Unterwegs als Lernender und Lehrer

Seit September arbeitet Lukas Schrage (19) für das Kolpingwerk in Mexiko und berichtet in einem Blog darüber.

Burscheid. Zum 1. Juli 2011 soll die Wehrpflicht ausgesetzt werden und mit ihr zwangsläufig auch der Zivildienst. Lukas Schrage ist davon nicht mehr betroffen. Der 19-jährige Burscheider hat die Pflicht zu einer Chance gemacht: Seit September absolviert er beim Kolpingwerk im mexikanischen Bundesstaat Veracruz einen so genannten „anderen Dienst im Ausland“. Dahinter verbirgt sich ein einjähriger Zivildienstersatz.

Ganz unbekannt sind ihm Land und Sprache nicht. Zweieinhalb Jahre hatte Lukas als Kind schon einmal am Rande von Mexiko-Stadt gelebt, weil sein Vater damals für Bayer in Mexiko arbeitete. Dass er nach seinem Abitur in diesem Jahr am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Lützenkirchen dorthin zurückgekehrt ist, war dem Bedürfnis geschuldet, Auslandserfahrungen „unter völlig anderen Lebensbedingungen als in Deutschland“ zu sammeln.

Gelandet ist Lukas in Fortín in unmittelbarer Nachbarschaft zu Córdoba und etwa 130 Kilometer von der Küstenstadt Veracruz entfernt. In einem Blog (Internettagebuch) und einem ersten Quartalsbericht schildert der Abiturient sehr anschaulich seine Begegnungen mit der fremden Kultur, den Menschen, dem Essen, der Kolpingarbeit.

Der erste Monat war dem Kennenlernen vorbehalten: Besuche bei den kleinen Kolpingsfamilien und ihren Projekten in entlegenen Bergdörfern; Vorstellungsrunden bei den Kolpingjugenden, die im Gegensatz zu Deutschland unabhängig von den Kolpingsfamilien agieren; aber auch die Feiern zum mexikanischen Unabhängigkeitstag.

Dann war der Burscheider gefordert, sich Gedanken über seinen Beitrag zu der örtlichen Kolpingarbeit zu machen. „Zum Schluss hatte ich sechs Sachen, für die ich die Verantwortung habe.“ Die erste Aufgabe: ein Deutschkurs. Später sollen ein Schlagzeugkurs und Projekte vor allem für die Kolpingjugend folgen.

Seit November unterrichtet Lukas seine Heimatsprache — mit besonderen Herausforderungen: „Der Deutschkurs ist für jeden, der lesen und schreiben kann.“ Die Altersspanne liegt zwischen 8 und 65 Jahren, das Bildungsniveau der Teilnehmer ist vollkommen unterschiedlich. „Dadurch macht sich nach einem Monat ein leichter Teilnehmerschwund bemerkbar und ich hoffe, dass ich es schaffe, da irgendwie gegenzusteuern.“

Seine erste Zwischenbilanz fällt gleichwohl gut aus. „Vielleicht kann man es mit dem Essen vergleichen: Am Anfang bekam ich hier eine Suppe, die wirklich nicht lecker war. Inzwischen genieße ich so ziemlich alles, was man hier vorgesetzt bekommt. Nun blicke ich erwartungsvoll und neugierig auf die nächsten Monate.“

Weihnachten wird Lukas bei einer Freundin verbringen — und Temperaturen von über 25 Grad. „ Ich komme trotzdem nicht drum herum, denjenigen ein wenig zu beneiden, der, vielleicht sogar eingeschneit, Heiligabend mit seiner Familie verbringen kann.“

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