Raserei in Kämersheide: Eltern in Angst um Kinder

Das vorgeschriebene Tempo gilt offenbar nur direkt am Blitzer. Selbst die Fahrbahn werde von manchen Fahrern gewechselt, um nicht vom Gas gehen zu müssen.

Raserei in Kämersheide: Eltern in Angst um Kinder
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Simone und Christian Röttger stehen mit ihrem Sohn Moritz (6) vor ihrem Haus in Kämersheide. Das Haus liegt direkt an der L 58 zwischen Burscheid und Lützenkirchen. Sie können nicht fassen, wie viele Raser am Tag durch die Ortschaft fahren, häufig deutlich schneller als das vorgeschriebene Tempo 50 km/h. Obwohl dort ein Starenkasten steht.

„Dieser nützt nur wenig,“ sagt Simone Röttger. „Entweder die Raser bremsen kurz vorher ab und geben dann wieder Vollgas oder sie wechseln direkt die Fahrbahn, um nicht geblitzt zu werden. Dort fahren sie dann mit unverminderter Geschwindigkeit weiter.“ Während Erwachsene um diese Gefahr wissen, könnten Kinder die Problematik nicht einschätzen und wiegten sich wegen des Starenkastens in Sicherheit. „Die größte Gefahr auf der ganzen Strecke lauert ausgerechnet direkt vor unserer eigenen Haustür.“

Und so machen sich die Eltern Sorgen um ihren Sohn, den sie eigentlich größtmöglich zur Selbstständigkeit erziehen wollen. Auch für den Weg mit dem Schulbus nach Dierath. „Es ist wegen der Raserei vor der Haustür undenkbar, ihn alleine die Straße überqueren zu lassen, um zur Haltestelle zu kommen. Wir könnten ihn zwar über die Straße bringen, doch auch dort können wir ihn nicht alleine lassen.“ Denn wenn der Schulbus nicht kommt, was schon vorgekommen sei, müsste er ebenfalls alleine über die Straße zurück zu seinem Elternhaus gehen. „Dies ist gefahrlos nicht möglich“, sagt die 43-Jährige.

Und auf dem Rückweg von der Schule, bei dem Moritz nicht über die Straße gehen muss, gibt es keinen Gehweg auf der Seite. „Die Autofahrer fahren die uneinsichtige Kurve sehr eng und unbeeindruckt von Fußgängern. Sie rasen mit nur wenig Abstand an einem vorbei, denen ist egal, ob da ein Mensch entlang geht,“ sagt Christian Röttger empört.

Eine Beschwerde bei der zuständigen Kreisverwaltung bringt zumindest künftige zusätzliche Kontrollen. Von der Kreispolizei wurde die Örtlichkeit in die Liste mit gewünschten Messstellen aufgenommen. Der Verkehrsdienst werde dort in unregelmäßigen Abständen Geschwindigkeitsmessungen durchführen, heißt es. Eine permanente Überwachung könne aufgrund der Vielzahl von Eingaben von Bürgern aber nicht zugesichert werden. Zumindest ist das eine kleine Hoffnung für die Familie Röttger und andere Familien mit Kindern dort.

„Eine weiter Idee könnten Parkbuchten entlang der Straße sein. Dies gibt es in Witzhelden schon seit Jahren. Bei uns gibt es ohnehin keine Möglichkeiten zu parken,“ sagt Christian Röttger, „und auf dem Gehweg gibt es Knöllchen.“

Das Verkehrsproblem sei in den vergangenen Jahren schlimmer geworden, weil wegen der Baustellen im Ort und der Sperrung der Autobahnbrücke auf der A1 für Laster und den regelmäßigen Staus dort die L 58 zwischen Burscheid und Leverkusen oft als Umleitung genutzt werde.

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