„Menschlichkeit ist mir wichtig“

Ulrike Zelms arbeitet seit 50 Jahren im Unternehmen ihrer Familie, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1880 zurückreichen.

„Menschlichkeit ist mir wichtig“
Foto: Stephan Eppinger

Burscheid. Am 1. April 1966 startete Ulrike Zelms bei ihrem Vater die Ausbildung als Einzelhandelskauffrau. Damals gehörten zum Burscheider Unternehmen neben den Aufgaben als Bestatter auch noch ein Möbelgeschäft mit eigener Schreinerei. „Damals war es üblich, dass der Schreiner am Ort auch die Särge geliefert hat“, sagt die heute 66-Jährige. Ihre Familie blickt auf eine lange Tradition zurück, ihr Urgroßvater hatte als Bau- und Möbelschreiner 1880 das Unternehmen gegründet, das seit 1927 seinen Sitz an der Altenberger Straße hat.

Als Zelms 1966 als 16-Jährige ins Berufsleben gestartet war, lag ihr Schwerpunkt im Büro und im Verkauf. „Dass ich im väterlichen Betrieb meine Ausbildung macht habe, hat sich so ergeben. Mir war schon früh klar, dass ich etwas im und mit dem Familienunternehmen machen möchte“, sagt die Burscheiderin, die heute zusammen mit ihrer Tochter Alexandra Hölter (41) gemeinsam das Bestattungshaus Kuhler & Kaufmann leitet.

Mit den Beerdigungen hatte sie anfangs nur am Rande zu tun. „Das lief alles über meinen Vater, mein Schwerpunkt war unser Möbelgeschäft. Nur ab und zu habe ich meinen Vater als Bestatter vertreten.“ 1982 übernahm Zelms dann die Leitung des eigenen Unternehmens und damit auch die Verantwortung für die Beerdigungen. „Das war ein Sprung ins kalte Wasser, aber ich habe mich schnell dort eingefunden, was ich auch unseren Mitarbeitern zu verdanken haben, die mich dabei sehr unterstützt hatten.“

Wichtig ist Ulrike Zelms bis heute die menschliche Seite ihres Berufs: „Mir bedeutet Wohl der Hinterbliebenen bei einem Sterbefall sehr viel. Da kommt es auf die menschliche Nähe an. Das liegt mir sehr am Herzen. Man muss die Menschen in einer Extremsituation an die Hand nehmen. Da spielt Vertrauen eine wichtige Rolle.“ Und Tochter Alexandra ergänzt: „Die Firma ist ihr Leben. Ihr Lieblingsspruch, wenn es um Dinge wie den Bereitschaftsdienst geht, ist ‘Ich bin ja sowieso da’. Meine Eltern wohnen ja auch hier im Haus.“

Gewandelt hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder. So wurde Ende der 70er Jahre die Möbelschreinerei und 1985 das Möbelgeschäft aufgegeben. Dafür spezialisierte man sich neben den Bestattungen auf ein Bettenfachgeschäft, das es bis 2002 in Burscheid gab.

Auch beim Bestatterwesen selbst gab und gibt es große Veränderungen. „Die Bedeutung der Beratung hat deutlich zugenommen. Früher hat man beim Sarg zwischen Kiefer und Eiche sowie beim Blumenschmuck zwischen Nelken und Rosen gewählt. Da gibt es heute eine viel größere Auswahl“, sagt Hölter. Die Bandbreite der Dienstleistungen eines Bestatters sei heute außerdem deutlich größer.

Dazu kommt, dass die Zahl der Feuerbestattungen deutlich zugenommen hat und heute bei einem Anteil von etwa 70 Prozent liegt. „Früher gab es das Familiengrab an einem Ort, heute ziehen die Menschen aus ihrem Geburtsort immer häufiger weg und verlieren den örtlichen Bezug. Entsprechend werden bei den Bestattungen ganz andere Formen gewählt“, erklärt Hölter. So gibt es die Seebestattungen, die in Nord- und Ostsee die Regel sind. Die aber im Prinzip auf jedem Meer der Welt möglich gemacht werden können. „Da gibt es Reedereien, die sich nur darauf spezialisiert haben“, weiß Zelms.

Dazu kommen neue Formen wie die Rasenbestattung, Trauerwälder, wie der in Odenthal, oder auch die stärker nachgefragten Kolumbarien. „Nur mit komplett anonymen Bestattungen tue ich mich schwer. Da verschwindet dann einfach eine komplette Lebensgeschichte“, sagt Zelms. Sie ist im Unternehmen für die Beratung und Betreuung zuständig, während ihre Tochter seit 2008 die Verwaltung des Familienunternehmens übernommen hat.

„Wir unterstützen uns gegenseitig bei der Geschäftsführung, jeder hat da seinen Bereich“, berichtet Hölter, die nachdem die Ausbildung zum Bestatter Anfang des Jahrtausends eingeführt wurde, auf dem zweiten Bildungsweg sich zur geprüften Bestatterin fortgebildet hat. „Da war notwendig, da ich ja schon eine andere Ausbildung abgeschlossen hatte.“ Ihre Mutter hat die Berufswahl nie bereut: „Das ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf, gerade wenn man gerne mit Menschen umgeht“, sagt Zelms, die obwohl sie eigentlich schon im Rentenalter ist, weiter mit viel Engagement im eigenen Unternehmen arbeitet.

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