Unfall: Polizei ortet mehrere hundert Mobiltelefone

Die Handybesitzer sollen zum Unfall vom 22. Februar aussagen. Damals war ein 21-Jähriger verstorben.

Burscheid. Bärbel Heinrichs bekam einen Schreck, als sie Ende der Woche einen Brief von der Polizei Köln bekam. „Im Verfahren gegen Unbekannt wegen Fahrlässiger Tötung bei einem Verkehrsunfall [ . . . ] sollen Sie als Zeugin gehört werden“, steht auf dem Papier.

Hintergrund sind Ermittlungen rund um den schweren Verkehrsunfall am 22. Februar auf der A 1, bei dem ein 21-Jähriger ums Leben kam. Der FDP-Politiker und Vizepräsident des Europaparlaments, Alexander Alvaro, sowie zwei weitere Jugendliche wurden schwer verletzt.

Die Polizei fahndet nach wie vor nach dem Fahrer eines schwarzen Audi A 1. Den Beamten liegt eine Aussage vor, nach der der unbekannte Fahrer den Unfall verursacht haben könnte. Die Polizei möchte nichts unversucht lassen und hat deshalb Briefe verschickt, wie ihn Bärbel Heinrichs bekommen hat. Allerdings nicht an einzelne, sondern gleich an mehrere hundert Personen.

Das bestätigt Christoph Gilles, Pressesprecher der Polizei Köln, auf Nachfrage des BV. Betroffen sind alle, deren Mobiltelefon „zeitlich nah zur Unfallzeit im größeren Umfeld der Unfallstelle festgestellt“ wurde. „Das ist schon ein Hammer, dass in die Privatsphäre von so vielen Leuten eingegriffen wird“, sagt Bärbel Heinrichs. Natürlich wolle sie letztendlich aber auch, dass der Unfallhergang aufgeklärt wird.

Aufgrund der laufenden Ermittlungen wollte sich Christoph Gilles nicht zu technischen Detailfragen der Ortung äußern — etwa, ob nur Telefone ermittelt wurden, die zur Unfallzeit tatsächlich benutzt wurden. „Es handelt sich dabei allerdings um einen üblichen Vorgang bei solchen Ermittlungen“, sagt Gilles.

Ähnliche Ortungen würden bei jedem schweren Verkehrsunfall, bei dem ein Fahrer gesucht wird, durchgeführt — „egal, ob Politiker oder Normalbürger betroffen sind.“ Damit widerspricht Gilles vehement Mutmaßungen, die Massenortung sei allein aufgrund der Verletzung des 37-jährigen Politikers Alvaro durchgeführt worden.

Der Pressesprecher machte auch deutlich, dass jeder, der einen Brief bekommen hat, diesen ausgefüllt zurücksenden muss, da es sich um eine Zeugenbefragung handelt. Es könne schließlich sein, dass jemand etwas gesehen hat, sagt Gilles.

Und Bärbel Heinrichs? „Ich lag im Bett und habe telefoniert, als der Unfall passiert ist“, sagt die 38-Jährige.

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