„Die Starken müssen einen Beitrag zahlen“

Grischa Bischoff (Linke) sieht eine immer größere Kluft zwischen Arm und Reich. Wer Vollzeit arbeite, müsse von seinem Einkommen auch leben können, sagt der Witzheldener.

Rhein.-Berg. Kreis. Traumhaft schön ist es bei den Bischoffs im Garten in Witzhelden. Kein Handtuch-Garten, vielmehr die Rasenfläche wie ein Fußballplatz, so erscheinen einem die Dimensionen. Seine beiden Töchter (4 und 5) lieben dieses Paradies — und eine weitere wird es demnächst auch lieben. Der 34-Jährige bekommt bald erneut Nachwuchs. Wieder ein Mädchen.

Ein schönes Haus, ein großes Grundstück — und jetzt tritt Grischa Bischoff für die Linken an. Wie passt das zusammen? „Natürlich würde ich auch abgeben“, sagt der 34-Jährige sofort. Aber, so ergänzt er, ein tolles Häuschen müsse nicht bedeuten, dass der pure Wohlstand dahintersteckt.

So wie bei den Luxus-Yachten und Riesengrundstücken, die er gerade während seiner Griechenland-„Bildungsreise“ gesehen habe. Dort habe er den Reichtum erlebt, der auf Kosten der Armen gehe. Dort gebe es Viertel, in denen im Winter die Heizung nicht mehr angestellt werden könne, weil das Geld nicht mehr da sei.

Doch zuerst will der Brandmeister und Lehrrettungsassistent, der bei der Feuerwehr Leverkusen angestellt ist, vor der eigenen Tür kehren. „Ich tue mich sehr schwer damit, wenn Menschen Vollzeit arbeiten und nicht mehr davon leben können“, sagt er. Und für die wolle er sich einsetzen. Und wenn Firmen auf der einen Seite immer höhere Gewinne machten, auf der anderen Seite aber bei den Kitas der Putz von der Wand platze oder in der Schule die Stunden ausfielen, dann zeige das eine Kluft auf, die ihn störe. „Die Starken müssen einen ordentlichen Beitrag zahlen“, fordert er.

Dass er bei der kommenden Bundestagswahl am 22. September direkt gewählt wird, glaubt er freilich nicht. Allerdings ist er selbstbewusst genug, das auf den amtierenden Platzhirsch zu schieben. „Der Wahlkreis 100 mit dem Kollegen Bosbach macht es einem nicht einfach.“ Auch wenn er einräumt, dass es nicht nur an der Beliebtheit „des Konkurrenten“ liegt, sondern an den hiesigen Verhältnissen. Vielen Menschen gehe es halt im Rheinisch-Bergischen Kreis sehr gut. Aber das Phänomen Armut gebe es natürlich hier auch.

Als Fahrer im Rettungsdienst erlebt er täglich nicht nur medizinische, sondern auch menschliche Schicksale. Beispielsweise in Familien, wo schon mittags der Fernseher läuft und die Kinder davorhocken. Mit anständigen Bildungsprogrammen, so glaubt er, könne man dagegenhalten, dass Menschen täglich diese „Soße“ zu sich nähmen.

Und seine sonstigen politischen Ziele? Da sprudelt es aus dem Parteibuch: Stopp aller Kriegseinsätze, ein Mindestlohn von zwölf Euro, Stopp von Hartz IV und eine Grundsicherung, die wirklich eine Sicherheit beschere. „Aber ich möchte nicht immer nur stur aus dem Wahlprogramm zitieren“, kommt der 34-Jährige auf den Boden zurück. „Ich möchte immer als Grischa Bischoff angesehen werden.“

So werde er auch bei seinen Kollegen bei der Stadt Leverkusen geschätzt. Als ein Mann, der seinen Mund aufmache, auch wenn er sich damit nicht immer Freunde gemacht habe. Aber dass er über die Gewerkschaft Verdi als stellvertretender Vorsitzender im Personalrat tätig sei, zeige, dass seine Kollegen ihm glaubten, dass er sich für sie einsetze.

Dass er tatsächlich sein Herz auf der Zunge trägt, zeigt sich, als er die Frage nach seinem Lieblingsverein beantworten muss. „Auch wenn es mich Stimmen kostet: Fortuna Düsseldorf.“ Und das hat seinen Grund. Bischoff ist in der Landeshauptstadt auf die Welt gekommen. Sein Vater arbeitete bei der Gerresheimer Glashütte, die längst dichtgemacht hat. Die Wurzeln sind unverkennbar. Auch der Vater war Betriebsrat. „Von meinem Elternhaus habe ich gelernt, dass man sich für die Schwächeren einsetzt.“

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