Domkapitel unterliegt vor Gericht Kölner Dombaumeister Michael Hauck wieder im Amt

Es war ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des Kölner Doms: die Abberufung des Dombaumeisters. Und sie war auch nicht rechtmäßig, wie ein Gericht nun befand. Michael Hauck will jetzt so schnell wie möglich wieder arbeiten gehen.

Prozess gewonnen: Michael Hauck will jetzt so schnell wie möglich wieder arbeiten gehen. (Archivfoto)

Prozess gewonnen: Michael Hauck will jetzt so schnell wie möglich wieder arbeiten gehen. (Archivfoto)

Foto: Oliver Berg

Köln. Ganz klein ist er, aber doch unverkennbar, der goldene Kölner Dom, den Michael Hauck am Revers trägt. „Nicht nur heute“, stellt er im Saal des Arbeitsgerichts klar. „Den trage ich immer!“ Der Anstecker ist das äußere Zeichen dafür, dass er sich stets als Kölner Dombaumeister betrachtet hat - auch nach seiner Entlassung im vergangenen Jahr. Denn diese war nach seiner festen Überzeugung unwirksam. Darin gibt ihm das Gericht an diesem Donnerstag auf ganzer Linie recht.

Das Arbeitsverhältnis sei nicht beendet, verkündet die Vorsitzende Richterin Andrea Wilmers. Die Begründung ist rein vertragsrechtlich: Das beamtenähnliche Anstellungsverhältnis des Dombaumeisters sieht eigentlich gar keine Kündigung vor. Kein Wunder, denn in der 767-jährigen Geschichte der Dombauhütte hatte es noch nie einen Rauswurf gegeben. Das einzige, was der Vertrag zulässt, ist eine fristlose Kündigung - zum Beispiel bei Straftatbeständen. Fristlos, das heißt von einem Tag auf den andern. Was bei Hauck nicht der Fall war: Ihm wurde sein Gehalt noch sieben Monate weitergezahlt.

Die Richtern sagt, sie habe am Morgen im Radio gehört, dass sich die Öffentlichkeit von der Verhandlung Aufschluss darüber erhoffe, was Hauck denn nun eigentlich verbrochen haben soll. Damit könne sie leider nicht dienen. Allerdings erwähnt sie an einer Stelle, dass Hauck „keine silbernen Löffel gestohlen“ habe. Das lässt darauf schließen: Wenn das Domkapitel ihm jetzt noch einmal kündigen würde, diesmal fristlos, dann hätte das vor diesem Gericht wohl auch keinen Bestand.

Selten ist das Domkapitel so abkapitelt worden. Und ist Michael Hauck am Ende sehr erleichtert. Nachtreten will er nicht, denn wie er versichert, geht es ihm nicht um eine möglichst hohe Abfindung. Nein, er will tatsächlich wieder ran. Er ist erst Mitte 50, er will weiterarbeiten als Dombaumeister. Und deshalb setzt er auf Verständigung: „Ich bin sehr gespannt auf die Reaktion der Arbeitgeberseite. Insgesamt bin ich guter Hoffnung, dass wir eine Lösung finden werden.“ Nun ist das Domkapitel am Zug: Es muss entscheiden, ob es das Gesprächsangebot annimmt oder in Berufung geht.

Im Dunkeln bleibt damit weiterhin, was nun eigentlich auf der Dombauhütte vorgefallen ist. Angeblich war Haucks Führungsstil das Problem. Als sicher kann man annehmen, dass er einen anderen Führungsstil hat als seine Vorgängerin, die joviale Barbara Schock-Werner. Die Mitarbeiter haben den Wechsel an der Spitze wohl als einen Kulturschock erlebt.

Selbst hat Hauck erklärt, es habe eine Diskussion darüber gegeben, „wie die Leistungen, die von Mitarbeitern der Dombauhütte erbracht werden, zeitlich erfasst und dokumentiert werden sollten“. Hier habe er bei seinem Amtsantritt „eine völlig unzureichend geregelte Situation vorgefunden“. Der Dom lebe schließlich auch von Spendengeldern, und deshalb sei Transparenz von großer Bedeutung.

Eines ist jetzt klar: Michael Hauck ist der Dombaumeister von Köln. Gar nicht klar ist dagegen, wie es in der Praxis weitergehen soll. Es müsste schon ein kleines Wunder geschehen, wenn die Dombauhütte in absehbarer Zeit wieder so glänzen sollte wie der Anstecker auf dem Revers von Michael Hauck.

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