Ansichtssache vorm Knast

Mit einem umstrittenen Plakat werben zwei Strafverteidiger für ihre Kanzlei – ausgerechnet vor der Ulmer Höh’.

Düsseldorf. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Bei der neuesten Werbebotschaft der Anwälte Torsten Timm und Nicolai Mameghani ist das allerdings ohne große Verrenkungen möglich. Die beiden Rechtsgelehrten gehen nämlich mit einem Plakat auf Kundenfang, das manch’ Zeitgenosse als geschmacklos bezeichnen dürfte.

"Ich finde das Plakat außerordentlich bedauerlich", sagt Anwalt Herbert Schons, Vize-Präsident der Rechtsanwaltskammer Düsseldorf. "Höchst unschön." Ob die Kammer allerdings gegen die "höchst unschöne" Werbung vorgehen kann, ist fraglich. "Es ist keine Werbung um ein konkretes Mandat - also ist die Werbung als solche erlaubt", sagt Schons.

Auch Dirk Kruse, Richter am Amtsgericht und Vorsitzender des Vereins für Bewährungshilfe, hat Bedenken mit der Anwaltswerbung: "Ich finde sie nicht besonders gelungen, weil eine direkte Verbindung zu den Häftlingen hergestellt wird. Bei allem Witz, wird damit die Grenze des guten Geschmacks überschritten."

Die säßen ja schließlich im Gefängnis und könnten das Plakat sowieso nicht sehen. "Unsere Botschaft heißt ganz einfach: Wer sich rechtzeitig um den richtigen Anwalt kümmert, kommt gar nicht erst ins Gefängnis", sagt Timm. Damit sich das auch herumspricht, wollen die werbenden Anwälte weitere Plakate in der Stadt aufhängen. Mit anderen Motiven - wie die aussehen, müssen sich Timm und Mameghani aber erst noch überlegen.

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