ÖPNV Wupsi fährt billiger als Wiedenhoff

Bei einer Direktvergabe der bisherigen Wiedenhoff-Linien an die Wupsi sparen Kreis und Leverkusen jährlich 1,4 Millionen Euro.

ÖPNV: Wupsi fährt billiger als Wiedenhoff
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Noch ist die Entscheidung über die Zukunft der bisherigen Buslinien des Unternehmens Wiedenhoff nicht gefallen. Aber aus Burscheid ist kein politischer Widerstand gegen die geplante Direktvergabe an die Kraftverkehr Wupper-Sieg (Wupsi) zu erwarten. Zu schwer wiegt das Kostenargument.

Dezernent Thomas Merten, beim Kreis zuständig für den öffentlichen Nahverkehr, erläuterte im Hauptausschuss die Pläne des Kreises, ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016 die bisherigen Wiedenhoff-Linien 240, 250, 252, 255 und N8 der öffentlich-rechtlichen Wupsi zu übertragen.

Nach Ausflügen in das EU-Recht und Erklärungen, warum die Vergabe an ein 100-prozentiges kommunales Unternehmen (die Wupsi gehört dem Kreis und der Stadt Leverkusen) rechtens sei, kam Merten dann zum Kernpunkt der Entscheidung: Wiedenhoff erhält von Rhein-Berg und Leverkusen einen jährlichen Zuschuss zur Kostendeckung, die Wupsi hat erklärt, die Linien auch ohne diesen Zuschuss betreiben zu können. Rhein-Berg und Leverkusen würden so jährlich 1,4 Millionen Euro sparen.

Damit ist das alte Credo, private Unternehmen seien stets günstiger als kommunale, hinfällig. Die Wupsi hat seit 2002 eine harte Restrukturierung hinter sich und es so geschafft, die kommunalen Zuschüsse von 8,6 auf 4,3 Millionen Euro zu drücken.

Wiedenhoff sieht 140 Arbeitsplätze in Gefahr, eine Zahl, die Wupsi-Vorstand Marc Kretkowski bezweifelt: „Für den Linienverkehr sind nach unseren Berechnungen 50 bis 60 Fahrer notwendig. Und sollte es zur Übernahme kommen, würden wir natürlich auch gerne Fahrer übernehmen.“

Auch der Kauf von Fahrzeugen und die Anmietung von Stellflächen auf dem Wiedenhoff-Gelände in Heide sind für den Wupsi-Chef denkbar, ebenso die Übernahme der Konzession für den Bürgerbus samt Suche nach einem günstigen Standort. Entsprechende Sorgen waren im Burscheider Hauptausschuss geäußert worden.

Die von Wiedenhoff ins Feld geführte Verteilung der Einnahmen des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) zuungunsten der ländlichen Region ist aufgrund eines Rechtsstreits noch nicht in Kraft, beträfe aber die Wupsi genauso und hat mit der Entscheidung zwischen Wupsi und Wiedenhoff daher nichts zu tun. „Wir müssten bei einer entsprechenden Gerichtsentscheidung auch einen Teil der Einnahmen seit 2009 zurückzahlen und bilden dafür jedes Jahr Rücklagen in Höhe von 1,5 Millionen Euro“, sagt Kretkowski. Das Angebot zur Übernahme der Wiedenhoff-Linien basiere aber schon auf dem ungünstigeren Verteilschlüssel.

Man habe immer ein sehr gutes Verhältnis zu Wiedenhoff gehabt, versichern Merten und Kretkowski. Auch sei man sich der Folgen für die Gewerbesteuer in Burscheid bewusst, so Merten. „Aber aus meiner Sicht hat Wiedenhoff die Entwicklung versäumt, Kosten einzusparen“, sagt Wupsi-Chef Kretkowski.

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