Analyse: Interne Querelen bringen die IDR in Not

Lange agierte die Stadttochter mit Glanz. Doch ein altes Tarif-Problem vergiftet das Klima.

Düsseldorf. Unbeteiligte Beobachter wundern sich: Wie kann es sein, dass eine städtische Tochterfirma wie die Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR), die jahrelang eher unauffällig agierte, plötzlich so in die Schlagzeilen gerät? Die Gründe sind vielfältig und betreffen die innere Struktur des recht kleinen Unternehmens und seines Aufsichtsrates.

Die IDR ist ein wichtiges Infrastrukturunternehmen der Stadt und mehr als 100 Jahre alt. Die Wurzeln liegen bei der Ansiedlung von Henkel, seit 60 Jahren ist die Stadt Alleineigentümer. Die IDR baute den Rheinturm und hatte in Eberhard Kiesner einen mächtigen Chef, dessen Rolle als Alleinvorstand der Industriemanager Heinrich Pröpper im Mai 2001 übernahm. Der Wechsel klappte bei den beiden starken Egos nicht ohne Knirschen, Pröpper, der sich selbst Ecken und Kanten attestiert, ließ relativ schnell die Schlösser auswechseln, um seine Ruhe zu haben.

Zehn Jahre konnte der promovierte Ingenieur relativ ruhig arbeiten, unter OB Erwin gewann er an Macht hinzu, steuerte den Bau der Arena und wurde Planer und Hausherr des Domes. Sogar beim Kö-Bogen mischt die IDR bei der Abwicklung mit. Während die Firma nach außen glänzend aussah, war im Innern längst nicht alles Gold. Schon die erste Wiederbestellung Pröppers 2005 wollten die Arbeitnehmer verhindern. OB Erwin drohte daraufhin mit Verkauf des Unternehmens. Sein Nachfolger Dirk Elbers hat dies ebenfalls bereits getan.

Zum Bruch mit den Betriebsräten in dem 60 Köpfe zählenden Unternehmen soll es nach Informationen der WZ mit der Einführung eines neuen Tarifvertrages 2008 gekommen sein. Eine Regelungsabsprache in Form einer Betriebsvereinbarung wurde zwar getroffen, aber eine Gruppe von mehr als zehn Mitarbeitern — hauptsächlich die Betriebsräte — wollte nicht zum neuen Vertrag überwechseln. Damit fielen auch Lohnerhöhungen weg — ein Dauerärgernis, für das jetzt der neue Mitgeschäftsführer Denis Rauhut verantwortlich ist.

Schon 2009 begann die Diskussion im Aufsichtsrat, Pröpper schon wegen des Vieraugenprinzips einen zweiten Geschäftsführer zur Seite zu stellen. Rauhut wurde gewählt und ist seit einigen Monaten im Amt. Die beiden Chefs bekämpfen sich nicht nur im Berufsalltag, sondern auch in Aufsichtsratssitzungen. Längst scheint es, die IDR sei mehr mit sich selbst beschäftigt als mit ihren eigentlichen Aufgaben. Dass nun aus internen Quellen Belege etwa zu IDR-Zahlungen für CDU-Partys an die Öffentlichkeit drangen, dürfte bald sogar die Staatsanwälte beschäftigen.

Mit der 6000-Euro-Spende an und den Party-Ausgaben für die CDU sind nun auch die Politiker selbst Aktive im IDR-Ring geworden. So fordert die SPD von OB Dirk Elbers, der bis 2008 Chef der CDU-Ratsfraktion war, rasch öffentliche Aufklärung. Die Grünen stellen klar, dass sie lediglich 1000 D-Mark von der IDR-Tochter Elbsee Kieswerk erhalten hatten. Ihr Fraktionschef Norbert Czerwinski bezeichnet den Umgang Elbers’ mit dem Skandal als „desolat“ und verlangt eine Sondersitzung des Ältestenrats. Frank Laubenburg (Linke) hat die kleineren Spenden an SPD und Grüne dem Bundesstagspräsidenten gemeldet und fordert ihn auf, Strafzahlungen zu verhängen.

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