Montanusschule: Der Commandante mit Handy am Ohr dankt ab

Mit Friedhelm Julius Beucher geht ein so schillernder wie effizienter Schulleiter in den Ruhestand.

Burscheid. Der Tag ist nicht mehr fern, da wird das Bild des Commandante wieder aus dem Rektorenzimmer der Montanusschule verschwinden, samt der persönlichen Widmung seiner Tochter. Noch einmal aber darf das Loblied auf Che Guevara vom Band erklingen - zum Abschied des Commandante-Kollegen im Geiste, Friedhelm Julius Beucher.

Der altlinke Kuba-Fan und langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete hat die Grundschule in den knapp fünf Jahren seiner Leitung zwar ganz ohne Guerillataktik durcheinandergewirbelt, aber dafür mit umso mehr Netzwerkarbeit. Kein Wunder, dass ihn die Schüler auf Bildern und als Pappfigur immer mit Handy am Ohr darstellen.

Furcht vor der Obrigkeit hat Beucher dabei nie belastet. Schulrat Boris Preuss, mit dem er in einer Frage der Personalausstattung aneinandergeriet, zollt dem scheidenden Hansdampf in allen Gassen gleichwohl Anerkennung: "Sie sind ein sehr effektiver Arbeiter."

Bürgermeister Hans Dieter Kahrl hatte zuvor an die Skepsis erinnert, mit der Beucher zunächst empfangen worden war - und freute sich anschließend an seinem Erfolg als Prophet: "Nach unserem ersten Gespräch habe ich gesagt, Sie werden eine Bereicherung für unsere Schule und für Burscheid sein."

Als solche wird "Friju" auch zum Abschied gefeiert: mit einem sprachwitzigen Märchen der Schulpflegschaft; in einer brillanten Anleihe bei der West Side Story durch Claudia Heinen und Annette Willuweit; mit der Kür zu "Germany’s Next Top-Rektor"; mit der Sinatra-Hymne "I did it my way" aus den Kehlen des Lehrerchors.

Beucher zitiert in seiner kurzen und bewegten Abschiedsrede die Bewertung eines Schülers zum Sportunterricht. Dieser sei schön, aber anstrengend gewesen: "Wir mussten oft weiter springen, als wir konnten." Ein Satz wie eine schulische Vision.

Jetzt wechselt der bald 63-Jährige als Präsident an die Spitze des Deutschen Behindertensportverbandes. Die Hoffnung, ihn künftig häufiger zu sehen, hat Ehefrau Hanne schon aufgegeben: "Den kann man nicht anbinden, der hat doch Hummeln im Hintern."

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