Pressen bis der Arzt kommt: Bürger trainieren den Ernstfall

50 Burscheider nahmen am Schnuppertraining zur Wiederbelegung nach Herzstillstand am Donnerstagabend in der Zimmer-Halle teil.

Pressen bis der Arzt kommt: Bürger trainieren den Ernstfall
Foto: Doro Siewert

Burscheid.Zu der Zeit, als eine der Besucherinnen ihren Führerschein erwarb, musste sie weder einen Sehtest machen noch einen Erste-Hilfe-Kursus. Sie wurde auch nicht darüber informiert, wie sie als Laie dazu beitragen kann, einen bewusstlosen Menschen zu reanimieren.

Zu diesem Thema bot der RBS als Fachsportverein für Rehabilitation und Prävention am Donnerstagabend ein kostenloses Schnuppertraining an. Überraschend viele Interessenten folgten der Einladung zu dieser Notfall-Management-Schulung und waren gespannt, wie der Referent die Fakten und Übungen verbinden würde.

Auf dem Fußboden der Karl-Zimmer-Halle lagen drei stumme, bewegungslose Personen bereit: Zum Glück waren es nur lebensgroße Puppen, so genannte Dummys. Eine in Erwachsenen-Größe, zwei im Kinderformat. Der Burscheider Internist Dr. Bernhard Rappert erfuhr durch seine Fragen an die etwa fünfzig Zuhörer, welche Vorkenntnisse vorhanden waren bezüglich Beatmungs-Chancen bei ohnmächtigen Patienten.

Aus früheren Schulungen während ihrer Teilnahme an Herzsport-Übungen waren den meisten Frauen und Männern einige wichtige Punkte bereits klar. „Patienten flach auf stabilen Boden legen“, „Pulsschlag ermitteln“, „sofort Notruf betätigen“. Rapperts zusätzlicher Tipp: „An einem kleinen Pieks in die Nase lässt sich der Grad der Bewusstlosigkeit erkennen. Nur Sekunden später sollte die Herzmassage einsetzen.“

Der Helfer braucht einige Körperkraft, um den Brustkorb des Liegenden fest und schnell immer wieder zu bearbeiten. Rappert sowie Dr. Niclas Blum zeigten den Probierenden, wie es für Patient und Helfer am optimalsten gelingen kann. Roland Schwamborn war von den Details überrascht: „Vor Jahren wurde noch gelehrt, dass 25 Pressungen Wirkung zeigen müssen, nun spricht man von hundert bis hundertzwanzig Mal festem Pressen pro Minute, und das am besten so lange, bis der Rettungsdienst eintrifft. Bei Kindern muss das entsprechend abgestuft werden.“

Die drei Gummipersonen wurden dann von vielen Händen behandelt. Das notwendige Tempo ergab sich wie von selbst, als im Hintergrund ein rasantes Chanson den Rhythmus vorgab. Das Lied hatte den sinnreichen Titel: Atemlos!

Da viele Anwesende gravierende gesundheitliche Probleme kennen und eventuell selbst in die Lage kommen könnten, schnelle Hilfe zu benötigen, ergab sich eine Frage an Herzsport-Übungsleiter Franz Kratochvil: „Zu wissen, wie eine effektive Herzmassage durchgeführt wird, hilft im Fall der eigenen Situation nicht. Wer sitzt heute Abend hier und möchte alles darüber lernen?“ Kratochvil: „Ganz wichtig ist dieses Wissen für Angehörige. Es kann aber jeder in die Situation geraten, spontan einer betroffenen Person helfen zu müssen. Wer der Burscheider Herzsport-Gruppe angehört, wird über den aktuellen Stand der medizinischen Forschung laufend informiert. Dieses allgemeine Schnuppertraining ist für Burscheid das erste dieser Art.“

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