Shana und die höflichen Chinesen

Ein ganzes Jahr hat die Studentin Sarah Strick aus Burscheid in Shenyang verbracht.

Burscheid. Aus Sarah wurde Shana, was so viel heißt wie "duftende Blume". Eine Namensgebung im Geist der chinesischen Sprache, die jedem neuen Auslandsstudent an der Hochschule der Millionenstadt Shenyang zuteil wird. Auch die Studentin Sarah Strick aus Burscheid ließ sich zur Chinesin assimilieren, als dort im August 2007 ihr aufregender Studienaufenthalt begann.

Zwei Semester hat Sarah, die an die Kölner Uni für Regionalwissenschaften Ostasien eingeschrieben ist, in Shenyang studiert. Im Spätsommer 2008 ist sie aus Fernost zurückgekehrt. Das Land, die Menschen, die Kultur haben sie mal irritiert, mal begeistert. China ist ein Land, an dem man sich reiben kann, das aber immer spannend ist - so lautet der Tenor ihrer Reise-Impressionen.

Dabei war ihr erster Eindruck von Shenyang, der neuen Wahlheimat nördlich von Peking, eher abschreckend: "Groß und dreckig" seien ihr Häuser und Straßen erschienen. An die allgegenwärtige Smog-Decke in dem Moloch, das etwa so viele Einwohner zählt wie London, musste sich Sarah erst gewöhnen. Doch das Naturell der Menschen habe das teils gewöhnungsbedürftige Stadtbild vergessen gemacht. "Unglaublich gastfreundlich" seien ihre chinesischen Mitstudenten gewesen, sie habe viel mit ihnen unternommen. Abseits des Lern-Alltags in der Universität hat sie mit ihren Kommilitonen einem Lebensstil gefrönt, der sich nicht groß von den Gewohnheiten Jugendlicher in Europa unterscheidet. Im Café plaudern, im Kino in spannende Filme eintauchen, abends in Diskotheken abtanzen - das waren die Eckpfeiler ihres Freizeitprogramms.

An der Universität hat Sarah hauptsächlich Sprachkurse für Auslandsstudenten belegt und auf diese Weise ihre Chinesisch-Kenntnisse auf ein neues Level hieven können. Verständigungssschwierigkeiten mit Chinesen blieben dennoch nicht aus: "Oft musste ich ein Wort viermal wiederholen, bevor ich es korrekt ausgesprochen habe und verstanden wurde."

Als einzige Deutsche an der Hochschule umgab sie die Aura einer Exotin. "Auf der Straße fiel ich als Weiße sofort auf und wurde angestarrt", erinnert sich Sarah. Zugleich sind ihr die Menschen mit einer ans Devote grenzenden Freundlichkeit begegnet. "Das hat manchmal fast schon genervt." Ein Beispiel: Wenn sie in einem Restaurant essen ging, bestellten ihre Begleiter das gleiche Gericht wie sie. Ein Akt der Höflichkeit, der gegenüber Gästen üblich ist, erklärt Sarah. Zwar habe sie ihren Freunden dann erklärt, dass solche Gesten nicht notwendig seien. Dennoch ließen sich ihre chinesischen Bekannten nicht immer von ihrer überbordenden Gastfreundlichkeit abbringen.

Ein Gesprächsthema war Tabu: Kritik am politischem System. "Wer nach China kommt und zum Beispiel die Unterdrückung Tibets geißelt, macht sich nicht beliebt." Der Blick der Medien auf das politische Tagesgeschehen sei einseitig, beleuchte die Rolle Chinas durchweg positiv, resümiert Sarah. "Da merkt man, dass China keine Demokratie ist, auch wenn die Regierung immer so tut."

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