Düsseddorf Adventszeit: Jetzt beginnt die stressigste Zeit des Jahres

Von wegen besinnlich — für Politik, Rheinbahn, Handel, Gastronomie und Polizei beginnen jetzt die Großkampftage.

Düsseddorf: Adventszeit: Jetzt beginnt die stressigste Zeit des Jahres
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Eigentlich sollte mit dem ersten Advent die besinnlichste Zeit des Jahres beginnen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Wer sich in der Stadt umhört, stellt fest: Jetzt kommen die Großkampftage.

Zum Beispiel für den Handel. Die Vorweihnachtszeit ist hier nicht nur traditionell die lukrativste, sondern auch die stressigste Phase des Jahres. Anne Linnenbrügger-Schauer vom Handelsverband weiß: Knapp 19 Prozent des Jahresumsatzes erwirtschaften Händler in den letzten beiden Monaten des Jahres. Im Onlinehandel sind es sogar 25 Prozent. Und: Zu keiner anderen Zeit streifen so viele Menschen durch die Geschäfte, wie vor Weihnachten. „Um dem Andrang gerecht zu werden, setzen viele Händler zusätzliches Personal ein und beteiligen sich an verkaufsoffenen Sonntagen oder Einkaufsnächten“, so Linnenbrügger-Schauer.

Das ist auch bei Breuninger der Fall, denn „das Weihnachtsgeschäft ist der Höhepunkt des Geschäftsjahres, und wir rechnen mit einem nochmaligen Anstieg der Kundenfrequenz zu den bereits sehr starken Monaten Oktober und November“, sagt ein Sprecher. Für den Standort Düsseldorf werde deshalb das Verkaufspersonal signifikant verstärkt und die Öffnungszeiten werden verlängert. So bleibt das Kaufhaus an den Wochenenden im Dezember bis 21 Uhr geöffnet, ebenso wie der Kaufhof. Bei beiden kann man an Heiligabend noch bis 14 Uhr die letzten Geschenke besorgen.

Außerordentlich stressig ist die Vorweihnachtszeit auch für die Polizei. Sie musste in den vergangenen Jahren an Wochenenden immer wieder mal Straßen und Bürgersteige in der Innenstadt sperren, da das Verkehrs- und Fußgängeraufkommen zu hoch wurde. Hinzu kommt: Durch die langen Nächte steige die Einbruchgefahr, sagt André Hartwich, Sprecher der Polizei: „Es kommt vermehrt zu Einbrüchen, gerade in der Morgen- und Abenddämmerung. Dies bedeutet einen unvorhersehbaren Arbeitsaufwand für die Beamten.“

Um es Taschendieben schwer zu machen, wird die Polizei verstärkt Präsenz auf den Weihnachtsmärkten und in den Fußgängerzonen zeigen. Dies erfordere höchste Aufmerksamkeit, so Hartwich: „Für die Kollegen auf Streife ist dies sicherlich die stressigste Zeit des Jahres.“

Auch die Rheinbahn hat in den nächsten Wochen alle Hände voll zu tun, um der hohen Anzahl an Fahrgästen gerecht zu werden, die bis Weihnachten in die Innenstadt strömen werden: „In den Wintermonaten nutzen grundsätzlich mehr Menschen Busse und Bahnen, weil sie wegen des Wetters nicht mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen“, sagt Heike Schuster von der Rheinbahn. Immerhin zehn Prozent mehr Fahrgäste hat die Rheinbahn verglichen zum Restjahr. Deshalb wird der Fahrplan um einige Fahrten und Fahrzeuge ergänzt, wodurch zusätzliche Fahrer zum Einsatz kommen.

Damit man sich nicht vollbepackt durch die Menschenmengen kämpfen muss, bietet die Rheinbahn zwei Gepäckbusse an, die an allen vier Adventssamstagen am Carsch-Haus und auf der Schadowstraße stehen werden. Dort passen Rheinbahn-Mitarbeiter kostenlos auf die abgegebenen Einkäufe auf.

Wie in der City steigt der Stresspegel auch im Rathaus. Für die Kommunalpolitiker gibt es in der Vorweihnachtszeit besonders viel zu tun, da im Dezember der Haushalt für das kommende Jahr verabschiedet wird. Christian Zaum, Fraktionsgeschäftsführer der CDU, sagt: „Die Vorweihnachtszeit ist in der Tat eine sehr stressige Zeit für die Kommunalpolitiker. Die Ehrenamtler müssen ja in dieser sowieso schon stressigen Zeit auch ihrem eigenen Beruf nachgehen“. Damit der Haushalt pünktlich verabschiedet werden kann, komme es zu jeder Menge Sondersitzungen. Die stressigste Zeit seien die Wochen bis zum 15. Dezember: „Dann wird der Haushalt beschlossen und von heute auf morgen kehrt Ruhe ein.“

Wer sich über die stressige Zeit besonders freuen dürfte, sind Düsseldorfs Gastronomen. Bei der Traditionsbrauerei „Im Füchschen“ sind die kommenden Wochen die bei Weitem hektischsten, denn es ist die Zeit der Weihnachts- und Firmenfeiern: „Wir sind im Dezember an den meisten Tagen für Gesellschaften restlos ausgebucht. Aber auch der normale Betrieb läuft auf Hochtouren“, sagt Tobias Heller, kaufmännischer Leiter des Füchschens. Außerdem werde im Dezember besonders viel Bier getrunken: „Sowohl bei uns im Haus als auch bei den von uns belieferten Gasthäusern und Restaurants ist der Bierverkauf zu dieser Zeit besonders hoch.“ Jetzt noch einen Termin für eine Weihnachtsfeier zu bekommen, sei nahezu unmöglich, denn „viele Reservierungen kommen bereits am Anfang des Jahres“.

Das der Stresspegel in dieser Adventszeit besonders beim Kauf der Weihnachtsgeschenke hoch liegen wird, zeigt eine Prognose des Handelsverbands: Er erwartet ein Rekord-Weihnachtsgeschäft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort