Wenn die Frikadelle ein exotisches Gericht ist

Was in der deutschen Küche verwertet und gekocht wird, lernen Migranten derzeit bei Hannelore Schmiss im Interkulturellen Kochkurs der Evangelischen Kirchengemeinde.

Wenn die Frikadelle ein exotisches Gericht ist
Foto: D. Siewert

Burscheid. Am Montag vergangener Woche zog Frikadellen- und Gemüseduft durch die Küche der evangelischen Kirche Dünweg. Für die aktuelle Kochstunde waren diesmal völlig andere Nahrungsmittel bei der Freitags-Tafel übrig geblieben. So wurden aus einigen Kilo hellem Brot im speziellen Bratverfahren „Arme Ritter“, und die Äpfel aus der großen Kiste zu urgesundem Apfelmus.

Der Montagvormittag von 9.30 bis 13 Uhr ist seit wenigen Wochen ein interessanter Anlaufpunkt für ausländische Mitbürger, die gerne erfahren möchten, was und wie in deutschen Küchen Esswaren verwertet, gekocht, gebraten oder gedünstet werden. Was Predithelferin Hannelore Schmiss, der Initiatorin dieses sogenannten Info-Kochens, wichtig ist: Die Teilnehmer bekommen hier praktischen Unterricht, wie bereits nicht mehr ganz taufrische Zutaten noch einwandfrei bearbeitet werden können. Welche Dinge für das Menue zur Verfügung stehen, richtet sich also ganz danach, was als verwertbar noch übrig bleibt, wenn alle Kunden der Tafel ihren Einkauf nach Hause getragen haben. Manchmal bleiben die verschiedensten Gemüsesorten, dann wieder Kartoffeln oder Salatköpfe.

Sobald sich im Gemeindesaal in Dünweg genug Hände eingefunden haben, wird die Zubereitung gestartet. Nicht nur die Frauen, auch Männer fragen: „Wo können wir helfen?“ Als küchen-versiert entpuppte sich Jashim Bepari (36). Gebürtig in Bangladesch, war er unter anderem im griechischen Mykonos ein halbes Jahr in einem großen Touristen-Restaurant als Koch tätig und ebensolange in einem Unternehmen in Athen. Er hantiert mit Töpfen, Geschirr und Werkzeugen auf sehr professionelle Art und kennt sich mit vielen internationalen Spezialitäten aus. Seine Hoffnung ist: nach bestandener Deutsch-Prüfung einen entsprechenden Job in der Hotelbranche zu finden.

Dass aus der respektablen Menge Brotscheiben — gewälzt in gewürzter Milch-Eiweiß-Tunke — in der Pfanne eine der süßen Varianten von „Armen Rittern“ wurde, war für ihn eine schnell gelernte Abwechslung. Unter diesem lustigen Namen konnte er und auch die vier Damen in der Küche sich nichts vorstellen, und es war auch nicht wichtig. Geschmeckt haben sie allen, ebenso wie Jashims pikanter, gemischter Salat.

Viele Hände sorgten dafür, dass alles wieder sauber zurückgelassen wurde. Die zwischenkulturellen Gespräche verliefen locker und heiter, ohne große Verständnisprobleme; obwohl die Gäste in bunter Reihe am Tisch saßen: Flora aus Kasachstan, das syrische Ehepaar Yasser und Ferial Alsulaiman mit dem jüngsten ihrer Kinder, und Susan Mohamed.

Wie die Zusammensetzung und der Materialbestand am nächsten Montagvormittag sein wird, ergibt wieder eine Überraschung und eine Herausforderung für die Organisatorin.

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