Leverkusen Schranken und Tempo 40: Notlösung für A1-Rheinbrücke

Ab Oktober soll eine Sperranlage dafür sorgen, dass schwere Lkw das marode Bauwerk nicht mehr befahren. Experten fürchten Staus.

Leverkusen. Das seit zwei Jahren geltende Fahrverbot für Schwerlaster auf der maroden A1-Rheinbrücke bei Leverkusen soll künftig mit automatischen Sperren durchgesetzt werden. Die Maßnahme sei nötig, da das Verbot täglich von rund 150 Lkw-Fahrern ignoriert werde, erläuterte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) in Düsseldorf. „Die Brücke ist eine Todkranke. Die Sperranlage ist ein Sauerstoffzelt, um lebenverlängernde Maßnahmen so hinzukriegen, dass es reicht.“

Die alte Brücke soll möglichst so lange durchhalten, bis der Ersatzneubau im Jahr 2020 steht. Eine Garantie, dass die immer wieder von tiefen Rissen zerfurchte Brücke so lange offen gehalten werden könne, gibt es aber nicht. Im schlimmsten Fall droht eine Vollsperrung — mit allen negativen Folgen für den Verkehr in und um Köln.

Das NRW-Verkehrsministerium hat sich in Absprache mit der Bezirksregierung Köln, dem Landesbetrieb Straßen NRW und mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) auf die aufwendige Errichtung einer solchen Sperranlage geeinigt. 4,5 Millionen Euro kostet diese den Steuerzahler bis März 2017. Der desolate Zustand der Brücke und die „kriminelle Energie“ der Fahrer erzwinge diesen Schritt, so Groschek. Er hoffe aber auf eine abschreckende Wirkung und nur wenige Lkw in der „Falle“.

Vor der Brücke sollen in beide Richtungen vier Schranken installiert werden, die Lkw über 3,5 Tonnen an der Überfahrt hindern. Die Anlage warnt zunächst mit Hinweisschildern vor der Weiterfahrt, damit schwere LKW die Autobahn vor der Brücke verlassen. Es gilt erst Tempo 60, kurz vor der Schranke dann Tempo 40 für alle Verkehrsteilnehmer — Staus sind da programmiert.

Die Schranke fällt erst, wenn die Schwergewichte trotz Schildern weiterfahren. Dann sitzen die Lkw in der „Falle“. Rund um die Uhr wird ein Helfer vor Ort sein, um die Lkw-Fahrer dann über besondere Fahrspuren von der Autobahn zu leiten. Befahren der Brücke kostet 150 Euro Strafe — doch wer kontrolliert?

Schon heute droht den Lkw-Fahrern eine auf 150 Euro verdreifachte Strafe, wenn sie die Brücke befahren. Das gilt auch künftig. Das Problem: Die Fahrer können vor der Schranke unbescholten von der Autobahn abfahren, sofern keine Polizei vor Ort ist. Die Kameras und Sensoren sind keine automatische Überwachungsanlage, mit deren Hilfe Strafzettel verteilt werden könnten. Die 150 Euro, die für die Ordnungswidrigkeit veranschlagt sind, kann nur die Polizei von den Fahrern oder Speditionen verlangen — und wann und wie oft die vor Ort ist, steht nicht fest.

Thomas Wängler von der IHK Wuppertal begrüßt zwar die Einrichtung der Sperranlage. Die sieben rheinischen Industrie- und Handelskammern hatten vor der Vollsperrung am vergangenen Wochenende das Land aufgefordert, endlich etwas gegen den illegalen Schwerverkehr zu tun. Unverständlich findet er jedoch, dass nicht mehr Personal in die Ahndung von falsch fahrenden Lkw gesteckt wird. „In den Niederlanden gibt es private Unternehmen, die der Polizei im Straßenverkehr zur Hand gehen. Das wäre auch eine gute Lösung gewesen.“ Zudem fürchtet er, dass dieses Nadelöhr vor der Brücke zu Staus führen wird.

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