Jugendzentrum Megafon Marc Munz: „Die Offene Tür ist unser Kerngeschäft“

Megafon-Leiter Marc Munz über das erste Jahr des Jugendzentrums, die drei Säulen der Einrichtung und seine eigene Band Miller.

Jugendzentrum Megafon: Marc Munz: „Die Offene Tür ist unser Kerngeschäft“
Foto: Doro Siewert

Herr Munz, ein Jahr Megafon — wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus?

19. Februar 2015: Vor der unerwartet großen Kulisse von 150 Gästen wird das neue Jugendzentrum Megafon in der Montanusstraße eröffnet. Damit übergibt die Stadt die Trägerschaft für die offene Jugendarbeit an die Katholische Jugendagentur. Zuvor hatte die städtische Jugendarbeit seit 1975 im alten Megaphon in Sträßchen unter der Leitung von Manfred Zenses stattgefunden. Die Entscheidung für den Neubau fiel schon 2008, aber der Baustart ließ dann noch einmal fünf Jahre auf sich warten. Im Juni 2014 fiel die Entscheidung über den neuen Träger. er

19. Februar 2015: Vor der unerwartet großen Kulisse von 150 Gästen wird das neue Jugendzentrum Megafon in der Montanusstraße eröffnet. Damit übergibt die Stadt die Trägerschaft für die offene Jugendarbeit an die Katholische Jugendagentur. Zuvor hatte die städtische Jugendarbeit seit 1975 im alten Megaphon in Sträßchen unter der Leitung von Manfred Zenses stattgefunden. Die Entscheidung für den Neubau fiel schon 2008, aber der Baustart ließ dann noch einmal fünf Jahre auf sich warten. Im Juni 2014 fiel die Entscheidung über den neuen Träger. er

Foto: Siewert, Doro

Marc Munz: Ich fühle mich nach wie vor sehr wohl hier. Das erste Jahr haben wir in die Aufbau- und Vernetzungsarbeit gesteckt und die Akteure mit ins Boot geholt, die im Ort sonst noch aktiv sind, wie das Altenzentrum, den Integrationsrat, die Stadtbücherei, die evangelische Gemeinde und die Lebenshilfe. Wir können wirklich sagen, dass wir in diesem Jahr ein Netzwerk geschaffen haben, das gut funktioniert und freundschaftlich zusammenarbeitet. Ich bin rundum zufrieden.

Vor einem Jahr haben Sie gesagt, vorrangige Zielgruppe seien die Zehn- bis 21-Jährigen. Welche Altersgruppe nutzt heute überwiegend das Jugendzentrum?

Munz: Die Stammbesucher sind zwischen 12 und 17 Jahre alt. Wir haben einige Besucher, die sind über 18. Und seit wir hier auch Flüchtlinge haben, reicht die Altersspanne teilweise bis 27 Jahre. Aber das werde ich wieder absenken auf 21 Jahre, wenn das Tricafé geöffnet hat. Damit diese Menschen aber was zu tun haben, ist es gerechtfertigt, dass man den Besuch auch mal bis 27 zulässt. Nach unten hin können wir nach einer Gesetzesänderung jetzt auch schon Achtjährige empfangen. Dafür machen wir samstags Kreativangebote, um auch den Nachwuchs ein bisschen ins Haus zu holen.

Wie haben sich die Besucherzahlen entwickelt?

Munz: Jetzt im Januar hatten wir insgesamt 570 Kinder und Jugendliche. Pro Tag haben wir uns bei 30 bis 35 Kindern eingependelt, wobei der Besuch vor Weihnachten so in die Höhe geschossen ist, dass wir zum Teil 70 Kinder am Tag hatten. Das ist super, aber auch eine Zahl, die man erst mal handhaben muss.

Die Hardrockkonzerte haben aber eine ganz andere Altersgruppe angesprochen.

Munz: Wir haben vier Konzerte im Jahr, die sich sogar gezielt an Ältere richten, auch um die übrige Bevölkerung teilhaben lassen zu können an diesem schönen Haus. Wobei wir mit dem Auftritt von Rage schon unsere Zielgruppe erreicht haben. Da sind überwiegend Jugendliche und junge Erwachsene im Publikum gewesen.

Sie bemühen sich ja ohnehin, das Jugendzentrum auch für andere gesellschaftliche Gruppen zu öffnen. Hat sich das bewährt?

Munz: Sehr. Wir haben hier viele Veranstaltungen mit öffentlichem Interesse, während wir nach wie vor keine Privatveranstaltungen erlauben. Es gibt den Bürgerstammtisch, Theateraufführungen, Konferenzen und viele Partner beim Kino wie die Stadtbücherei oder sogar das Altenzentrum (lacht). Das ist natürlich noch mal eine andere Zielgruppe, aber das ist super. Die kommen über die Trasse mit dem Rollstuhl und gucken sich dann hier ihren Traumfilm an.

Wie stabil stehen die drei Säulen Offene Tür, Jugendbüro und Veranstaltungen?

Munz: Sehr stabil. Das Jugendbüro ist eine feste Institution im Haus. Die Kinder und Jugendlichen wissen, dass sie diese Beratungsstation hier haben mit dem Jugendmigrationsdienst, der beruflichen Bildung und dem Bildungs- und Teilhabepaket. Die wichtigste Säule ist die Offene Tür. Das ist unser Kerngeschäft. Bei den Veranstaltungen rücken wir etwas vom Konzept im alten Megaphon ab und veranstalten nicht so viele, sondern ausgewählte Konzerte mit großen Bands und setzen Jugendbands davor. Keine Nachwuchsband hat etwas davon, wenn sie hier spielt und das Haus ist leer. Diese Veranstaltungssäule ist aber nicht so gewichtig wie die beiden anderen.

Gab es in dem vergangenen Jahr schon Pläne, von denen Sie wieder Abschied genommen haben?

Munz: Was ich etwas auf Eis gelegt habe, ist meine Idee einer Foyer-Party. Das heißt aber nicht, dass sie nicht eines Tages durchgeführt wird. Das Jahr war sehr ereignisreich und ich hoffe, dass ich jetzt etwas zur Ruhe kommen und mich noch mehr auf die Kinder und Jugendlichen einlassen kann. Das ist noch ein bisschen zu kurz gekommen und jetzt ein Ziel für das kommende Jahr.

Gibt es weitere?

Munz: Mega-Pol zum Beispiel. Das ist von Interpol abgeleitet. Das soll eine kleine eigene Youtube-Serie werden, von Jugendlichen gedreht, ein bisschen wie die Drei Fragezeichen. Man muss jeweils ein Rätsel lösen. Das Projekt wird dann im Rahmen der Medienpädagogik der Offenen Tür angeboten: Wie schreibt man ein Drehbuch? Welches Equipment braucht man? Was ist für das Schauspielern wichtig? Außerdem wird Ende Mai wahrscheinlich ein Mädchen-Dancecamp stattfinden.

Wie hat sich der Studiobereich entwickelt?

Munz: Wir sind gerade erst fertig geworden mit dem kompletten Ausbau. Das Tonstudio steht also jetzt bereit. Wir werden dreitägige Workshops anbieten für Bands und alle Interessierten, die lernen wollen, was im Studio wichtig ist und warum ein Tontechniker sich so und nicht so entscheidet. Das soll nach den Sommerferien losgehen.

Sie sind auch selbst Musiker und stellen mit Ihrer Band Miller ausgerechnet heute auch den Song „Kein Weg zu weit“ zum Download bereit und präsentieren dazu das entsprechende Video. Was bedeutet Ihnen das Projekt?

Munz: Die Band besteht aus meinem sehr guten Freund Klaus Müller und mir. Zuerst wollten wir die Band Müller nennen, aber das klingt so gewöhnlich. Miller klingt ein bisschen international und vor allem nach „War schon immer da“. Klaus hat mir schon beim Abi Mathe-Nachhilfe gegeben. Jetzt hat sich diese Band entwickelt und wir haben inzwischen neun Songs fertig. Ich fahre immer nach Bad Soden in der Nähe von Frankfurt und dort nehmen wir in seinem Tonstudio die Songs auf. Nächste Woche Freitag fahre ich übrigens wieder. Und das Tolle ist, dass der Lucky (Maniatopoulos; Sänger von Tri State Corner und Schlagzeuger von Rage; Red) die Schlagzeugaufnahmen macht.

Und am Ende der schrittweisen Veröffentlichung der Songs . . .

Munz: . . . kommt ein Album. Aber jetzt kommt erst mal die erste Single. Die gab es schon mal auf Englisch: „No way to far“. Unsere Plattenfirma „Pulsschlag Music“ hat uns dann den Rat gegeben: Singt das doch mal auf Deutsch. Musik ist mein Hobby und das mache ich schon seit Jahren.

Gibt es mal irgendwann einen Auftritt im Megafon?

Munz: Auf jeden Fall. Wenn wir unser Album fertig haben, wird die weltbekannte Band Miller natürlich mal hier spielen (lacht).

Ihr Wunsch für das zweite Jahr Megafon?

Munz: Dass es genauso wird wie das erste. Dass es so ereignisreich wird, dass die Kinder noch lieber kommen. Wir haben wirklich tolle Kinder, die das Megafon auch gut behandeln. Wenn man hier durchgehst, sieht das nach wie vor bis auf ein paar Spuren wie neu aus. Dabei gibt es nur wenige Regeln im Haus: Jacke aufhängen, freundlich untereinander sein, keine Gewalt, einander respektvoll begegnen. Das ist mir wichtig und das machen hier auch alle. Und wenn sie es mal nicht machen, müssen sie leider mal zwei Tage zu Hause bleiben, manchmal auch eine Woche. Aber dann kommen sie auch wieder.

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