. Die Geschäftsführung des Unternehmens verdoppelte den Betrag sogar noch. Jeck - we can? Ganz klar, die Mannesmänner können...

Einen neuen Termin für ihr großes Biwak hat die Prinzengarde Rot-Weiss. Anstatt am Sonntag trafen sich die rheinischen Garden aus Düsseldorf, Mönchengladbach, Köln und Aachen zum ersten Mal am Samstag auf dem Marktplatz. Unterstützt wurden die rot-weissen Gardisten von Künstlern wie Achim & Olli, den Swinging Fanfares und den Fetzern.

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