Vom Hinterzimmer in den Bundestag

Christian Lindner holte mit der FDP in Wermelskirchen über 18 Prozent. Der gebürtige Wuppertaler ist in der Nachbarstadt aufgewachsen.

Vom Hinterzimmer in den Bundestag
Foto: Stratenschulte/dpa

Rhein.-Berg. Kreis. Christian Lindner war in dieser Woche wohl einer der gefragtesten Interviewpartner in Deutschland. Am Montag nach der Wahl war er nicht ans Telefon zu bekommen. Am Dienstagmorgen aber meldete er sich doch auf Anfrage der Redaktion.

Hätte ganz Deutschland so gewählt wie die Wermelskirchener, die FDP hätte ihr Ziel, drittstärkste Kraft zu werden, erreicht. Der in Wermelskirchen aufgewachsene FDP-Bundesvorsitzende holte in der Nachbarstadt sogar mehr Erst- (18,5 Prozent) als Zweitstimmen (18,2 Prozent). Ungewöhnlich für einen FDP-Politiker. „Ich bin wirklich sehr stolz und dankbar für das Ergebnis“, sagt Lindner, der in Wuppertal geboren, aber in Wermelskirchen aufgewachsen ist.

Die große Zustimmung erfreue ihn umso mehr, weil er in seinem Wahlkreis kaum für sich werben konnte. Vielleicht lag’s daran, mutmaßt der 38-jährige Lindner, weil er unter den im Wahlkreis Rhein-Berg angetretenen Direktkandidaten der erfahrenste Parlamentarier ist. „Ich sehe das Ergebnis der Erststimmen auch als Wertschätzung von 17 Jahren politischer Arbeit. Das motiviert mich“, sagt Lindner. In den vergangenen Jahren war er politisch kaum in der Heimat unterwegs. „Leider“, sagt er. Das soll sich ändern.

Als mögliches Regierungsmitglied oder gar Minister? Lindner geht davon aus, dass er sich künftig wieder häufiger im Rheinisch-Bergischen Kreis und Wermelskirchen blicken lassen kann. „Wir können dank des Wahlergebnisses die Arbeit nun wieder auf viel mehr Schultern verteilen“, sagt Lindner, dem in Wermelskirchen 3894 Wähler ihre Erststimme gaben, weil sie ihn persönlich in Berlin sehen wollen.

Dort wird er sich in den kommenden Wochen verstärkt aufhalten. „In den letzten vier Jahren habe ich nicht an Kabinettssitzungen teilgenommen, sondern mich vielmehr in Turnhallen, Hinterzimmern von Gaststätten und auf Marktplätzen aufgehalten“, sagt er und lacht. Das war keine vertane Zeit, wie sich am Wahlergebnis von Sonntag zeigt. Die Veranstaltungen in kleinem Rahmen nah an den Menschen, hätten ihn in der Zeit, in der die FDP nicht im Bundestag vertreten war, für die Probleme der Menschen sensibilisiert.

Wie geht es weiter? Es gäbe noch keinen Zeitplan für Gespräche mit den anderen Fraktionen. „Union und Grüne müssen sich jetzt erst sondieren“, meint er. Auf der einen Seite müssten CSU und CDU sich auf gemeinsame Standpunkte einigen, auf der anderen Seite gebe es bei den Grünen ebenfalls einen breiten politischen Spannungsbogen zwischen bei den Grünen. Derzeit baue die FDP wieder eine Bundestagsfraktion auf. Nach vier Jahren Abwesenheit im Bundestag, müsse man nun quasi von Null anfangen.

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