Wenn Elektroschrott zur Goldgrube wird

Im Baykomm wurden die besten Nachwuchsforscher beim Landeswettbewerb von „Jugend forscht“ gekürt.

Leverkusen. Gold in Elektroschrott, Bananenextrakt gegen Karies oder Windelsaugkraft für ein gutes Pflanzenwachstum - im Baykomm stellten gestern die Nachwuchsforscher beim Landeswettbewerb von „Jugend forscht“ ihre Ideen vor.

Am Leverkusener Freiherr-vom-Stein-Gymnasium haben Gernot Sümmermann (17), Simon Heesen (18) und Felix Reuter (17) einen interaktiven Rehabilitationshandschuh entwickelt. „Der richtet sich speziell an junge Menschen beispielsweise nach einem Schlaganfall oder einem Motorradunfall“, erklärt Sümmermann. Reha sei gerade für junge Patienten eher öde. „Mit unserem Handschuh kann man spielerisch seine Überungen absolvieren.“ So setzen sich Patienten eine 3D-Brille auf, die ihnen Dinge wie Steine zeigt, nach denen man greifen kann. „Der Handschuh kontrolliert auch, ob Übungen richtig ausgeführt wurden“, sagt Sümmermann. Dafür gab es den ersten Preis im Bereich Arbeitswelt.

Wie man aus Elektroschrott wertvolle Rohstoffe rettet, war die Aufgabe, die sich Tino Beste, Tom Bösing und Arian Bäumer (alle 16) gestellt haben. „Wir haben in einem Film gesehen, wie Schrott in die Dritte Welt exportiert wird, wo er nicht fachgerecht recycelt werden kann. So haben wir uns zum eigenen Projekt entschlossen“, berichtet Beste. Und so machten sich die Schüler aus Münster auf die Goldsuche in Computern. „Gold findet sich beispielsweise an den Schnittstellen zur Grafikkarte und zum Arbeitsspeicher.“ Dann werden die mit dem Gold verbundenen Stoffe Nickel und Kupfer mittels Salzsäure und Wasserstoffperoxid aufgelöst und das Edelmetall aufgefangen. „Das ist zu 99 Prozent reines Gold“, betont Beste, der mit seinem Team den ersten Platz im Bereich Chemie erobert.

Auf Rang 2 kommt Lucca Mattheus (16) aus Geldern. Die Schülerin nutzt den in Windeln verwendeten Superabsorber, um Pflanzen auf nähstoffarmen Böden und mit unregelmäßigen Niederschlägen die Wasserversorgung zu sichern. Da Dünger die Aufnahmekapazität des Materials verringert, wird ein Filtermaterial wie Aktivkohle mit in den Boden gegeben.

Wenn Elektroschrott zur Goldgrube wird
Foto: Eppinger

Den Blick ganz nach oben hat der 18-jährige Sternenforscher Constantin Zborowska aus Kerpen. „Mit einem großen Teleskop, einer Kamera und einem Spektrografen blickt er an den Himmel. „Meist beginne ich um Mitternacht und dann brauche ich so vier Stunden für meine Arbeit“, sagt der Schüler. Untersucht wurde das Licht von 66 Sternen, das Auskunft über deren Entwicklungsstadium gibt. „Manche sind in ihrer Blütezeit, andere befinden sich schon in Rente“, sagt der Kerpener, der mit seinem Projekt den ersten Preis bei den Geo- und Raumwissenschaften holt.

In einen ganz anderen Bereich haben sich die Schüler vom Berufskolleg Rheine vorgenommen. Sie haben sich mit „smart IOT“ , die Steuerung von Technik mit dem Internet vorgenommen. Dazu gehören Alarmanlagen genauso wie Licht und Heizung. Im Baykomm stellten Maurice Schepers (18), Simon Winther (17) und Frederic Schröder (17) eine spezielle Kletterwand vor. Dort erleuchten bunte LED-Lampen die Tritte und Griffe. „So kann man Routen einfach durch den Computer neu anlegen und braucht nichts mehr an- und abzuschrauben“, erklärt Schepers.

Ferngesteuert über Smartphone, Tablet oder Laptop werden kann bei Fabian Lüpke (18) aus Lemgo die Modelleisenbahnanlage. „Lokpit“ heißt die automatische Bahnsteuerung. Damit können beispielsweise Weichen und Signale gestellt und mittels Licht Tag und Nacht simuliert werden. „Ich habe als kleiner Junge meine erste Modelleisenbahn geschenkt bekommen und dann immer weiter daran getüftelt. Die Hauptentwicklungsphase für diese Steuerung hat fast zwei Jahr gedauert“, berichtet der Schüler, der schon über zwei Sponsoren verfügt. Dafür gab es den zweiten Preis im Bereich Technik.

Einen besonderen Koffer hat Pascal Mersch aus Rheine entwickelt. Er vereint sechs Elektromessgeräte in einer Box, die sonst mit sechs Koffern transportiert werden müssten. „Mein Modell ist mit 70 bis 80 Euro auch deutlich billiger. Sonst müsste man bis zu 2000 Euro investieren. Und meine Software ist frei verfügbar“, sagt der 18-Jährige.

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