Märchenhaft, leidenschaftlich — und übermütig

Quer durch die russische Musik führte am Sonntag ein Konzert der Musicalischen Academie im Haus der Kunst.

Märchenhaft, leidenschaftlich — und übermütig
Foto: Doro Siewert

Burscheid.Große russische Komponisten, russische Volksmelodien in orchestralem Gewand, Filmmusik und Solisten von Format — wieder einmal überraschte die Musicalische Academie von 1812 unter ihrem Leiter Wolfgang Georg mit der Vielfalt ihrer musikalischen Möglichkeiten.

Von Conférencier Markus Sauer informativ und locker durch das Programm geleitet, genossen die Zuhörer im Haus der Kunst in der Schwüle des Nachmittags ein erfrischendes Konzert. Romantisch entführt in die märchenhafte Welt des Blumenwalzers aus Peter Tschaikowskys „Nussknackersuite“ fanden sie sich anschließend in seiner Oper „Eugen Onegin“ wieder: der Kölner Bassist Ralf Rhiel sang mit verhaltener Leidenschaft und kraftvoller Tiefe die Arie des Fürsten Gremin. Kaum in der Oper zu Hause, nahm das Orchester alle mit in die öde Landschaft der „Steppenskizze aus Mittelasien“ von Alexander Borodin, in der die Geigen zu Beginn mit einem anhaltendem Ton den Aufgang der Sonne markieren (Markus Sauer) während die Oboen eine orientalische Melodie darüber setzen. Stampfende Rhythmen, eine Flötensolo und Geigengeflimmer am Ende — die Academie schöpfte alle Nuancen aus. Vom Borodin stammt auch die Oper „Fürst Igor“. In der Arie des Khan Kontschak, der seinen Gefangenen Fürst Igor mit beschwörenden Versprechungen gefügig machen will, war Ralf Rhiel voll in seinem Element: mit beweglichem Ausdruck und frei über dem untermalenden Orchester parlierend, ließ er seine Stimme mit schönem Ton in allen Lagen klingen — bis hinein in sehr tiefen Schlusston, der kein Ende nehmen zu wollen schien. Langanhaltender Beifall lohnte es ihm.

Wieder in eine andere Welt: die „Pulcinella-Suite“ von Igor Strawinsky mit ihren zahlreichen sehr zu lobenden solistischen Passagen gewann in Wolfgang Georgs Interpretation fast kammermusikalische Züge. Aus der Pause kehrte der Dirigent zur Freude des Publikums im roten Hemd (statt des üblichen schwarzen Outfits) zurück. Als „Entertainer“ sozusagen. Und den Spaß, den es ihm machte, einmal ganz andere Musik zu dirigieren, konnte man ihm ansehen. Da gab es ein Medley von John Barry aus dem James-Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau“, russische Volkslieder und ein Konzert für Domra und Orchester von Nikolai Budaschkin. Die international bekannte Domra-Spielerin Svetlana Solovey erntete mit großer Virtuosität und Musikalität auf dem russsischen Lauteninstrument begeisterten Beifall. Voller Orchesterklang dann anschließend in dem Walzer aus „Masquerade von Aram C Katschaturian, und zum Schluss noch der übermütige Gopak-Tanz aus „Der Jahrmarkt von Sorótschinsky“ von Modest Mussorksky. Die Zuhörer verlangten aber noch mehr. Und so wurden sie mit dem zweiten Walzer Nr. 2 aus der Suite Nr.2 für Jazzorchester von Dimitri Schostakowitsch reich beschenkt, den sie als „Ohrwurm“ mit nach Hause nehmen konnten.

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