Jeder Winkel des Badehauses ist Teil der Wunderwelt

Am Freitagabend wird Patrizia Marcheses Installation „Porös“ eröffnet.

Jeder Winkel des Badehauses ist Teil der Wunderwelt
Foto: Siewert, Doro

Burscheid. Egal wie sich die multimediale Installation „Porös“ ihren Besuchern im Kulturbadehaus ab Freitagabend erschließt, eines kann als gesichert gelten: Langeweile wird nicht aufkommen. In einem beispiellosen Kraftakt hat die Kölner Künstlerin Patrizia Marchese seit Sonntag jeden Winkel des denkmalgeschützten Gebäudes als Ausstellungsfläche integriert — für Figuren, Collagen, Szenen, Bilder, Klänge, Verrücktes, Lustiges, Bedrohliches. Unvorstellbar, hier nichts zu entdecken, an dem man in irgendeiner Weise hängenbleibt.

Jeder Winkel des Badehauses ist Teil der Wunderwelt
Foto: Siewert, Doro

Alle Versuche, den Gesamteindruck zu beschreiben, sind eigentlich zum Scheitern verurteilt, weil sie notgedrungen auf unzählige Details verzichten müssen. Marchese aber, das macht ihre Ausstellung unmissverständlich deutlich, ist eine detailversessene Künstlerin. Man sollte beim Rundgang nichts aussparen: weder die Außenanlage noch die Nebenräume noch den Blick in die Küche noch die Toiletten oder die Rumpelkammer.

"Porös": Ausstellung im Burscheider Kulturbadehaus
22 Bilder

"Porös": Ausstellung im Burscheider Kulturbadehaus

22 Bilder

Das Gesamtwerk wird einmalig bleiben und ist in weiten Teilen auch im vergangenen halben Jahr für den besonderen Ausstellungsraum und seine Vorgeschichte entstanden. Zahllose Anspielungen und Annäherungen an das Element Wasser, die Weiblichkeit und das Mystische wie Mythische verschmelzen zu einer Wunderwelt, die gerade noch erheitern und jetzt erschrecken kann.

Den Ausstellungsort und das Bergische Land hat Marchese dabei verbunden mit ihrer schon länger bestehenden Vorliebe für Fabelwesen und das Abseitige im Alltäglichen. Selbst das filigrane Glasdach des Badehauses blieb von ihrem Gestaltungswillen nicht verschont. Und es tröpfelt und rauscht schon, sobald man das Gebäude betreten hat.

„Porös“, durchlässig, wie der Titel der Ausstellung, scheint das gesamte Weltbild der Künstlerin zu sein. Alltäglichstes, eine Ölsardinendose beispielsweise, ein Waschlappen oder ein Zahnputzset, wird durch den neuen Sinnzusammenhang, in den es gestellt wird, zum Anknüpfungspunkt für freie Assoziationen im Kopf des Betrachters.

Das Gesamtwerk, wie gesagt, ist flüchtig, an den Ort gebunden, in dieser Form unwiederholbar. Aber seine Einzelbestandteile sind gleichwohl käuflich. Man kann also vielleicht ein Bild mitnehmen oder eine Zwergenfigur mit Bademantel oder einen zu einer Art Badeschwamm geformten Tonklumpen — und muss den Rest der Wunderwelt gedanklich selbst ergänzen.

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