14 Tage Wehrhahn-Linie: Eine Bilanz

Seit zwei Wochen ist die neue U-Bahn in Betrieb. Wir haben uns angeschaut, wie es funktioniert — und wo nachjustiert wurde.

Einfahrt in den Tunnel in Bilk. Foto: Wolff

Einfahrt in den Tunnel in Bilk. Foto: Wolff

Foto: Christoph Wolff

Düsseldorf. Die vielleicht erstaunlichste Erkenntnis, die sich nach zwei Wochen Wehrhahn-Linie — Achtung, Wortspiel! — Bahn bricht, ist, dass die Düsseldorfer offenbar schon ein emotionales Verhältnis zu ihrer neuen U-Bahn aufgebaut haben. Das jedenfalls hat Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher beobachtet: „Ganz viele Düsseldorfer sind stolz auf die schicken neuen U-Bahnhöfe. Die Kunst kommt gut an und viele haben die Wehrhahn-Linie schon regelrecht ins Herz geschlossen. Da wird von ,Unserer’ U-Bahn gesprochen.“ Ähnliches hat Verkehrsamtsleiterin Andrea Blome beobachtet: „Wenn man den Leuten in der Bahn zuhört, dann hört man auch manche, die skeptisch sind, so nach dem Motto ,Musste das alles sein?’ — aber die meisten sind auch regelrecht begeistert.“

14 Tage Wehrhahn-Linie: Eine Bilanz
Foto: JM

Begeisterung allerdings ist das eine, das andere ist, ob auch alles gut funktioniert. Die WZ zieht nach zwei Wochen eine erste Bilanz.

14 Tage Wehrhahn-Linie: Eine Bilanz
Foto: Zanin, Wolff

Ein- und Ausfahrt Eine der wichtigsten Fragen im täglichen Betrieb ist, ob die Züge in Bilk und am Wehrhahn zügig in den Tunnel bzw. herausfahren können. Wenn es bei Ein- oder Ausfahrt zu längeren Verzögerungen kommt, sind die Fahrzeitgewinne rasch perdu. In der Tat ist es bisher vor allem in Bilk zu Problemen gekommen. Schumacher spricht von „Zeitverzug durch eine verzögerte Signalanforderung“. Im Klartext heißt das: Zeitweise mussten die Bahnen vor der Einfahrt in den Tunnel warten — und fuhren dann auch nur sehr langsam in die Röhre hinein. Inzwischen wurde nachgebessert: „Die Signalsteuerung wurde so geändert, dass die Züge flüssiger und mit höherer Geschwindigkeit in den Tunnel fahren können“, sagt Schumacher. Auch an der Rampe Wehrhahn habe es eine solche Optimierung gegeben.

Verspätungen Größere Probleme mit Verspätungen sind (abgesehen von Einzelereignissen) bisher nicht bekannt. Die schraffierte Spur auf der Grafenberger Allee, die seit kurzem nur noch von Bahnen, nicht aber von Autos benutzt werden darf, hat sich laut Schumacher „bisher bewährt“.

Rolltreppen und Aufzüge Inzwischen sollen alle Anlagen (bis auf zwei Fahrstühle im Bahnhof Heine-Allee) reibungslos funktionieren. Gehakt hat es anfangs vor allem bei einigen Rolltreppen. Manche liefen gar nicht, andere blieben abrupt stehen. Schumacher erklärt: „Bei einem Teil der Rolltreppen musste die Software nachjustiert werden. Die waren zu sensibel eingestellt. Da haben schon etwas festere Schritte gereicht, dass sich die Anlage abschaltet.“

Nicht so schnell behoben werden kann der Umstand, dass die Düsseldorfer die international gültige Rolltreppen-Regel: „Links gehen, rechts stehen“ nicht kennen. „Das ist mir neulich an der Heinrich-Heine-Allee passiert. Oben zeigte die Tafel an, dass meine Bahn in einer Minute fährt“, erzählt Stadtsprecher Manfred Blasczyk. „Aber auf der Rolltreppe, die dort ja doch recht lang ist, war kein Durchkommen. Da wird man schon leicht nervös.“ Dieses Phänomen ist freilich nicht neu und etwa an der Station Steinstraße/Kö seit Jahren zu beobachten.

Kapazitäten Während es auf der Stammstrecke der Wehrhahn-Linie jetzt deutlich mehr Kapazitäten gibt (längere Züge, häufigerer Takt), sind sie an anderen Stellen teils ausgedünnt worden. Das betrifft etwa die Achse Graf-Adolf-Straße (Hbf bis Landtag), wo in den Verkehrsspitzen weniger Bahnen fahren. Die Rheinbahn versucht das dadurch zu kompensieren, dass sie auf der Linie 706 längere Züge einsetzt werden als früher. Die allerdings wurden von der Linie 701 abgezogen, wo jetzt kürzere Fahrzeuge unterwegs sind. Tatsächlich erreichte die WZ auch eine Leserbeschwerde deshalb: Im Berufsverkehr sei es in der 701 bisweilen unerträglich voll. Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher versichert: „Wir schauen uns das genau an — und werden gegebenenfalls noch nachsteuern.“

U-Bahn-Schilder Auffällig ist, dass keine der neuen Stationen bisher ein „U“-Schild hat, die oberirdisch auf die Existenz eines U-Bahnhofes hinweise. Laut Stadt werden aber in Kürze welche installiert.

Entfernte Haltestelle Auf der Breite Straße/Ecke Benrather Straße ist sogar schon eine alte Straßenbahnhaltestelle mitsamt der Verkehrsinsel komplett entfernt worden. Grund war hier der enge Straßenzuschnitt: neben der Haltestelle konnten früher keine zwei Autos nebeneinander stehen. Durch die Entfernung der Haltestelle ist jetzt genug Platz. An den anderen Orten aber werden die alten Stationen erst entfernt, wenn die Straßenzüge insgesamt neu gestaltet werden — also erst ab 2018.

Sauberkeit Die Stationen sind zwar schön hell, aber dadurch auch anfällig für Dreck. An einigen wenigen Stellen sind auch schon regelrechte Flecken zu sehen. Schumacher sagt: „Wir beobachten das und werden bei Bedarf den Reinigungsturnus hochfahren.“

Kunsterklärung Bisher gibt es nur in der Station Benrather Straße Hinweise auf das Kunstkonzept der Station sowie den Künstler, der es erdacht hat. Das soll es künftig auch in den anderen Bahnhöfen geben. Laut Blome wird es zudem so genannte QR-Codes geben. Damit kann man sich mit wenigen Klicks Infos zu den Kunstkonzepten aufs Handy holen.

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