Von den Bermudas zum Klassentreffen

Ein nicht alltägliches Zusammentreffen. 50 Jahre nach der Entlassfeier reiste Renate Muirhead über 6000 Kilometer zu ihren ehemaligen Klassenkameraden.

Von den Bermudas zum Klassentreffen
Foto: Doro Siewert

Burscheid. 6283,48 km Luftlinie zog es Renate Stahlberg im Jahr 1974 von Nordrhein-Westfalen fort zu den Bermuda Inseln! Von dort kam sie am Samstag für einem Kurzbesuch zurück, stieg in Ulm zu ihrer Schwester Angelika ins Auto und wurde beim Klassentreffen im Restaurant Korfu von ihren früheren Mitschülerinnen und -schülern mit „Hallo“ begrüßt.

Auch die beiden anwesenden Lehrer erinnerten sich noch lebhaft an die quirlige junge Frau, die das Schuljahr 1965/66 in der Realschule verbrachte. Sie erlebte also nur den Abschluss ihrer Schulzeit im bergischen Burscheid, und trotzdem zieht es sie immer wieder gerne dort hin?

Von ihrer abwechslungsreichen, eher abenteuerlichen Kindheit und Jugend erzählte sie selbst in völlig akzentfreiem Deutsch: „Mein Vater wurde durch seine Aufgabe bei der Bundeswehr oft in eine andere Stadt versetzt. Meine Schwester und ich waren es gewohnt, in den Klassen vieler Schulen zu sitzen. Als mein Vater verstarb, musste ich in Ahrweiler eine längere Zeit in einem Nonnenkloster aushalten. Das habe ich aber aus eigenem Willen abrupt beendet.“

In Burscheid fand sie einen Platz in dem damaligen Internatsgebäude am Schulberg. 1965 wechselte sie dann in die Realschule direkt nebenan. „Von Anfang an fühlte ich mich dort aufgehoben und konnte meinen Abschluss in Ruhe machen.“

Und dann zog es sie erneut in die weite Welt. „Um meine Englischkenntnisse zu erweitern, war ich ein Jahr in Großbritannien, wollte aber immer schon in die USA auswandern. Nach einer Zwischenzeit in Dortmund als Dolmetscherin für die da stationierte britische Polizei kam ein sehr gutes Job-Angebot von der britischen Kronkolonie Bermuda. Ich konnte in einer großen Erdöl-Firma verantwortliche Aufgaben übernehmen.“

Auch privat machten sich ihre Wege seitdem an den atlantischen Inseln fest. Sie heiratete einen Briten mit irischer Abstammung und heißt seitdem Renate Muirhead.

Die Verbindungen der Familie Muirhead zu Deutschland sind in all den Jahren nicht abgebrochen. Besuche bei Mutter und Schwester in Ulm - die Freunde aus der Dortmunder Zeit und nicht zuletzt hier und da das Treffen mit ihren früheren Burscheider Schulfreunden. Doch zurück nach Deutschland möchte Renate Muirhead nicht. „Trotz aller Liebe zu diesen schönen Erlebnissen, ist und bleibt meine neue Heimat dort, wo ich nun seit 42 Jahren zu Hause bin.“

Unter den fröhlichen Erinnerungs-Austauschern waren auch zwei Ehepaare, die mit derm gleichen Empfinden Burscheid verbunden sind. Waltraud und Rosemarie Zeitschner sind in Dierath geboren, Herbert und Wolfgang Oerder in Burscheid Mitte. Als die beiden Zwillingspaare zur Realschule wechselten, saßen alle vier in derselben Klasse. Waren sie während der Schuljahre auch nur uninteressante Sitznachbarn, änderte sich das in der Zeit ihrer beruflichen Kontakte. Waltraud, Rosemarie und Herbert arbeiteten in der Opladener Stadtverwaltung, Wolfgang in der Kreisverwaltung Rhein-Wupper. So kam sich näher. Waltraud und Wolfgang wurden ein Ehepaar, Rosemarie und Herbert taten es ihnen gleich.

Hatte einer der Vier jemals den Wunsch, auch in die weite Welt auszuwandern? Waltraud lächelte: „Wir gehören zum Burscheider Adel und bleiben, was wir sind.“

Dass in der Realschule schon immer eine internationale Luft wehte, bewies auch ein weiterer Gast. Wilhelm Ahlsson kam direkt aus Wien angereist. Der gebürtige Schwede besuchte die Realschule von 1961 bis 1964 und ist, wenn eben möglich, bei den nunmehr dreijährlichen Treffen dabei. Die Organisatoren des Abends, Bernhard Pautsch und Wolfgang Oerder waren rundum zufrieden mit dem Erfolg ihrer nicht einfachen Vorarbeit.

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