„Fußball-Fans sollen für Sicherheit zahlen“

Der frühere Polizeipräsident Michael Dybowski über Gewalt, Altstadt, Fortuna – und die Notwendigkeit, in der Stadt zu kooperieren.

Herr Dybowski, wie verfolgen Sie die Debatte um die Gewalt in der Altstadt?

Michael Dybowski: Für mich ist das nichts Neues. Ich lebe seit 1971 in Düsseldorf, die Altstadt war seither immer problematisch.

Dybowski: Für diesen Satz bin ich sehr gescholten worden. Aber ich persönlich versuche, vor Mitternacht da raus zu sein. Denn dann ändert sich das Publikum in die reinen "Spaßmacher" - und dieser Spaß ist nicht meiner.

Dybowski: Gewaltexzesse gab es immer - verändert haben sich Häufigkeit und Qualität. Es hat ja mittlerweile auch Jeder immer eine Flasche in der Hand ...

Dybowski: Auch das hat es punktuell immer gegeben. Aber inzwischen ist es ein Massenphänomen, dass sich etwa unter Fußballfans große Gruppen formieren, um sich gegen die Polizei zu richten. Warum auch immer. Die Ursachenforschung ist meiner Ansicht aber nicht so wichtig.

Dybowski: Es geht darum, dieses Phänomen zu verändern. Gerade den Politikern sollten diese Erscheinungen zu denken geben. Aber ich sehe da wenig Konzepte.

Dybowski: Die Frage ist doch aber: Warum müssen Fußballfans einen Aufstieg derart aggressiv feiern. Es gibt einen Trend zur Individualisierung, der sich bei etlichen leider mit egoistischer Rücksichtslosigkeit paart. Und der Bürger soll dafür zahlen - schließlich zahlt er mit seinen Steuern für die Polizeieinsätze.

Dybowski: Zumindest sollten die Nutznießer des großen Fußballgeschäfts auch für die Sicherheit zahlen. Alle Flugreisenden zahlen mit ihrem Ticket für die Sicherheitsmaßnahmen. Warum nicht auch Fans? Vielleicht wird das Bewusstsein für den Wert der Sicherheit dann auch größer.

Dybowski: Wenn es Einsatzfehler gab, dürfen sie nicht unter den Teppich gekehrt werden. Aber Politiker müssen auch bedenken, dass sie Einsatzleiter verunsichern. Diese gehen beim nächsten Mal auf Nummer sicher und fordern von vorne herein mehr Kräfte an. Auch aus anderen Städten. Das führt zum Kollaps.

Dybowski: Das Problem ist viel zu komplex, um die Polizei allein handwerkeln zu lassen. Herbert Schenkelberg hat den Anstoß gewagt, in Netzwerken zu denken. Netzwerke sind immer stärker. Man darf Vorschläge nicht mit Totschlagargumenten abwürgen.

Dybowski: Wenn Alkohol bei vielen jungen Menschen ein Problem ist, muss das zumindest sorgfältig überlegt werden. Und man muss mal etwas ausprobieren. Andere Städte tun das auch.

Dybowski: Es bringt nichts, sich gegenseitig die jeweilige Zuständigkeit vorzuhalten. Eine gemeinsame Strategie muss her. Da darf es keine Schaufensterdiskussionen geben - unabhängig von Wahlkämpfen.

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