Vom Unternehmer zum Mönch

Pater Justinus Pech kommt sonntags von seinem Bochumer Kloster zu den Gottesdiensten in Burscheid und im Altenberger Dom.

Vom Unternehmer zum Mönch
Foto: Sarx

Burscheid/Altenberg. „Das sind beides sehr interessante Gemeinden - von den Menschen her und auch von der Architektur der beiden Kirchen. In Altenberg habe ich einen Gottesdienst mit zehn Ministranten erlebt, das hat mich beeindruckt. Das Engagement finde ich klasse. In Burscheid feierte ein Ehepaar Eiserne Hochzeit und bekam einen speziellen Hochzeitssegen. Beide waren sehr berührt und kamen mit ihren Kindern und Enkeln in die Kirche. So etwas finde ich toll“, fasst Pater Justinus Pech seine ersten Eindrücke von den Gottesdiensten im Bergischen Land zusammen. Der Zisterziensermönch wird alternierend sonntags in Burscheid und Altenberg sein.

Vom Unternehmer zum Mönch
Foto: Hohaus

Mönch ist der gebürtige Frankfurter seit elf Jahren. Sein Kloster in Bochum-Stiepel gehört zur Abtei Heiligenkreuz. Daneben gibt es noch Priorate im österreichischen Neustadt und in Neuzelle in der Niederlausitz. „Zunächst beginnt man für ein Jahr mit dem Noviziat, dem folgen drei Jahre lang die einfache Profess und am Ende steht die ewige Profess, mit der man sich auf ewig bindet“, erklärt Pech.

Nach dem Abitur hatte er zunächst in Frankfurt, Madrid und Leipzig Betriebswirtschaftslehre studiert, mit Diplom abgeschlossen, im eigenen Unternehmen gearbeitet und schließlich promoviert. Der Titel seiner Doktorarbeit lautete „Die Bedeutung der Wirtschaftsethik für die marktorientierte Unternehmensführung“.

Ein weiteres erfolgreiches Studium absolvierte Pech als Theologe, wo er während der Anfangszeit im Bochumer Kloster seinen zweiten Doktortitel machte.

Im Kloster übernahm er zwei Jahre lang die Aufgabe des Ökonoms. „Für mich war der Weg ins Kloster eine Berufung. Ich bin dem Weg Gottes gefolgt. Die monastische Gemeinschaft hat mich schon immer interessiert — es ist eine gesunde, gewachsene Gemeinschaft.“

Insgesamt gehören zu Abteil 100 Mönche aller Altersklassen, darunter auch acht die wie Pech noch keine 45 Jahre alt sind. „In so einer Gemeinschaft zu leben, ist etwas Besonderes und Schönes. Irgendwann stellt sich jedem die Frage, was er mit seinem Leben machen möchte und wem er im Leben dienen will. Mich hat diese Frage ins Kloster geführt, weil ich mein Leben dem Ruf Gottes widmen möchte.“

Im Klosterleben gibt es einen klar durchstrukturierten Tagesablauf: „Der Tag beginnt um 6 Uhr mit den frühen Gebetszeiten, den Vigilien und Laudes, später folgt die Heilige Messe und das Mittagsgebet zur sechsten und neunten Stunde. Um 18 Uhr bilden die Vesper und die Complet den Tagesabschluss.

Inzwischen leitet Pater Justinus Pech als außerordentlicher Professor das Institut für Führungsethik. Außerdem ist er in der zum Kloster gehörenden Hochschule mit ihren 250 Studenten am Lehrstuhl für Fundamentaltheologie tätig. „Titel sind in der Klostergemeinschaft nicht so interessant, da bin ich einfach Pater Justinus.“

Die Arbeit am Institut für Führungsethik ist Pechs Haupttätigkeit. „Das Interesse an Wirtschaftsethik ist in Zeiten des VW-Skandals und anderer Skandale sehr groß. Wir gehen dem Ganzen aus der wissenschaftlichen Perspektive nach. Das Fehlverhalten geht von Personen aus, die sich beispielsweise bestechen lassen. Wir bieten Führungskräften an, ihr eigenes Führungsverhalten zu hinterfragen. Dazu gibt es Seminare und Einzelcoachings.“

Der Altenberger Dom war über viele Jahrhunderte als Klosterkirche das Zentrum eines Zisterzienserklosters, der Abtei Altenberg. „Ich habe den Ort bei einer sehr intensiven Führung näher kennengelernt. Als Mönch fühle ich mich sehr geborgen, gerade die Architektur kommt einem sehr bekannt vor. Großartig finde ich auch die Akustik im Dom.“

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