Heinrich Becker: "Kölsch-Insel der Glückseligkeit"

Gaffel-Chef Heinrich Becker ist sich sicher, dass Kölsch auch künftig eine Erfolgsgeschichte sein wird.

Köln. Bergischer Volksbote: Herr Becker, inwieweit ist Kölsch für Köln ein Markenzeichen?

Heinrich Becker: Kölsch hat erst seit dem Zweiten Weltkrieg die Bedeutung, die es heute hat. Davor hatte Kölsch beim Bierkonsum gerade einmal einen Anteil von zehn Prozent. Ansonsten wurde nur untergäriges Bier wie Pils oder Export getrunken, davon stammte mehr als die Hälfte von auswärtigen Brauereien.

Ende der 50er Jahre hat sich Kölsch vom Geschmack und der Farbe zu dem entwickelt, was heute ausgeschenkt wird. Damit hat es sich dann hier durchgesetzt und wir Kölner Brauereien haben uns unsere Insel der Glückseligen geschaffen.

Becker: Eine sehr wichtige. Sie wurde 1986 ins Leben gerufen und regelt, dass Kölsch nur in Köln gebraut werden darf. Festgelegt sind dort auch die Art der Herstellung und die Gefäße, in denen es getrunken wird. Das ist für die Marke Kölsch ganz entscheidend, weil es dem Bier eine gewisse Eigenständigkeit gibt. Die Kölschstange ist zum Kennzeichen für unser Bier geworden.

Becker: Der Bierkonsum ist insgesamt rückläufig. Das sind jedes Jahr etwa ein bis zwei Prozent. Beim Kölsch ist die Entwicklung nicht so dramatisch wie zum Beispiel beim Altbier, bei dem sich der Ausstoß in den vergangen 15 Jahren halbiert hat. Wir haben nur ein leichtes Minus. Das liegt auch daran, dass sich die Palette an alternativen Getränken zum Bier massiv erhöht hat. Trotzdem werden heute jährlich noch hundert Liter Bier pro Nase getrunken. Das ist noch sehr viel.

Becker: Da sehe ich beim Kölsch kein großes Problem. Die Jugend trinkt sehr viel Kölsch und liebt auch die Brauhaus-Atmosphäre. Das Brauhaus ist nach wie vor klassen- und alterslos. Und die Jungen stehen zu ihrem Kölsch genauso wie die Alten.

Becker: Mit der Fassbrause wollten wir unseren Kunden eine gebraute, alkoholfreie Alternative anbieten, um so mögliche Rückgänge beim Kölsch zu kompensieren. An der Fassbrause haben wir zwei Jahre gearbeitet, um den richtigen Geschmack zu treffen. Das ist uns gelungen, wie der Erfolg des Getränks zeigt. Dies wirkt sich als Rückkopplungseffekt auch positiv auf unser Kölsch und die Marke Gaffel aus.

Becker: Das haben wir leider bis jetzt immer nur punktuell geschafft. Das gilt für die "Ständigen Vertretungen" in Hamburg oder Berlin genauso wie in Urlaubsländern, wo wir Kölner Urlaubern ihr Kölsch anbieten. Das Problem ist aber, dass die Kölsch-Brauereien alle mittelständische Betriebe sind. Damit fehlt uns die Kraft und das Geld, die Marke aktiv nach draußen zu bringen. Wenn man bundesweit Kölsch anbieten will, muss man die Marke auch entsprechend unterstützen und das ist sehr teuer.

Becker: Mir wurde der Beruf in die Wiege gelegt. Sein Reiz liegt in der Vielfalt der Aufgaben, die man in einer Brauerei hat. Außerdem stellt man ein beliebtes Produkt her, das jeder gerne trinkt und über das jeder gerne spricht. Als Braumeister hat man da eine gute Position. Das Problem ist aber, dass die Zahl der Brauereien zurückgeht und dass sich die Anforderungen an das Personal in den Brauereien verändert haben. Trotzdem ist Brauer ein interessanter Beruf.

Becker: Das Image der Stadt ist im Prinzip positiv. Wenn man von Köln spricht, denkt man an die fröhlichen Menschen, die hier leben. Leute, die unkompliziert sind und die sich schnell verbrüdern. Köln ist weniger abgehoben und mondän, dafür aber eine unkomplizierte und höchst lebendige Stadt.

Becker: So was kann in jeder Stadt passieren und passiert auch. Nur dafür haben wir in Köln das schöne Wort "Klüngel". Das haben andere nicht, obwohl es bei ihnen genau die gleichen unschönen Entwicklungen gibt.

Becker: Die Plakate, Schilder und Flaschen sind derzeit in den Kellerräumen der Brauerei untergebracht. Ich sammle schon seit meiner Studentenzeit. Disee Sammlung würde ich gerne in einem Museum der Öffentlichkeit zeigen. Es gab auch schon Pläne mit dem damaligen OB Fritz Schramma, im Rathauskeller ein Rats- und Biermuseum einzurichten. Leider konnten wir das nicht umsetzen. Umso mehr freue ich mich jetzt, dass ich im Gaffel am Dom Teile der Sammlung unseren Gästen präsentieren kann.

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