Songs aus langen Winternächten

Das Schweizer Duo Marey kommt am 23. Februar mit dem neuen Album „Save Animals Eat People“ in die Wohngemeinschaft.

Der Titel des neuen Albums lautet „Save Animals Eat People“. Was hat es damit auf sich?

Maryam Hammad: Die Welt bewegt sich aktuell in eine schlechte Richtung, Schuld daran sind wir Menschen. Der Titel greift dies auf, erweckt Aufmerksamkeit und soll zum Nachdenken anregen. Das Album ist aber trotzdem nicht moralisch und sagt den Leuten nicht, wie man leben muss. Es soll nur ein kleiner Denkanstoß sein.

Sie kommen im Februar nach Köln. Wie gut kennen Sie die Stadt?

Aurèle Louis: Wir sind bislang nur einmal mit dem Zug durchgefahren. Dabei haben wir den Dom gesehen und waren so begeistert, dass wir direkt aussteigen wollten. Als Musiker ist es unser erstes Konzert in Köln und wir freuen uns auf die neue Bekanntschaft.

Wie sind die neuen Songs entstanden?

Hammad: Das unterscheidet sich von Song zu Song. Wir haben Ideen und stellen diese jeweils dem anderen vor. Manchmal funktioniert das gut, manchmal nicht. Am Ende ist ein Song aber immer ein Gemeinschaftsprodukt. Es gibt da keine klare Rollenverteilung.

Wie wichtig ist es, sich auch mal zu streiten?

Louis: Es ist wichtig, konstruktiv zu streiten, aber es ist auch nicht immer leicht, mit Kritik an den eigenen Ideen umzugehen. Am Ende wächst man durch die Diskussionen und entwickelt sich weiter, wenn man Kompromisse findet. Man darf das auch nicht zu persönlich nehmen.

Sie haben beide einen sehr unterschiedlichen musikalischen Hintergrund.

Louis: Ja, das stimmt, wir hören oft ganz unterschiedliche Sachen und kommen aus ganz unterschiedlichen Universen. Ich komme von der Klassik, bin aber auch offen für experimentellen Metal-Sound.

Hammad: Ich bin mit den Clips bei MTV aufgewachsen und kenne alles, was gerade aktuell in den Charts ist. Durch mich hat Aurèle beispielsweise erfahren, dass es eine Band wie a-ha und einen Song „Take on me“ gibt. Wenn man so unterschiedliche Hintergründe hat, stehen die Chance gut, dass bei der Zusammenarbeit etwas wirklich Neues entsteht — etwas, das man nicht überall hört.

Die meisten Songs sind in Winternächten entstanden.

Hammad: Es war ein Winter, in dem wir viel Zeit hatten, neue Songs zu schreiben. Und die Nacht hat etwas Schönes und Ruhiges. Das ist gut für neue Ideen. Wir lieben beide die Magie der Nacht.

Sie legen Wert auf eine sparsame Instrumentierung, um beim Hörer Platz für Fantasie zu lassen.

Hammad: Ich weiß nicht, ob das unbedingt zeitgemäß ist, weil es nicht den gängigen Hörmustern entspricht. Ich habe den Eindruck, dass heutzutage die meisten erfolgreichen Titel alle sehr schnell auf den Punkt kommen und eine ähnliche Struktur befolgen. Für unsere Musik muss man sich hingegen Zeit nehmen und auch in sie eintauchen wollen. Louis: Unsere Songs verfolgen nur selten die Kriterien der Radiosender. Sie sind manchmal ziemlich leise und werden dann plötzlich laut. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das zu spielen, was uns auch gefällt. Und wenn man die Musik von alten Bands wie The Doors hört, weiß man, dass das der richtige Weg ist.

Wie wichtig sind Ihnen ihre beiden Muttersprachen Deutsch und Französisch?

Hammad: Ich bin mit englischer Musik aufgewachsen, und da gab es keine Frage, diese Sprache als Musiker auch selbst zu wählen. Aber wir haben erkannt, dass unsere Muttersprachen ein wichtiger Teil von uns sind, und dass diese auch ihren Platz in unserer Musik haben sollen. Sie bringen Heimat in unsere Lieder. Welche Sprache wir für welchen Song auswählen, ist meist eine reine Bauchentscheidung.

Was unterscheidet die Schweizer Musikszene von der deutschen?

Hammad: In der Schweiz haben wir vier verschiedene Sprachen und damit auch eine große Vielfalt. Leider kann es diese Musikern auch schwer machen, ein großes Publikum zu finden. Wenn man für eine bestimmte Region die falsche Sprache wählt, kommt man nicht aus der Nische heraus. Da sind die Sprachbarrieren noch sehr hoch. Wir kommen zu Glück aus Biel, einer zweisprachigen Region. Die deutschen Musiker haben es da leichter, anderseits ist die deutsche Szene riesig, da muss man sich erst einmal durchsetzen.

Wie schwer ist es, die neuen Songs vom Studio auf die Bühne zu bringen?

Louis: Nicht sehr schwer, da sich die Musik von der CD kaum von der auf der Bühne unterscheidet. Das lässt sich sehr einfach umsetzen, da wir im Studio und bei Konzerten auch mit den gleichen Musikern arbeiten.

Sie haben mit einem Crowdfunding ihr Album finanziert.

Hammad: Es ist lustig, dass man bei Interviews oft danach gefragt wird, bei uns in der Schweiz ist es ganz normal, dass man die Fans um finanzielle Unterstützung bittet und ihnen dann entsprechend etwas zurückgibt. Das ist für mich ein sehr cooler Weg, der vieles deutlich einfacher macht.

Aber nicht jeder Künstler backt für seine Unterstützer Kuchen und bringt ihn auch noch persönlich vorbei?

Louis (lacht): Ja, wir wollten den Fans aber einer bestimmten Summe etwas besonderes geben und so kam die Idee zum Kuchenbacken, die wir inzwischen ziemlich perfektioniert haben. Wenn es mit der Musik einmal nicht mehr läuft, könnten wir theoretisch auch eine Bäckerei aufmachen. Unsere Spezialität ist ein Schokokuchen mit dunkler Schokolade.

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