Gastbeitrag Auch in Düsseldorf gibt es viele Paare, die ungewollt kinderlos sind

Düsseldorf. Düsseldorf ist eine Singlestadt. In mehr als der Hälfte der Haushalte lebt nur eine Person. Davon sind 49 000 im Alter von 30 bis 49 Jahren. Sie wohnen meist in der Stadtmitte, in hochpreisigen Wohnungen, arbeiten viel und haben es trotz einschlägiger Singlebörsen oft schwer, einen Partner oder eine Partnerin zu finden, um eine Familie zu gründen.

Symbolbild.

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Foto: Matthias Hiekel

Und es gibt Paare, die ungewollt kinderlos sind. So geht es jedem sechsten oder siebten Paar in Deutschland. Düsseldorf bietet viele Möglichkeiten, sein Leben sehr individuell zu gestalten. Aber alles lässt sich eben nicht so ohne weiteres verwirklichen: zum Beispiel das Wunschkind.

Kinderwunschkliniken und Praxen zur Präimplantationsdiagnostik eröffnen viele Möglichkeiten. Und gleichzeitig stehen gerade dadurch Frauen und Paare unter Druck, wenn es bei ihnen trotzdem nicht klappt. Oder wenn das ersehnte Kind unterwegs ist, aber eine Behinderung diagnostiziert wird oder eine nicht behandelbare Krankheit.

Soll man dann dem Leben eine Chance geben, das anders sein wird, als man es sich vorgestellt hat? Sich einstellen auf manche Belastung und andere Schwerpunktsetzung in der eigenen Biografie? Oder das junge Leben beenden? Mehr Menschen, als man denkt, schlagen sich auch in unserer Stadt mit solchen Fragen herum und hören dann Sätze wie: „Ein behindertes Kind ist doch heute nicht mehr nötig.“ Soeben ist die bundesweite ökumenische Woche für das Leben zu Ende gegangen. Dabei wurde deutlich: Im Umgang mit menschlichem Leben gibt es keine unbegrenzten Optionen.

Menschliches Leben ist nicht komplett verfügbar und man kann es auch nicht grenzenlos optimieren und perfektionieren. In keinem Stadium kann man das. Auch nicht ganz am Anfang. Wir sollten wieder lernen, mit dem Unperfekten zu leben. Mit Krankheit oder Behinderung. Und mit unerfüllten Wünschen. Aber damit dürfen wir Betroffene nicht alleine lassen. Professionelle Hilfsangebote gibt es.

Es braucht noch eine entsprechende Haltung in der Gesellschaft, damit Sätze wie der eben zitierte nicht mehr fallen.

Pfarrerin Barbara Schwahn ist Leiterin der Abteilung Seelsorge des Evangelischen Kirchenkreises Düsseldorf

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