Kultur: Humor-Abitur bestanden

260 Besucher sahen „Die Feuerzangenbowle“.Die Zuschauer waren begeistert.

Burscheid. Der "Pfeiffer mit drei f" gehörte am Freitagabend wahrscheinlich zum Ordnerteam der Hans-Hoersch-Halle. Wie sonst hätte die Lücke in der Stuhlreihe vier bereits zehn Minuten vor dem Beginn der Vorstellung um 19Uhr für einen Lacher gesorgt?

Auch wenn die "Lausbüberei in der Kleinstadt", wie Heinrich Spoerl seinen Bestseller "Die Feuerzangenbowle" untertitelte, allen 260 Besuchern bestens in Erinnerung ist, landete das Ensemble der Burghofbühne Dinslaken mit der Bühnenfassung einen Volltreffer.

Was bei Spoerl als "Krambambuli-Idee" entstand, wurde auch hier zu einer Handlung mit augenzwinkernden Seitenhieben auf die Gesellschaft Anfang des vorigen Jahrhunderts. Zu den fünf Oberschülern gesellte sich der prominente Schriftsteller Dr. Pfeiffer (Philipp Sebastian), um seine verpasste Pennälerzeit nachzuholen.

Ganz bewusst hielt sich der Dramaturg Wilfried Schröder an das literarische Original und verteilte die spitzbübischen Streiche der Gymnasiasten wieder auf die einzelnen Charaktere. Diese verschworene Clique bestand vor dem Burscheider Publikum ihr Humor-Abitur ebenso wie die Darsteller der Pädagogen. Da sprang der "Schnauz" (Michael Gabel) an den engen Sitzbänken vorbei als hätte er bei Wilhelm Busch’s Lehrer Lämpel Maß genommen.

Szenenbeifall bekamen aber auch Professor "Bömmel" (Anton Schieffer) und Direktor "Zeus" (Josef Hofmann). Teils wegen ihrer burlesken Parts, aber auch um ihrer realen sportlichen Einlagen willen. Einiges Erstaunen rief die Trinkfestigkeit von Leif Scheele ((kleiner Luck) hervor - er setzte sechs Gläser grüne Flüssigkeit an und leerte sie vor aller Augen. Aber auch der Knalleffekt von Bärlappsporen auf der Kerzenflamme erzeugte ein allgemeines "Ohh".

Als Bonbon fürs Publikum flochten die "Schüler" und "Lehrer" einige deftige Scherze mit Bezügen auf Burscheider Prominente in ihre Dialoge ein. Getreu der Spoerl’schen Vorlage erschienen auch die weiblichen Pendants. So frischten Anna Haak (als überfürsorgliche Vermieterin Frau Windscheid) und Iris Kunz als von allen angehimmelte Direktorentochter Eva Knauer die Handlung auf.

Wenige Versatzstücke für zwei sich abwechselnde Schauplätze reichten aus, um dem gesellschaftlichen Zeitrahmen und der Atmosphäre der Szenen gerecht zu werden. Erfreulich auch der zügige und reibungslose Kulissenwechsel im Halbdunkel.

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