Köln Üben für den Ernstfall: Terror-Simulation im Einkaufszentrum

Nach dem Amoklauf in München und dem Anschlag in Berlin will die Kölner Polizei auf das Schlimmste vorbereitet sein: Bei einer Anti-Terror-Übung in der Innenstadt stürmen Hunderte Polizisten ein Einkaufszentrum.

 Polizisten rücken während einer Übung in eine Ladenpassage vor und tragen dabei blaue Übungswaffen. Die Kölner Polizei trainierte einen Anti-Terror-Einsatz gegen bewaffnete Täter in einem Einkaufszentrum.

Polizisten rücken während einer Übung in eine Ladenpassage vor und tragen dabei blaue Übungswaffen. Die Kölner Polizei trainierte einen Anti-Terror-Einsatz gegen bewaffnete Täter in einem Einkaufszentrum.

Foto: Marius Becker

Köln. Um 10.26 Uhr geht der erste fiktive Notruf in der Leitstelle der Kölner Polizei ein: Mehrere bewaffnete Täter schießen in einer Einkaufspassage um sich, es gebe Tote und Verletzte, heißt es. Das ist der Startschuss für die bislang größte Anti-Terror-Übung der Kölner Polizei. Der Anrufer ist ein Beamter, der die Rolle eines im Einkaufszentrum gefangenen Opfers übernimmt.

Es ist ein Polizeiaufgebot wie man es selten in deutschen Innenstädten sieht: Rund 30 Streifenwagen sichern am Sonntagmorgen den Neumarkt in der Kölner Innenstadt. Mehr als 500 Beamte sind bei der Übung im Einsatz. Erfahrene Polizisten übernehmen die Rolle der Täter, andere spielen die verletzten Opfer. Rund 200 Polizisten fungieren als Statisten. Ziel der Übung sei es, einen Terroranschlag unter möglichst realistischen Bedingungen zu simulieren, erläutert Sprecherin Annemarie Schott vom Kölner Polizeipräsidium: „Die Waffen sind mit Übungswaffen ausgetauscht worden, alles andere ist real.“

Anlass für die Übung sei laut Kölner Polizei vor allem der Amoklauf in einem Münchner Einkaufszentrum im Juli 2016, bei dem neun Menschen getötet wurden. Natürlich diene die Übung aber auch als Vorbereitung auf mögliche Terroranschläge wie den in Berlin. „Trainiert werden soll vor allem das Zusammenspiel unterschiedlicher Einsatzkräfte und auch das taktische Vorgehen in einer solchen Situation“, beschreibt die Sprecherin das Ziel. Verkehrssperrungen und Sichtschutzzäune wurden bereits am frühen Sonntagmorgen errichtet.

Wie auch im realen Leben sind die Streifenbeamten bei der Übung als erstes vor Ort. Mit Maschinengewehren und Schutzwesten nähern sie sich der Passage, aus der ihnen Frauen und Männer hilferufend entgegengerannt kommen. Immer wieder ist ein schriller Alarm zu hören, der aus der Passage dringt. Für die meisten Beamten ist es das erste Mal, dass sie unter solch realen Bedingungen den Einsatz bei einem Amoklauf oder Terroranschlag trainieren. „Es werden Schüsse fallen, es werden Verletzte zu sehen sein. Dass es sich eigentlich um eine Übung handelt wird da schnell in der Hintergrund rücken, und die Beamten werden voll in der Situation drin sein“, beschreibt Schott.

Aus diesem Grund sei es auch wichtig, dass sogenannte Schiedsrichter vor Ort sind, die an einem bestimmten Punkt einschreiten können: „Damit der fiktive Attentäter nicht eventuell zu hart angepackt wird, sind Kollegen dabei, die die Situation kontrollieren.“ Der Ausgang der Übung sei dabei zu Beginn völlig offen gewesen. Fest gestanden habe laut Drehbuch nur der Grund des fiktiven Notrufs und die Anzahl der Attentäter. Der Rest sei Teil der Übung: „Wir hoffen natürlich, dass es möglichst wenig Verletzte und keine Toten gibt.“ Die Ergebnisse der Übung sollen in bestehende Einsatzkonzepte einfließen.

Auch einige Schaulustige haben sich vor dem Einkaufszentrum versammelt. Hardy Engels (66) aus Köln findet es wichtig, dass die Polizei sich auf den Ernstfall vorbereitet. „In der Theorie kann man natürlich viel durchspielen. Wichtig ist, dass man es in der Praxis übt“, findet der ehemalige Feuerwehrmann. Ihm gebe es schon ein sicheres Gefühl zu wissen, dass die Polizei auf den Ernstfall vorbereitet ist. „Wie so eine Situation dann in der Realität aussieht, kann man aber natürlich nie wissen.“ dpa

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