Kunstschatz der Stadt wächst

Der Kölner Stadtrat nimmt jeweils eine Schenkung für das Museum Ludwig und das Museum Schnütgen an.

Kunstschatz der Stadt wächst
Foto: dpa/Museum Rheinisches Bildarchiv

Köln. Der Kunstschatz der Stadt wird immer größer: In seiner Sitzung am Donnerstag hat der Rat zwei Schenkungen angenommen. Der Künstler Christian Philipp Müller schenkt dem Museum Ludwig eine seiner Arbeiten. Der 1957 in der Schweiz geborene Müller hatte bereits 1990 die institutionskritische Arbeit „Köln-Düsseldorf“ zur Kulturszene im Rheinland entwickelt, für die er die Etats der Kulturhaushalte der Städte Köln und Düsseldorf recherchierte und in eine Rauminstallation übersetzte.

Kunstschatz der Stadt wächst
Foto: dpa/Museum Rheinisches Bildarchiv

Eingeladen zu der Gruppenausstellung „Wir nennen es Ludwig“, die Höhepunkt des Jubiläumsjahres 2016 war, ging er der Frage nach den großen Stiftern und Sammlern der Stadt Köln nach und welche Präsenz sie in der Stadtgeschichte besitzen. Dabei fiel ihm auf, dass die Denkmäler der beiden Stifter Ferdinand Franz Wallraf und Johann Heinrich Richartz vor dem ehemaligen Wallraf-Richartz-Museum verblieben sind. Die Form der markanten Sockel übernahm er für die beiden Plexiglas-Skulpturen, mit der Frage, welches die künftigen Stifter sein werden, die auf einen Sockel gehoben werden sollten. Es entstand die Arbeit „Your Name Here“.

„Ein Denkmal für den wichtigen Kunstsammler und Stifter Josef Haubrich sucht man bis heute vergeblich in Köln. Die sitzenden Bronzefiguren von Wilhelm Albermann der großen historischen Vorbilder des 19. Jahrhunderts, Ferdinand Franz Wallraf und Johann Heinrich Richartz, stehen etwas verloren auf modernen Sockeln vor dem Museum für Angewandte Kunst. Die beiden bedeutenden Stifter haben den Umzug ihrer Sammlungen und Häuser verpasst“, sagt Müller. Das Museum Ludwig sei hingegen ein fester Begriff geworden und wurde weit über die Grenzen von Köln hinaus international bekannt. „An wen werden wir uns erinnern in weiteren vierzig Jahren? Wer sammelt heute mit Leidenschaft zeitgenössische Kunst in Köln und wäre bereit, die besten Stücke für immer von ganzem Herzen zu verschenken und in das Museum Ludwig integrieren zu lassen?“ fragt Müller.

Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, freut sich: „Mit dieser Schenkung im Wert von 40 000 Euro kann das Museum Ludwig nun eine weitere Arbeit von Christian Philipp Müller in die Sammlung integrieren, die sehr gut zu der bereits zur Sammlung gehörenden Arbeit ‚Köln-Düsseldorf‘ passt. Müller ist ein wichtiger Vertreter der Institutionskritik, einer künstlerischen Vorgehensweise, die in den 1990er Jahren in Köln sehr präsent war.“

Das Museum Schnütgen ergänzt seine Sammlung um einen männlichen Kopf, der um 1150 in der Werkstatt des Königsportals der Kathedrale von Chartres gefertigt wurde. Der kleine, zehn Zentimeter hohe männliche Kopf aus Kalkstein, ist trotz seines leicht verwitterten Zustands von außerordentlicher künstlerischer Qualität und einigen Köpfen von kleineren Figuren am Königsportal der Kathedrale von Chartres — dem Schlüsselwerk der frühgotischen Bauskulptur — derart ähnlich, dass die Zuschreibung an die Bildhauerwerkstatt dieses Portals plausibel erscheint.

Der Kopf wird charakterisiert durch plastisch modellierte Details, wie die großen runden hervortretenden Augen, die markanten Backen oder die wulstförmigen Augenbrauen. Solche sehr lebendigen Elemente sind kombiniert mit einer streng symmetrischen Stilisierung der Formen. Dazu zählt die Art, wie die hochgezogenen Augenbrauen aus der Fortführung des Nasenrückens entwickelt werden oder auch die Gliederung des Gesichts durch die sanft geschwungene Horizontale des Schnurrbartes. Vermutlich stammt der Kopf von einer kleineren Randfigur aus dem Gewände eines Kirchenportals.

Dr. Moritz Woelk, Direktor des Museum Schnütgen, erinnert daran, dass der neue Erwerb maßgeblich durch eine großzügige Spende von Hermann R. Müller an den Freundeskreis Museum Schnütgen unterstützt wurde. Woelk betont: „Das 2014 erworbene, bislang erste Beispiel der Sammlung für die Steinskulptur der Frühgotik in Frankreich, bildet ein spannungsreiches Gegenüber zu zeitgleichen, in romanischer Tradition verhafteten Kölner Steinskulpturen im Bestand und schlägt einen Bogen zur ‚Siegburger Madonna‘“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort