Mini-Intensivstation für die Allerkleinsten

Die Kinderklinik des Klinikums Leverkusen setzt einen hochmodernen Inkubator ein, in dem schon extreme Frühchen transportiert und intensivmedizinisch versorgt werden.

Mini-Intensivstation für die Allerkleinsten
Foto: Klinikum Leverkusen

Leverkusen. Es sind die Kleinsten der Kleinen, sogenannte Extremfrühchen, die für Ärzte und Pflegepersonal immer wieder eine besondere Herausforderung sind. Kinder, die zwischen der 22. und 25. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, sind besonders klein und leicht — manche von ihnen wiegen bei der Geburt gerade einmal zwischen 300 und 500 Gramm. Die Kinderklinik des Klinikums Leverkusen ist auf solche extremen Frühgeborenen spezialisiert. Die neonatologische Intensivstation ist Teil des Perinatalzentrums Leverkusen und hat die höchste Versorgungsstufe Level 1. In dieser medizinisch hochqualifizierten Abteilung behandelt das Team um Klinikdirektor Priv.-Doz. Dr. Joachim Eichhorn rund 800 kranke Früh- und Neugeborene pro Jahr. Rund 80 dieser Kinder, die hier mit einem Gewicht von unter 1500 Gramm auf die Welt kommen, benötigen 24 Stunden am Tag eine intensivmedizinische Versorgung.

Nicht selten muss ein kleiner Patient aus einer anderen Geburtsklinik der Region wegen der besseren Versorgung nach Leverkusen gebracht werden — der Transport erfolgt dann in einem Inkubator der Leverkusener Kinderklinik. Insgesamt besitzt die Klinik zwei dieser Transportinkubatoren. Da einer aus Altersgründen ausgetauscht werden musste — das Gerät war zwar voll funktionsfähig, allerdings waren keine Ersatzteile mehr verfügbar —, investierte das Klinikum rund 100 000 Euro in einen neuen hoch modernen Transportinkubator. „Wir haben etwa ein Jahr gebraucht, um das Gerät so zusammenzustellen, dass es unsere Bedürfnisse abdeckt und dennoch gut zu transportieren ist“, sagt Dr. Peter Jahn, Oberarzt der Leverkusener Kinderklinik und Leiter der dortigen Intensivstation.

Der neue Transportinkubator wiegt 140 Kilogramm und bietet neben Wärme und einer adäquaten Luftfeuchtigkeit nahezu alle intensivmedizinischen Versorgungsmöglichkeiten: Perfusoren zur Volumen- und Kreislauftherapie, schonende Möglichkeiten der Beatmung und die Zuführung von therapeutischen Atemgasen wie Stickstoffmonoxid zur Erweiterung bei lebensbedrohendem Lungenhochdruck.

„Mit dem Inkubator können wir Kinder bereits in den peripheren Krankenhäusern und damit bereits lange vor dem Eintreffen in unserer Kinderklinik bestmöglich behandeln“, sagt Jahn. Würde eine notwendige Therapie bei Frühgeborenen verzögert zum Einsatz kommen, sei das bei diesen Patienten lebensgefährlich. „Jetzt können wir selbst extremen Frühchen deutlich bessere Lebenschancen geben“, ergänzt Eichhorn.

Die rasche Entwicklung der Medizintechnik macht es möglich, dass heutzutage sogar schon Kinder versorgt werden können, die nach der 22. Schwangerschaftswoche und mit einem Gewicht von unter 500 Gramm auf die Welt kommen. Klinikdirektor Eichhorn hat den Anspruch, auch diesen Kindern helfen zu können: „Wir wollen gerade bei der Versorgung der Früh- und Neugeborenen in der Champions League spielen. Und der neue Inkubator hilft uns dabei.“ Das Gerät gehöre nicht zur Standardversorgung, so Eichhorn. „Die Mehrzahl der Perinatalzentren mit dem Level 1 hat ein solches Gerät gar nicht“, sagt er stolz. Es bietet neben der intensivmedizinischen Versorgung zudem den Vorteil, dass es dank seiner Standardmasse sowohl im Rettungswagen als auch mit dem Hubschrauber transportiert werden kann. Für extrem frühgeborene Kinder ist der schonendere Transport in der Luft ein enormer Vorteil. „Schließlich „sind Frühgeborene empfindlicher als ein rohes Ei“, berichtet Eichhorn.

Der zweite Inkubator stammt aus dem Jahr 2012 und sei immer noch modern genug, um viele kleine Patienten zu versorgen. Nach einer Nutzungsdauer von höchstens 15 Jahren müsse aber auch dieses Gerät durch ein moderneres ersetzt werden, sagt der Klinikdirektor

Als Perinatalzentrum mit der höchsten Versorgungsstufe werden in Leverkusen nicht nur Kinder aus dem Stadtgebiet selbst, sondern auch aus umliegenden Geburtskliniken betreut — unter anderem aus Solingen, dem gesamten Bergischen Land und Gummersbach. Rechnet man die Neugeborenen aller Krankenhäuser zusammen, für die das Leverkusener Perinatalzentrum im Notfall zuständig wäre, dann sind dies jährlich rund 6000 Kinder. Eine Zahl, die an die Kapazitätsgrenzen der Abteilung stößt. „Tatsächlich kam es in der Vergangenheit vor, dass wir Frauen abweisen mussten, die bei uns entbinden wollten, weil wir keinen Platz hatten, um die Kinder zu versorgen“, sagt Eichhorn.

Aus diesem Grund gibt es ab diesem Herbst eine Erweiterung um eine Intermediate Care Station mit zunächst zehn Betten. Hier werden die Frühgeborenen weiter behandelt, die zwar keine spezielle intensivmedizinische Versorgung mehr benötigen, aber auch noch nicht stabil genug sind für die „normale“ Mutter-Kind-Station.

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