Glosse Wenn die Oma vom Esel fällt

Ein denkwürdiger Fahrraddiebstahl in der Innenstadt

Glosse: Wenn die Oma vom Esel fällt
Foto: Polizei

Burscheid. Es gibt Geschichten, die bewegen sich außerhalb unseres Vorstellungsvermögens. Aber inzwischen hat die Polizei bestätigt: Doch, doch, so habe sich das alles zugetragen. Es geht um Drahtesel, Esel und eine bemitleidenswerte Oma. Aber der Reihe nach.

Am Montagabend gegen 18 Uhr vermisste eine Burscheiderin in der Innenstadt ihr Fahrrad. Die alarmierte Polizei begab sich auf Spurensuche und entdeckt unweit des letzten Abstellortes einen handgeschriebenen Zettel: „hab mir ihr Fahrrad ausgeliehen, weil sehr wichtig. meine oma ist vom esel gefalen“, konnte man darauf in eigenwilliger Rechtschreibung lesen, die zweifelsohne der Dramatik des Moments geschuldet war. Namentlich gezeichnet hatte den Zettel ein Nachbar der Fahrradbesitzerin.

Die Sache mit dem Esel und der Oma wirft ein paar Fragen auf, weshalb die Beamten zur Klärung versuchten, diesen Nachbarn zu erreichen, jedoch vergeblich. So blieb dem hilfreichen Enkel eine Strafanzeige wegen des Verdachts des Fahrraddiebstahls nicht erspart.

Vier Stunden später nun allerdings meldete sich die Geschädigte erneut bei der Polizei. Das Fahrrad sei wieder da — benutzt, aber unbeschädigt. Auch der neuerliche Versuch der Polizei, den Nachbarn jetzt befragen zu können, schlug wiederum fehl, weshalb die endgültige Klärung des Sachverhalts dem eingeleiteten Ermittlungsverfahren überlassen bleibt.

Von außen betrachtet, scheint das Ganze aber durchaus plausibel. Vier Stunden, um mit dem Fahrrad die womöglich außerhalb gelegene Absturzstelle zu erreichen, die Oma dann auf dem Gepäckträger ins Krankenhaus zu transportieren und die notwendigen Untersuchungen abzuwarten, sind ein angemessen klingender Zeitraum.

Womöglich hat die Oma den Sturz aber auch unbeschadet überstanden und dem Enkel blieb nur die Aufgabe, dem Esel die Leviten zu lesen. Das kann bei der sprichwörtlichen Störrigkeit der Lasttiere sicherlich auch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.

Nicht gänzlich auszuschließen ist schließlich die Variante, dass die Oma in Wirklichkeit das Fahrrad der Nachbarin geklaut hat, damit anschließend gestürzt ist und der fürsorgliche Enkel das ganze Schlamassel aus Gründen der familiären Verbundenheit auf die eigene Kappe nehmen wollte.

Wer in dieser Gemengelage am Ende den größten Schaden zu tragen hat, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehen. Wir wünschen allen Beteiligten daher ganz unvoreingenommen: Erholen Sie sich gut von diesem Schrecken!

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