Andreas Hartnigk: „Ich fürchte, dass die U81 kippt“

Andreas Hartnigk, Verkehrsexperte der CDU, plädiert für den Bau eines Tunnels unter dem Nordstern statt einer Brücke. Andernfalls drohe dem Projekt das Aus.

Andreas Hartnigk: „Ich fürchte, dass die U81 kippt“
Foto: Archiv

An der geplanten neuen Stadtbahnstrecke von der Messe zum Flughafen scheiden sich die Geister: Zwar sind fast alle Politiker für diese Verbindung, gestritten wird aber über die Trassenführung — und eine Einigung ist nicht in Sicht. Im Kern geht es um den Bereich am Nordstern. Die Anwohner fürchten noch mehr Lärm, sollten die Stadtbahnen dort per Brücke den Nordstern überqueren. Sie fordern den Bau eines (teureren) Tunnels. Wir sprachen darüber mit Andreas Hartnigk, dem Verkehrsexperten der CDU.

Andreas Hartnigk: „Ich fürchte, dass die U81 kippt“
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Herr Hartnigk, die Ampelkoalition hat vereinbart, dass am Nordstern eine Brücke gebaut wird, wenn das Land einen Tunnel nicht bezuschusst. Zudem ist zu hören, es gebe Signale vom Land, dass es die günstigere Brücke favorisiere. Warum halten Sie trotzdem am Tunnel fest?

Andreas Hartnigk: Ich kenne solche Signale nicht. Es kann sie auch nicht geben, weil sich das Land erst dann definitiv äußert, wenn ein Förderantrag vorliegt — und das ist nicht der Fall. In Wirklichkeit werden hier nur Gründe vorgeschoben. Aus CDU-Sicht widerspricht das dem, wofür die Ampel angeblich stehen will, nämlich für Transparenz und Beachtung des Bürgerwillens. Tatsächlich wird hier etwas im Hinterzimmer ausgekungelt — gegen die Mehrheit der Anwohner.

Die allerdings nur eine „gefühlte“ Mehrheit ist. Eine Abstimmung gab es jedenfalls nicht . . .

Hartnigk: Es haben viele Verbände und Organisationen aus der betroffenen Gegend am Runden Tisch teilgenommen. Und da gibt es ein ziemlich eindeutiges Meinungsbild.

Was die Anwohner wollen, muss aber nicht unbedingt im gesamtstädtischen Interesse liegen. Oberbürgermeister Thomas Geisel argumentiert, dass eine Brücke schlicht günstiger ist als ein Tunnel. Sparsamkeit sollte die CDU doch eigentlich gut finden?

Hartnigk: In diesem Fall geht die Rechnung aber anders: Der Tunnel kostet rund 30 Millionen Euro mehr als die Brücke. Wenn das Land dafür einen Zuschuss zahlt, bleibt ein städtischer Eigenanteil für den Tunnel von zusätzlich etwa acht Millionen Euro. Nun ist es so, dass ein Tunnel im Unterhalt günstiger ist als eine Brücke. Und zwar zirka 500 000 Euro im Jahr. Das heißt, dass ein Tunnel nach 16 Jahren die Stadt sogar günstiger käme als eine Brücke.

Seit wann sind Tunnel im Unterhalt billiger als Brücken?

Hartnigk: Ich war selbst darüber überrascht. Das hat wohl auch etwas damit zu tun, dass eine Brücke — auch wegen der Witterung — öfter gepflegt werden muss.

Selbst wenn ein Tunnel für die Stadt nicht viel teurer wäre, weil das Land Millionenzuschüsse zahlt — auch dies ist doch Steuergeld, das sinnvoll angelegt werden sollte.

Hartnigk: Solange Rot-Grün im Land noch Millionen Euro für Krötenwanderbrücken über Autobahnen übrig hat, kann es auch diesen Tunnel bezuschussen — der wäre allemal sinnvoller. Zumal ich befürchte, dass das Projekt sonst kippen könnte: Einige Anwohner haben angekündigt, gegen den Bau einer Brücke klagen zu wollen. Das könnten langwierige Verfahren werden — mit ungewissem Ausgang.

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