Erstes jüdisches Gymnasium in Düsseldorf Albert-Einstein-Gymnasium ist gestartet

In Rath wurde das erste Jüdische Gymnasium in NRW feierlich eröffnet. Zunächst gehen hier nur 40 Kinder in zwei 5. Klassen.

Erstes jüdisches Gymnasium in Düsseldorf: Albert-Einstein-Gymnasium ist gestartet
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Ein historisches Ereignis wurde gestern Mittag im unscheinbaren Industrieviertel an der Rather Theodorstraße gefeiert — die Eröffnung des ersten Jüdischen Gymnasiums in Nordrhein-Westfalen. „Es ist vollbracht“, sagte Oded Horowitz der Vorsitzende der rund 7000 Mitglieder umfassenden Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, und spielte damit auf die immerhin fast fünfjährige Planungsphase mit vielen Hindernissen an. Nun lebt das Albert-Einstein-Gymnasium, zunächst 40 Kinder gehen hier in zwei 5. Klassen.

In den nächsten Jahren soll die Schule sukzessive wachsen, in vier Jahren wird dann der jetzige Standort, ein umgebautes Bürogebäude der IDR, zu klein sein, dann soll das Gymnasium in einen Neubau an der Borbecker Straße umziehen.

Rund 300 Ehrengäste nahmen an der fröhlichen Einweihungsfeier mit schwungvoller Klezmer-Musik teil. Schulministerin Sylvia Löhrmann nannte die erste weiterführende jüdische Schule im Lande „eine Bereicherung“: „Wir sind sehr glücklich über diese Entwicklung, sie ist Beleg für Toleranz und Weltoffenheit.“

So manchen Schulkindern war der Trubel ein bisschen unheimlich, Ben und Oleksandr etwa bekannten bei aller Vorfreude auch ehrlich, dass sie ein paar Manschetten vor dem neuen Lebensabschnitt haben: „Einige Fächer wie Deutsch werden sicher schwierig“, meinen sie. Alina geht die Sache unbekümmert an: „Ich freue mich — vor allem auf Chemie.“ Das hört man auch nicht alle Tage.

Vier feste Lehrer und sechs Teilzeitkräfte unterrichten die beiden angenehm kleinen Eingangsklassen. Die einzigen Unterschiede zu „normalen“ Gymnasien: Es geht in der „5“ mit zwei Fremdsprachen, Englisch und Hebräisch, los. „Außerdem ist die Jüdische Religion ein eigenes Fach, feiern wir die jüdischen Feste“, sagt Michael Bock, der Schulleiter.

Keineswegs können und sollen nur jüdische Kinder aufs „Einstein“: „Wir sind eine Schule für alle“, betont Pavle Madzirov, der stellvertretende Schulleiter und CDU-Ratsherr. Tatsächlich ist auch nur die Hälfte der Lehrer jüdischen Glaubens. Bei den Schülern freilich sind es 38 von 40. Madzirov wundert die Zurückhaltung vieler Eltern nicht: „Wir konnten für dieses erste Schuljahr weder mit Lehrern noch mit einem Gebäude werben, das sieht 2017 schon ganz anders aus.“ Und Schuldezernent Burkhard Hintzsche ist überzeugt, dass „allein der Name Albert Einstein etliche Eltern ansprechen wird“. Dass Angst vor Anschlägen so manchen abschreckt, weisen alle Verantwortlichen zurück. Madzirov: „Sicherer als hier ist ein Kind an keiner Schule in Düsseldorf.“ In der Tat gelangt an der Theodorstraße wohl niemand auf das Schulgelände, der dort nicht hingehört. Da sind Sicherheitsdienst, Schleuse, Poller und Kameras vor.

Lieber spricht man ohnehin von der — in der Tat ansprechenden — Infrastruktur im provisorischen Gebäude. „Digital“ liegt man hier weit vorne, herkömmliche Tafeln gibt es in den hellen Klassen- und Fachräumen gar nicht mehr, wenn überhaupt, wird auf ein Whiteboard geschrieben, lieber aber soll gleich mit den I-Pads gearbeitet werden, die jeder Schüler gestellt bekommt. Das inhaltliche Schulprofil hingegen ist natürlich noch unfertig, da wird vor allem die noch zu gründende Schulkonferenz mitreden.

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