Hartmut Schepanski: Ein Ratsneuling nimmt Fahrt auf

Hartmut Schepanski steht unverhofft an der Spitze der größten Fraktion und gerät mitten hinein in die Verhandlungen über politische Ämter.

Hartmut Schepanski: Ein Ratsneuling nimmt Fahrt auf
Foto: Barbara Sarx

Burscheid. Es bleibt der ungewöhnlichste Paukenschlag, den man sich zum Start der neuen Wahlperiode hätte denken können. Schon der unerwartete Rückzug des CDU-Fraktionsvorsitzenden Jörg Baack (39) nach 15 Jahren war für sich genommen eine Überraschung. Dass nun aber mit Hartmut Schepanski (62) ein Ratsneuling die Leitung der jetzt mit noch deutlicherem Abstand größten Fraktion im Rat übernommen hat, unterstreicht die Einmaligkeit der Entwicklung.

Hartmut Schepanski: Ein Ratsneuling nimmt Fahrt auf
Foto: privat/Nicole Haase

Sie wird nicht geringer durch die Information, dass Schepanski gerade mal vor drei Jahren überhaupt erst in die Partei eingetreten ist. Doch der Chemiker sagt trocken: „Schlaflose Nächte habe ich deswegen nicht.“

Hartmut Schepanski: Ein Ratsneuling nimmt Fahrt auf
Foto: privat/Nicole Haase

Vielleicht hat das damit zu tun, dass er brisante Konstellationen gewöhnt ist: Bis zum Beginn der Ruhephase der Altersteilzeit war Schepanski zuletzt Leiter für Gefahrstoffschutz bei Bayer und dafür zuständig, die Gefährdung der Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz zu bewerten. Da lernt man Gelassenheit.

In Burscheid lebt der Kommunalpolitiker seit 1988. Im Hilgener Schützenverein war er zwischenzeitlich Vorsitzender und ist aktuell Geschäftsführer. In der Ehrenamtsbörse ist er aktiv, arbeitet als Vertrauensperson im Heim für geistig Behinderte an der Bürgermeister-Schmidt-Straße und übernimmt Computerschulungen im Evangelischen Altenzentrum. Ein ausgefüllter Ruhestand — seit Anfang Juni ist er offiziell Rentner.

Vor der entscheidenden Sitzung vor Wochenfrist war ihm zwar schon klar, dass er für den einflussreichen Posten an der Spitze der CDU-Fraktion vorgeschlagen werden sollte. „Aber in meiner Naivität habe ich gedacht, da gibt es sicherlich noch andere.“ Gewählt wurde er aber dann ohne Kampfabstimmung, also ohne Gegenkandidaten.

Das Amt sei „eine große Herausforderung“, sagt Schepanski. „Ich brauche die Unterstützung derjenigen, die über ausreichende Erfahrung verfügen. Und das hat man mir zugesagt.“ Er startet ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo die letzten Gespräche zwischen den Fraktionen zur Einheitsliste für die konstituierende Ratssitzung laufen. Die Atmosphäre sei „entspannt und kollegial“. Mehr ist ihm nicht zu entlocken.

Weniger kollegial ist es aber offenbar zuvor in der CDU-Fraktion zugegangen. Baacks Abgang ist nach BV-Informationen keineswegs nur seiner in der Tat enormen beruflichen Belastung geschuldet. Der Jurist soll vielmehr entnervt das Handtuch geschmissen haben, nachdem die Postenansprüche aus der nach dem Wahlsieg noch selbstbewussteren Fraktion überhand nahmen und seine Ausgleichspläne für die anderen Fraktionen durchkreuzten.

Endgültig das Fass zum Überlaufen brachte der Vorwurf der Vetternwirtschaft im Zusammenhang mit seinem im Rathaus beschäftigten Bruder Marc. Baacks Rückzug ist auch ein herber Schlag für Bürgermeister Stefan Caplan, für den der 39-Jährige der wichtigste politische Ansprechpartner war.

Inzwischen zeichnet sich ab, dass die Ausschuss-Zuschnitte wohl unverändert bleiben. Auch in Sachen stellvertretende Bürgermeister scheinen die Würfel gefallen. Die Grünen verlieren ihr Amt, Bodo Jakob (SPD) soll es behalten. Neu vorgesehen ist Silke Riemscheid (CDU).

Am Montag wollen die Fraktionen gemeinsam alle Weichenstellungen offiziell bekanntgeben.

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