100 Jahre Erster Weltkrieg: Mit lautem „Hurra“ in die Katastrophe

Rund 10 000 Düsseldorfer kamen im Krieg ums Leben.

100 Jahre Erster Weltkrieg: Mit lautem „Hurra“ in die Katastrophe
Foto: Stadtarchiv

Düsseldorf. Begleitet von großem Beifall und „unaufhörlichen Hurrarufen der Massen auf beiden Seiten der Straße“, so berichteten die Zeitungen vom Ausrücken des Ulanenregiments Nr. 5 aus der Derendorfer Kaserne am 2. August 1914. Düsseldorf wurde zu einem Nachschub- und Lazarett-Zentrum für die Westfront und wuchs zu einer der größten deutschen Waffenschmiede heran. Das innere Leben der Stadt wurde in den nicht erwarteten vier Kriegsjahren vollends in die Umklammerung genommen.

Unter den vielen Millionen Toten des Ersten Weltkriegs befanden sich bei Kriegsende auch etwa 10 000 Düsseldorfer. Hinzu kam eine vierstellige Anzahl von Menschen, die aufgrund der schlechten Versorgungslage an unterschiedlichen Krankheiten zusätzlich in der Stadt verstarben. Erste Verwundetentransporte trafen schon am 19. August in der Stadt ein und alle Krankenhäuser, sowie von Privatpersonen eingerichtete Reservelazarette, standen von nun an verstärkt den Soldaten zur Verfügung.

100 Jahre erster Weltkrieg - Bilder aus dem Stadtarchiv
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In den anfänglichen Jubel über erste Siege mischten sich auch immer Forderungen, in Geschäften und Restaurants ausländische Begriffe einzudeutschen. So sollten sich Frauen „deutsch kleiden“ und Werbeschriften kursierten, um „ . . .zum Siege des schlichten und wahren deutschen Wortes in schicksalsschwerer Zeit beizutragen“. Erbeutetes Kriegsgerät wurde auf öffentlichen Plätzen, als Untermalung eines äußerlichen „Kriegs-Taumels“, zur Schau gestellt und am Hansaplatz baute man komplette Schützengräben nach und informierte über den „Stellungskrieg“.

Schon Ende 1915 mussten etwa 90 000 Einwohner von der Stadt Düsseldorf im Rahmen von Kriegsunterstützung finanziell unterstützt werden, nur die Hälfte davon bekam die Stadt vom Reich erstattet. Wohltätigkeitsveranstaltungen und Sammlungen, einerseits zur Verwundetenversorgung und andererseits zur Kriegsunterstützung, bestimmten das Alltagsleben mit.

Der Arbeitsmarkt änderte sich in den andauernden Kriegsjahren, viele Produktionsstätten ruhten, stellten ihre Arbeit völlig ein oder schnell auf Kriegsindustrie um, so dass die Arbeitslosigkeit nicht ganz so beträchtlich ausfiel. In den Rheinmetall-Werken wurden bei Kriegsende über 48 000 männliche und weibliche Arbeitskräfte gezählt.

Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus von Deutschland besetzten Gebieten ersetzten fehlende Arbeitskräfte in den Düsseldorfer Belegschaften. Der länger anhaltende Krieg führte zu extremen Versorgungsengpässen und 1917 entlud sich die Stimmung in der Düsseldorfer Bevölkerung u.a. in Plünderungen von Lebensmittelläden, für die Niederschlagung der Unruhen wurde stationiertes Militär herangezogen. Der sogenannte Steckrübenwinter 1916/17 ist der schreckliche Höhepunkt der Versorgungslage in der Stadt, auch geregelte Lebensmittelzuweisungen oder „Kriegsküchen“ verhinderten die großen gesundheitlichen Schäden kaum.

Die revolutionäre Stimmung, in die sich zunächst auch die riesigen Sorgen der Frontheimkehrer mischten, begann zunächst ruhiger als in anderen Städten. Dann aber wollten die Spartakisten, radikale Mitglieder des Arbeiterrates, im Januar 1919 nach russischem Muster die Revolution in der Stadt vorantreiben und es folgten blutige Zusammenstöße mit Gegendemonstranten, in deren Verlauf es Tote und Schwerverwundete gab.

Die heftigsten Kämpfe tobten am 13. April 1919 in Oberbilk, als die Spartakisten von mittlerweile eingerückten Freikorps-Truppen niedergekämpft wurden. 1921 wurde das ganze Düsseldorfer Stadtgebiet von französischen, belgischen und vereinzelten britischen Truppen besetzt - als „Faustpfand zur Durchsetzung alliierter Reparationsforderungen“.

“ Thomas Bernhardt ist Mitglied der Geschichtswerkstatt und Info-Scout.

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