Schneeflöckchen, jeck’ Röckchen

Gute Laune, bunte Kostüme und Kamelle: Die Jecken an der Bergstraße machen Stimmung und trotzen dem Winter.

Blecher. Kälte und Schneematsch am Straßenrand können die bergischen Narren nicht schrecken. Das Kinderprinzenpaar trägt mehrere Pullover unter dem Kostüm, die Bergischen Spatzen in ihren kurzen Röcken tanzen sich warm und die Schüler der Montanusschule sind so aufgeregt, dass sie das fiese Wetter einfach ignorieren.

"Wir gehen heute mit Skihosen auf die Piste", stellt Mutter Eva Mebus, Leiterin der Karnevals-AG mit Blick auf die Schüler der Montanusschule fest. Schlechte Laune? Keine Spur. Der Zug in Blecher hat noch nicht einmal 100 Meter zurückgelegt, da ist sich Mebus bereits sicher: "Im nächsten Jahr sind wir wieder dabei."

Dann allerdings in einheitlicher Kostümierung. "Bei 50 Kindern kann man schnell eins aus den Augen verlieren." Tatsächlich scheint es, als hätten die Karnevalisten am Straßenrand das neue Zugmitglied aus Burscheid bereits erwartet. Laute Alaaf-Rufe begleiten die Schüler auf dem Weg durch Blechers Straßen.

Als hätten sie geahnt, dass der Winter selbst zu Karneval keine Pause einlegen würde, haben die Karnevalsfreunde Burscheid den Schlitten gleich mitgebracht. Ihren Bolerwagen haben die Jecken als Bob-Schlitten maskiert. "Als Anlehnung an Olympia", sagt Peter Tilmans.

Leider sei die kleinste Gruppe im Zug in diesem Jahr schlecht aufgestellt. "Wir haben zwei Verluste zu beklagen. Das entspricht in etwa 50 Prozent des Fußvolkes."

Noch mehr Pech hatten die Karnevalisten der Turngemeinde Hilgen. Sie mussten dem Zug in diesem Jahr vom Straßenrand aus zuschauen. Der Wagen der Karnevalisten habe schlappgemacht und sei nicht mehr durch den Tüv gekommen, berichtet Zugleiter Bernd Lütjohann. Schade findet das auch Stellvertreter Jürgen Scheiber, für den der Zug in Blecher einfach der schönste überhaupt ist. "Hier steckt viel Eigeninitiative und Herzblut drin. Das zeigt sich schon in den aufwendigen Kostümen."

In Sachen Kostümierung ins Zeug gelegt hatten sich die Blecher Pänz & Jecke Familie. In rot-schwarzem Samt und grell geschminkt begleiteten sie als Vampire den Zug. "Das erste Mal haben wir uns im Sommer getroffen, um über die Kostümierung zu beraten", nuschelt Gerd Kortschlag hinter langen Eckzähnen aus Plastik. Bis man sich auf das Motto "Niemals geht man so ganz" habe einigen können, seien einige Wochen ins Land gegangen. Während des Umzugs dröhnt Trude Herrs gleichnamiger Song aus den Boxen. Mechanisch öffnet ein Vampir aus Pappmaché seinen Sargdeckel und schließt ihn wieder. "Das haben wir heute Morgen noch fertiggebaut", sagt Kortschlag und lacht. "Gut, was?"

Anerkennendes Nicken gibt’s vom Straßenrand auch für die Matrosen vom TV Blecher mit ihrem rollenden Trampolin. "Eigentlich sind alle Gruppen toll", sagt Vater und Hummel Eberhard Ritter, gelb-braun gestreift und mit Teesieb über den Augen. Er sei Karnevals-Tourist und zum ersten Mal mit Frau und Kindern auf dem Zug in Blecher dabei. "Eigentlich kommen wir aus Lützenkirchen. Aber mir gefällt’s. Der Zug hier ist so familiär."

Dass Kamelle und Strüsscher im Schneematsch landen, trägt auch die Zebrafamilie von Marline Hansen mit Fassung. Seit Jahren sind sie auf dem Zug in Blecher dabei - und noch auf vielen weiteren, immer im selben Kostüm. "Ich kann einfach nicht anders", sagt Hansen. "Ich bin an einem Rosenmontag geboren."

Die Kinder klauben derweil Kaubonbons, Bälle und, ja, Tüten mit Hackfleisch-Fertigwürzung vom Boden. Mit leeren Beuteln muss in Blecher kein Karnevalist nach Hause gehen.

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