Düsseldorf Anklage: „Loverboy“ lebte im Luxus

31-Jähriger versprach große Liebe und schickte Frauen auf den Strich.

Düsseldorf. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft liest sich wie das Drehbuch des Schimanski-Tatorts „Loverboy“. Jahrelang soll ein 31-Jähriger im Internet Kontakte zu jungen Frauen gesucht haben. Denen versprach er eine gemeinsame Zukunft ohne finanzielle Sorgen. Doch bald zeigte der Mann sein zweites Gesicht. Mit psychischem und körperlichem Druck zwang er die 19- bis 21-jährigen Opfer zur Prostitution. Über 350 000 Euro sollen fünf Frauen für ihn angeschafft haben. Nun wurde Anklage wegen Menschenhandels und Vergewaltigung erhoben.

Abgesehen hatte der 31-Jährige es vor allem auf Frauen, die in einem psychisch labilen Zustand waren. Bereits vor vier Jahren lernte er im Internet eine 19-Jährige kennen. Schon beim ersten Treffen soll der Mann ihr das Handy abgenommen haben. „Du gehörst jetzt mir“, sagte er angeblich. Als er drohte, ihrer Familie etwas anzutun, begann die junge Frau damit, in einem Erkrather Club als Prostituierte zu arbeiten. Nach den Ermittlungen hat sie dort bis zu 1700 Euro am Tag verdient. Das Geld musste sie abliefern.

Ähnlich soll er auch mir vier anderen Opfern umgegangen sein. Eine 21-Jährige glaubte bis zuletzt, dass sie nur als Tänzerin und Bardame in einem Club arbeiten sollte. Doch auch sie soll der 31-Jährige auf den Strich geschickt haben. Von einer weiteren 19-Jährigen drehte der Mann heimlich ein Sex—Video, um sie damit zu erpressen.

In mehreren Fällen hat der Mann die Opfer nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auch vergewaltigt. Eine 19-Jährige soll er gezwungen haben, vor ihm zu knien und wie ein Hund zu bellen. Als Prostituierte mussten die Frauen vor allem in Clubs in Düsseldorf, Erkrath, Kaarst und Velbert arbeiten.

Am 6. März wurde der 31-Jährige festgenommen. Bei der Hausdurchsuchung konnten 152 000 Euro und zwei BMWs sichergestellt werden — und das, obwohl der Verdächtige offiziell von Sozialhilfe lebte. Der Mann, der in Untersuchungshaft sitzt, hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Eine große Rolle bei den Ermittlungen soll das Tagebuch eines der Opfer gespielt haben. Die Frau hatte detailliert aufgeschrieben, wie sie von dem „Loverboy“ gedemütigt und misshandelt wurde. Wann der Prozess stattfindet, steht noch nicht fest.

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