Staat soll mehr Geld in Schulen investieren

Der BV fragt, die Bundestagskandidaten antworten: Heute geht es um die Bildungschancen junger Menschen.

Staat soll mehr Geld in Schulen investieren
Foto: Ute Klein

Rhein.-Berg. Kreis. Bergische Wirtschaft und Universitäten beklagen oft die schlechte Qualifikation von Schulabgängern. Was kann der Bundestag tun, um die Bildungschancen junger Menschen zu verbessern? Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU) hält Bildung für Ländersache. „Wie es das Grundgesetz vorsieht. Gleichwohl könnten im Rahmen einer engeren Kooperation zwischen Bund und Ländern die Voraussetzungen für gute Bildungschancen junger Menschen verbessert werden.“ Im Hinblick auf Ausbildung und Studium müsse es vor allem um zentrale Kernfächer wie Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften, aber auch um Kompetenzen in der Nutzung neuer Medien gehen, findet Tebroke. Und: Er setzt sich für das mehrgliedrige Schulsystem ein: „Bildung gelingt am besten individuell und unter Nutzung der vielfältigen Schulformen, auch der Gymnasien, Realschulen und Förderschulen, die es zu erhalten gilt.“ Außer der Förderung von Studierenden seien die Rahmenbedingungen

für duale Ausbildung und Weiterbildung im Beruf im Sinne einer „höheren Berufsbildung“ zu verbessern. „Im Sinne eines lebenslangen Lernens brauchen wir eine nationale Weiterbildungsstrategie, die wir nur gemeinsam mit Arbeitgebern, Gewerkschaften und Bildungseinrichtungen entwickeln können. Nikolaus Kleine (SPD) antwortet auf die Frage nach den Bildungschancen knapp: „Bildung wird entscheidend in den Bundesländern geregelt. Der Bund kann jedoch durch Stärkungspakete die Bundesländer finanziell unterstützen.“ Christian Lindner (FDP) bezeichnet die Bildung als „Supermacht des 21. Jahrhunderts“: „Um Aufstiegschancen für jeden zu ermöglichen, wollen wir Deutschland an die Weltspitze der Bildungsnationen zurückführen“, hat sich der Liberale zum Ziel gesetzt. Erreichen könne man das, „indem der Bund endlich mehr Verantwortung bei der Finanzierung und Koordinierung der Bildung trägt“. Zudem ändere die Digitalisierung alles. Deswegen bräuchten alle Schulen Zugang zu schnellem Internet und jedem Kind müsse ein iPad zur Verfügung stehen. Informatik muss darüber hinaus als Fach eine wesentlich größere Rolle einnehmen. Und: „Beste Bildung benötigt beste Lehrer.“ Lindner fordert mehr Wertschätzung für den Beruf, beispielsweise durch bessere Bezahlung. Und es heißt auch, dass auf Lehramt Studierende durch eine frühe Praxisphase in der Ausbildung schnell erkennen können, ob dieser Job zu ihnen passt und was sie im Alltag vor einer Schulklasse wirklich brauchen. Maik Außendorf (Grüne) hält wie Hermann-Josef Tebroke Schulbildung ist in erster Linie für Landessache. „Der Bundestag kann und soll sich aber dafür einsetzen, dass Kooperationsverbot für den Bund aufzuheben, damit der Bund die Kommunen bei der Schulausstattung und Renovierung unterstützen darf. Außerdem fordern wir, dass der Bund die Ausbildungsbeihilfe vereinfacht und anhebt, um die Situation von Auszubildenden zu verbessern. Für Studierende muss das Bafög erhöht werden.“ Lucie Misini (Linke) findet, dass „in kaum einem anderen OECD-Land Bildung so stark von der Herkunft abhängig ist wie in Deutschland. Selbstverständlich brauchen wir in den Schulen mehr qualifizierte Lehrkräfte, es muss mehr Geld in die Bildung und natürlich auch in die Schulsanierungen gesteckt werden.“ Das alleine reiche aber nicht. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Bildungschancen nicht mehr vom Geldbeutel der Eltern abhängig sind, und dass es allen Menschen in unserem Land bessergeht. Wir Linke sehen das Leben eines Kindes als Gesamtheit.“ Joachim Orth (Freie Wähler) meint, dass „die schlechte Qualifikation“ nicht nur das Bergische, „sondern Deutschland ganz allgemein“, betreffe. Da Bildungspolitik Ländersache sei, bleibe dem Bund nur, die „Hardware“ zu unterstützen, „das heißt, Geld in Erneuerung der Schulgebäude zu stecken und dabei eine zukunftsfähige Infrastruktur zu schaffen. Das bekämpft aber nicht die Ursachen durch alte und unzeitgemäße Anforderungen in den Lehrplänen. Da es aber bei Finanzverhandlungen zwischen Bund und Ländern immer wie auf dem orientalischen Basar zugeht, besteht hier für den Bund die Möglichkeit, Geld nur dann für Schulen in die Länder zu geben, wenn man sich dort auf einheitliche Lehrpläne verständigt.“

Staat soll mehr Geld in Schulen investieren
Foto: dpa
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