Wohnmobilisten sind bei jedem Wetter unterwegs

Solinger Club hat mehr als 30 Mitglieder. Jedes von ihnen gestaltet die kalte Jahreszeit im Zuhause auf vier Rädern anders.

Bergisches Land. Die Gasheizung läuft und im Nu breitet sich eine wohlige Wärme in den vier Wänden von Joachim Krebs aus. Die haben vier Räder und standen schon an allen möglichen Orten. In Deutschland, aber auch darüber hinaus. Sobald Schnee liegt, möchte Krebs ins Sauerland zum Skifahren. Und für März steht der erste größere Winterurlaub in Österreich an.

Es ist urgemütlich in dem winzigen Raum, in dem jeder Quadratzentimeter genutzt ist, um alles unterzubringen, was man für eine Urlaubsreise so braucht: Betten, Platz für Klamotten und Proviant, Tisch und Bank, Kühlschrank, Herd.

Seit acht Jahren sind der Rentner und seine Frau Christel mit ihrem Wohnmobil vom Typ Fiat Adria immer mal wieder auf Straßen unterwegs nach irgendwo. Beide genießen die Unabhängigkeit, finden es entspannend, nicht lange vorher eine Unterkunft buchen zu müssen.

So geht es auch den anderen 33 „Wohnmobilfreunden Solingen“, die sich vor sieben Jahren in einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben. Über die Hälfte der Mitglieder meldet ihr Mobil im Winter ab, erklärt Walter Ditgens, der vor acht Jahren den Club ins Leben gerufen hat. Um ein Forum zum Austausch zu schaffen, um sich gegenseitig Tipps zu geben, um einfach eine nette Gemeinschaft zu haben.

Viele verbänden mit dieser Art des Urlaubs auch die Möglichkeit, sich oft draußen um das Mobil herum aufhalten zu können: beispielsweise beim abendlichen Grillen im Freien oder dem Frühstück draußen. Ein Paar nutze seinen beruflichen Ruhestand, um den ganzen Winter über mit seinem Wohnmobil in Spanien zu verbringen. „Sie kommen erst wieder, wenn hier die Saison wieder anfängt, also so um Ostern herum.“

Tatsächlich seien viele Standplätze für Wohnmobile im Winterhalbjahr geschlossen, erzählt Ditgens. An der Mosel und am Rhein etwa bestehe Überflutungsgefahr. Seit über 30 Jahren ist Ditgens begeisterter Wohnmobilist. „Die Kinder sind inzwischen flügge und fahren nicht mehr mit“, erzählt der selbstständige Grafiker, der mit seiner Frau zusammen arbeitet. Deshalb haben die beiden sich mittlerweile „kleiner gesetzt“: Ihr Fiat Possel sei optimal für zwei Personen.

Nicht geändert hat sich die Lust, nahezu jedes Wochenende woanders hinzufahren. „Als Selbstständiger habe ich mir so lange am Stück weg zu sein nicht erlauben können, und so war und ist unser Radius auch nicht so groß.“ Oft ging und geht es zum Beispiel ins Münsterland und für den Dezember ist ein Wochenende in Bad Neuenahr/Ahrweiler geplant. „Zum dortigen Weihnachtsmarkt. Aber auch, um zu wandern. Das machen wir sehr gerne“, erzählt Andrea Ditgens, für die kältere Temperaturen und frühe Dunkelheit kein Grund sind, das Wohnmobil zu Hause stehen zu lassen. Immer dabei ist Dackel Leo. Auch die Hunderasse sei inzwischen kleiner, meint die Mittfünfzigerin lächelnd. „Früher hatten wir immer zwei große Hunde. Auch die waren ein Grund, warum das Reisen im Wohnmobil so gut zu unserer Familie passte.

Joachim Krebs und seine Frau wurden erst im Rentenalter vom Wohnmobilvirus gepackt. „Dafür ist aber jetzt die Leidenschaft umso größer.“ So hat jeder der Wohnmobil-Fans, die sich alle vier Wochen zum Stammtisch im Gasthaus Löhdorf treffen, seine eigene Geschichte. Die 17 Wohnmobile werden von 35 Fahrern und Beifahrern bewegt. Und natürlich gibt es auch gemeinsame Fahrten.

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