Nummern retten Menschenleben

Alle Bänke in Burscheid haben eine Nummer zur Identifizierung. An Häusern fehlt sie dagegen noch oft.

Burscheid. Im Notfall geht es um Sekunden. Gerade in ländlichen Gebieten, wo Sanitäter und Notärzte aufgrund zerfaserter städtischer Strukturen lange Wege haben, müssen Zeitverluste deshalb vermieden werden. Ein paar einfache Zahlen und technische Errungenschaften helfen dabei — wenn es sie denn gibt.

Eben aus dieser Erfahrung heraus gibt es bei der Verwaltung ein Bank-Kataster: Alle öffentlichen Sitzbänke in der Stadt — am Dienstag kam die 205. dazu — werden im Rathaus und in Rettungsleitstelle unter der entsprechenden Nummer in einer Datei geführt. Wird einem Spaziergänger womöglich aufgrund eines sich anbahnenden Herzinfarktes schlecht und er weiß bei seinem Notruf per Mobiltelefon nicht, wo er sich befindet, kann er durch die Nummer auf einem Plättchen daran exakt ausfindig gemacht werden. Ein sinnvolles System zur Identifizierung, das vor fünf Jahren von der Politik im Burscheider Rat auf den Weg gebracht worden ist.

Wegbereiter war damals Wolfgang Barth von den Wanderfreunden Burscheid. Er erstellte eine Liste der Bänke mit Standortbeschreibungen und stellte sie den Behörden zur Verfügung. Heute wird sie von der Stadt und den Technischen Werken weitergeführt — und bei der Rettungsleitstelle entsprechend aktualisiert.

Was bei den Sitzbänken lückenlos klappt, hat sich bei manchen Hauseigentümern noch nicht herumgesprochen: „Hausnummern sind Pflicht“, erläutert Kreispressesprecherin Birgit Bär. „Wer sie nicht anbringt, kann mit einem Bußgeld belangt werden.“ Insbesondere an vielen alten Hauseingängen in Burscheid (wie in Ösinghausen) sucht man vergebens nach einer Zahl oder findet sie erst spät — und der Hinweis auf Gebäude in der zweiten Reihe fehlt häufig.

Damit das Personal der Rettungswagen nicht lange suchen muss, sind alle Fahrzeuge mit Navigationssystemen ausgestattet. Das hilft freilich gar nichts mehr, wenn ein Anrufer wie vor Jahren einen Brand in der Hauptstraße meldet, dabei aber nicht die betroffene Stadt nennt. So rückte die Feuerwehr damals in Burscheid aus, gemeint war aber tatsächlich ein Feuer in der Hauptstraße in Odenthal-Blecher.

Und noch etwas ist bei der Suche nach der richtigen Hausnummer von Bedeutung: Die Erfahrung der Einsatzkräfte. Als die Wehr in der vergangenen Woche zu einem Brand in die Adolph-Kolping-Straße ausrückten, war an der Gabelung der Straße nicht klar, in welchen Abschnitt die Kräfte mussten. „Da mussten wir erstmal anhalten und uns am Straßenschild orientieren“, erläutert Stadtbrandmeister Achim Lütz. Ruhe und Abgeklärtheit seien dann gefragt — und am Ende dann doch wieder die Hausnummer am Türeingang.

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