„Das Verhältnis von Polizei und Fans ist gespannt“

Jörg Emgenbroich, Fanbetreuer der Fortuna, glaubt nicht, dass die Gewalt in der Altstadt von Hooligans ausging.

WZ: Herr Emgenbroich, wo haben Sie den Samstagabend nach dem Aufstiegsspiel verbracht?

Jörg Emgenbroich: Ich war selbst auf der Kurze Straße bis acht, halb neun. Als ich gesehen habe, dass die Polizei aufmarschiert, habe ich meine Freunde zusammengesucht und bin gegangen. Ich habe mir schon gedacht, dass was passieren wird.

Emgenbroich: Dass Provokationen folgen, wenn Polizisten derart martialisch Präsenz zeigen, ist bekannt - das hat nichts mit Fußball zu tun, sondern ist in der Altstadt jedes Wochenende zu beobachten.

Emgenbroich: Nein, das trenne ich nicht. Wer im Stadion sitzt und Fußball schaut, der ist für mich Fan. Aber die Ausschreitungen in der Altstadt haben nichts mit der Hooligan-Szene zu tun.

Emgenbroich: Wir haben eine Gruppe gewaltbereiter Fans - eine Zahl unter hundert Leuten. Die kennen wir. Sie kommen übrigens nicht aus dem Umfeld der Ultras. Aber ich kann sicher sagen, dass unter den Flaschenwerfern in der Kurze Straße keine dieser bekannten Gewaltbereiten waren. Denn die suchen Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans - nicht mit Polizisten.

Emgenbroich: Das wissen wir zur Zeit auch nicht. Es sind Chaoten, die aus der anonymen Masse heraus agieren. Deshalb sage ich, es hat weniger mit Fußball zu tun als mit einem generellen gesellschaftlichen Trend hin zu mehr Gewalt - gerade gegen Polizisten.

Emgenbroich: Große Massen von Menschen bieten solchen Störern generell eine Gelegenheit. Aber natürlich ist es auffällig, dass in der letzten Zeit die Polizeieinsätze bei Fußballspielen in NRW zunehmen - und nachher lange öffentlich diskutiert werden. Das Verhältnis von Fans und Polizei ist gespannt. Auch weil die Fans als alleinige Aggressoren dargestellt werden. Da wird es von einigen erst recht als Drohgebärde aufgefasst, wenn die Polizei mit zahlreichen Beamten in Kampfanzug auftritt.

Emgenbroich: Sicherlich. Aber da unsere Vorwarnungen und Hinweise schon bei Sicherheitsbesprechungen nicht ernstgenommen werden, wodurch man etwa beim Spiel gegen Berlin einiges hätte verhindern können, will ich dazu eigentlich nichts sagen.

Emgenbroich: Ich bin völlig sicher, dass dieses Spiel eine Ausnahme war und auch bleiben wird.

Emgenbroich: Ich erlebe bei den Fans gerade das genaue Gegenteil: Sie überlegen selbst, wie sie diese Störer loswerden können. Da wird es einen Selbstreinigungsprozess geben.

Emgenbroich: Ich habe das Konzept einer Fan-Abteilung beim Verein vorgelegt, bei der Fans in Arbeitsgruppen mitwirken. Es gibt schon eine Selbstregulierung, weil Fans als Ordner im Stadion eingesetzt werden. Daraus könnte man ein richtiges Volunteer-Programm machen. Außerdem könnten wir durch ein Fan-Haus an der Arena verhindern, dass sich Fans an Gaststätten wie der Kastanie ballen - und mit gegnerischen Fans zusammenprallen. Und was Strafen für Chaoten angeht: Ich denke schon, dass diese Leute ein Stadionverbot sehr treffen würde.

Emgenbroich: Oh ja, ich sehe die Politik in der Verantwortung - etwa bei der Unterstützung des Fanprojektes. Die Stadt hat aber auch die geeignete Institution, um an einem Runden Tisch Verein, Polizei und andere Akteure zusammenzubringen: den Kriminalpräventiven Rat. Denn uns fehlt bislang ein gemeinsames Konzept. Eine kurze Einsatzplanung vor dem einzelnen Spiel - das kann auf Dauer nicht genug sein. Auf Einladung des DFB bin ich übrigens im Juni bei einem Fachforum zum Thema "Abbau Feindbild Polizei". Eine gute Idee, hoffentlich bringt es etwas.

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