Regierungspräsident: Expedition ins Unbekannte

Hans Peter Lindlar hat zum ersten Mal Burscheid besucht. Seither ist klar: Die Lambertsmühle darf ihr Geld behalten – und die Stadt darf für Altstadt und Bahnhof auf Geld hoffen.

Burscheid. Für einen selbst ernannten Landkölner wie Hans Peter Lindlar kann das Bergische rund um Burscheid noch so etwas wie ein Buch mit sieben Siegeln sein. Oder sagen wir besser: unerforschtes Gelände. Man muss, wenn man wie der gebürtige Hennefer aus dem Siegtal kommt, so merkwürdig über Eck fahren, erst die A3 hinauf, dann noch ein Stück die A1 quer rüber. Grund genug für den Regierungspräsidenten, diesen Flecken seiner persönlichen Landkarte in den gut zwei Jahren seiner Amtszeit weiß zu lassen. Bis gestern. Seither ist alles besser.

Seither weiß der Förderverein Lambertsmühle, dass er die 34000 Euro behalten darf, die das Kölner Dezernat Ländliche Entwicklung fast schon zurückgefordert hätte. Die Rechnungsprüfer hatte gestört, dass manche Leistungen nicht ausgeschrieben waren. Inzwischen haben die Kölner gelernt, dass man im Wiehbachtal manchmal Handwerker beauftragt, manchmal die Sache auch selbst in die Hand nimmt. Schwamm drüber, "das Problem ist vom Tisch".

Und dann hat Lindlar auf seiner Stadtrundfahrt im illustren Kreis der Spitzen aus Politik und Verwaltung noch etwas erfahren über den vorweihnachtlichen Wunschzettel der Stadt: eine schönere Altstadt, ein neues Jugendzentrum, einen Radweg auf der Bahntrasse.

Nun verfügt der Regierungspräsident nach eigener Aussage über die Gabe unterschiedlicher Blickwinkel: Mit dem einen Auge sieht er, was schön für Burscheid wäre. Mit dem anderen Auge schaut er "von hinten durch den Kopf des Landrats auf die Haushaltssicherung". Und dank dieser anatomischen Meisterleistung weiß er: "Man muss auch sehen, dass die Dinge finanzierbar sind."

Um es am Beispiel der Bahntrasse zu verdeutlichen: Ein Radweg darauf sei die "nahezu ideale Verbindung zwischen Burscheid und Hilgen", andererseits auch "die schwierigste Kiste". Schließlich müsse noch jemand gefunden werden, der "einen Batzen Geld gibt". Wer so redet, will vermutlich nicht selbst der Gesuchte sein.

Dann doch lieber die Altstadt und ein neues Jugendzentrum an der Stelle des alten Bahnhofs. In beiden Fällen hält Lindlar es für realistisch, dass es in den Jahren 2009 und 2010 zu Förderungen aus Landestöpfen kommen könnte. In der Altstadt würde das Geld zum Beispiel dafür verwendet, das jämmerliche Eckhaus Hauptstraße/Mittelstraße aufzukaufen, abzureißen und den Traum eines repräsentativeren Stadteingangs im Nordwesten des Zentrums zu verwirklichen.

Nach vier Stunden endet der Besuch des Regierungspräsidenten im anbrechenden Dunkel vor der Lambertsmühle. Aber was im Dunkeln liegt, sieht zumindest anders aus als ein weißer Fleck.

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