Kasper König: "Der König der modernen Kunst"

Kasper König (66) muss sich mit Sparhaushalten anfreunden und dem Museum Ludwig eine Perspektive geben.

Köln. Bergischer Volksbote: Herr Professor König, wie beurteilen Sie die Zukunft Kölns als Kulturstadt?

Kasper König: Zurzeit gibt es erhebliche Schwierigkeiten in Köln einen städtischen Etat für 2010 und 2011 aufzustellen. Die Stadt muss Schulden abbauen, woraus sich eine problematische Situation auch für Kulturinstitutionen ergibt. Der Etat der Museen ist Anfang des Jahres um 12,5 Prozent gekürzt worden.

Das hat in unserem Falle zu einer Einsparung in Höhe einer halben Million geführt. Wir haben so für das laufende und das kommende Jahr geringere Planungssicherheit, was eine kontinuierliche Arbeit erschwert. Es ist bedauerlich zu sehen, dass Köln im Vergleich zu anderen Städten für die Kultur sehr wenig Geld aufwendet. Deshalb sind die Perspektiven derzeit ungünstig. Man muss aber strategisch langfristig denken, um dementsprechend handeln zu können und das Haus für die Zukunft abzusichern.

BV: Ihre erste Ausstellung in Köln war 2001 "Das Museum unsere Wünsche". Was konnte davon umgesetzt werden?

König: Das ist ein Motto, das für unsere Arbeit weiterhin gilt. Es betrifft, diejenigen, die das Museum durch ihre Steuern ermöglichen, aber auch uns, die wir hier im Museum arbeiten. Wir wollen, dass die Menschen das Museum aktiv für sich in Anspruch nehmen und eine kritische Solidarität dazu herstellen. Da sind wir auf einem guten Weg. 2012 werde ich eine Bilanz ziehen, die sich die erworbenen Werke aber auch auf die erfüllten Wünsche bezieht.

BV: Wie fällt Ihre persönliche Bilanz nach zehn Jahren als Direktor des Museums Ludwig aus?

König: Die fällt sehr erfreulich aus, auch wenn sie durch die aktuelle Entwicklung etwas gedämpft ist. Aber es gibt gute und weniger gute Zeiten, damit muss man leben. Trotzdem ist es bislang eine sehr positive Bilanz, aber die muss eben noch eine Perspektive bekommen.

BV: Welche Rolle hat ein Museum wie das Ludwig für das Image einer Stadt?

König: Wir haben nicht zuletzt wegen unserer herausragenden Sammlung und der vielen Ausstellungsaktivitäten, die sich von denen anderer Museen unterscheiden, eine wichtige übergeordnete Bedeutung für die Stadt. Dazu kommt, dass wir durch die zentrale Lage im Schatten des Doms und unmittelbar am Hauptbahnhof auch für weitgereiste Besucher oft einer der ersten Anziehungspunkte sind.

BV: Wie wichtig ist die Kunststiftung für das Museum?

König: Wir sind das erste Museum, das eine richtige und unabhängige Stiftung für die Erweiterung des Kunstbesitzes gegründet hat. Das hat sich als sehr positiv erwiesen, gerade auch jetzt in den schwierigen Zeiten. Das gibt uns eine größere Unabhängigkeit, wichtige Werkgruppen für die Sammlung zu erhalten.

BV: Wie beurteilen Sie die Kunst- und Galerieszene Kölns?

König: Die Vitalität, wie sie vor 25 Jahren bestand, ist in dem Maße nicht mehr gegeben. Die Galerieszene steht aber ökonomisch auf relativ guten Beinen und hat eine wichtige Funktion in der größten Stadt im Westen. Der Wind hat sich etwas gedreht, aber das Informationsniveau, das geboten wird, ist immer noch sehr hoch.

BV: Kunstausstellungen werden wie zuletzt bei Frida Kahlo in Berlin immer mehr zum Massenevent. Ist das eine Entwicklung, die Sie begrüßen?

König: Wir sind bemüht, innerhalb von anderthalb Jahren zwei Ausstellungen zu machen, die höchstes Niveau haben und zugleich auch populär sind. Das ruft Kunst immer wieder in das Gedächtnis der Menschen zurück und zeigt den Leuten, das hier ist ihr Museum. Solche Ausstellungen sind absolut notwendig. Allerdings müssen sie auch wirklich Substanz haben. Man darf nicht einfach einen populären Namen benutzen, ohne in die Tiefe zu gehen.

BV: Will ein Museum eine Perspektive haben, muss es die Jugend für sich begeistern. Ist Ihnen das im Ludwig gelungen?

König: Da sind wir extrem gut aufgestellt, weil wir ein komplexes Programm in diesem Bereich haben. Dazu gehören zum Beispiel die kunst:dialoge, bei denen Studenten der Kunstgeschichte einmal im Monat, auf Augenhöhe mit dem jungen Publikum, Kunst vermitteln. Das hat großen Erfolg und findet auf ungewöhnlich hohem Niveau statt. Wir haben so zu unserem Stammpublikum neue Besucher hinzugewinnen können.

BV: Wie sehen Sie im Kunstbereich die gerne beschworene Konkurrenz zwischen Köln und Düsseldorf?

König: Die Städte sind natürlich sehr unterschiedlich. Düsseldorf ist jetzt in der glücklichen Lage, nicht diese enorme Verschuldung zu haben, wie wir sie hier in Köln vorfinden. Was die Städte angeht, erkenne ich eine Ergänzung zweier Mentalitäten. Wenn man von Konkurrenz spricht, ist das eher eine Ideal-Konkurrenz.

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