Handgemachtes in der digitalen Welt

Stone Diamond veröffentlichen ihr neues Album „Don’t Believe What You Think“. Am 20. September gibt es ein Konzert im Blueshell.

Handgemachtes in der digitalen Welt
Foto: Thomas Rabsch

Köln/Pulheim. Mit ihrem neuen Album „Don’t Believe What You Think“ ist die Kölner Band Stone Diamond um den rockenden Zahnarzt Cyrus Alamouti gerade an den Start gegangen. Am 1. September werden die neuen Songs bei der Stommelner Musikmeile in Pulheim präsentiert. Am 27. September folgt ein Konzert im Kölner Blue Shell an der Luxemburger Straße. Was die Fans erwartet, verrät Sänger Cyrus Alamouti im Interview.

Handgemachtes in der digitalen Welt
Foto: Stephan Eppinger

Wie ist die Band entstanden?

Cyrus Alamouti: Wir kennen uns schon seit mehr als 20 Jahren. Wir sind alle in der Akademie in Remscheid gestartet, wo Bands gecoacht worden sind. Daraus sind Freundschaften entstanden. Danach gab es ganz unterschiedliche Wege für uns. Marc hatte einen Plattenvertrag beim Major BMG, der ihn am Ende nicht glücklich gemacht hat. Heute ist er Verleger bei einem Theaterverlag. Ich bin Zahnarzt geworden und leite eine große Zahnklinik in Pulheim. Die Musik habe ich aber nie aus den Augen verloren. Die anderen beiden, Pete und Zaki, sind Berufsmusiker. Jeder hatte im Lauf der Jahre seine Soloprojekte. Die Freundschaft ist geblieben, weil wir die gleichen Musikvorlieben haben und weil wir alle noch in der Südstadt wohnen.

So kam dann auch die Band zusammen?

Alamouti: Ja, das war vor fünf Jahren. Ich hatte mir ein Projektstudio zu Hause eingerichtet. Dort gab es die ersten Bandproben und die ersten Aufnahmen für das Debüt „We Stole The Stars From the Black Night“, das 2013 erschienen ist. Zuerst waren wir ein Trio, dann kam Zaki dazu, der live bei den Konzerten schon immer dabei war. Er ist ziemlich bekannt in der Kölner Szene und hat auch schon mit Marla Glen gespielt. Mit ihm wurden unsere Arrangements komplexer.

Inzwischen haben Sie das dritte Album veröffentlicht.

Alamouti: Nachdem wir den Vorgänger „Phoenix“ 2013 in den Maarweg-Studios aufgenommen haben, ging es jetzt für das neue Album in die Dierks Studios nach Stommeln, wo schon Musikgrößen wie U2, Tina Turner und die Scorpions aufgenommen haben. Gefallen hat uns dort die Chance, Songs wie früher noch wirklich analog aufzunehmen. Unser Studio hatte eine tolle Raumakustik und wir haben alle Stücke live eingespielt. Dieser ehrliche, analoge Sound fehlt mir heute, in einer Zeit, wo alles tot produziert und geglättet wird. Aktuell arbeiten wir schon wieder am vierten Album. Da geht es dann in ein Studio in den Ardennen in Belgien.

Sie sind Zahnarzt und Musiker. Wie bekommt man beide Jobs koordiniert?

Alamouti: Man muss schon organisiert sein und delegieren können. Und man braucht Menschen um einen herum, die besser sind, als man selbst. Außerdem gibt es heute Dropboxen, mit denen man neue Ideen teilen kann. Und ich bin ein sehr effektiver Songschreiber. Unterstützt werde ich dabei von Marc und Zaki, die auch Songs besteuern. Als Band entwickeln wir diese dann gemeinsam weiter.

Wie wichtig ist die Freundschaft in der Band?

Alamouti: Dass wir vier gute Freunde sind, merkt man bei der Arbeit am Album und auch bei unserer Musik selbst. Das ist eine besondere Beziehung in der Band — da wird viel diskutiert und das Musikmachen ist noch völlig authentisch. Nur wenn man es spürt, erreicht man so eine Breite und Tiefe des Sounds, wie wir es haben. All unsere Energie fließt in unsere Musik. Dieser Sound bleibt länger und man entdeckt immer neue Sachen, wenn man die Songs hört. Es gibt viele verschiedene Ebenen in unserer Musik. Das gilt besonders, wenn man die Musik ganz klassisch als LP hört. Die Nadel des Plattenspielers bringt mehr Tiefe. Durch Smartphone & Co. ist das Ohr heute leider etwas entwöhnt worden.

Nervt es Sie auch mal, als rockender Zahnarzt bezeichnet zu werden?

Alamouti: Früher hat es mich etwas genervt, aber heute nehme ich das sehr sportlich. Auch Zahnarzt ist ein durchaus kreativer Beruf, man muss mit Menschen und ihren Gefühlen umgehen können. Ich war aber immer mehr ein Musiker, aber ich wollte mich nicht von der Musikindustrie abhängig machen und so habe ich Zahnmedizin studiert. Ein Studio hatte ich immer und habe so auch Projekte wie „Chill Out Cologne“ ins Leben gerufen. Das Projekt ist auch international ein Erfolg, es sind bereits zwei Alben entstanden.

Wie beurteilen Sie die Kölner Musikszene?

Alamouti: Sie ist wenig rocklastig. Dafür ist die Entwicklung der elektronischen Musikszene beeindruckend. Diese hat durchaus internationalen Charakter. Es gibt tolle junge Bands, die eine hohe Qualität erreichen. Ich kenne viele Kölner Musiker, die nach Berlin gegangen sind. Sehr viele sind inzwischen nach Köln zurückgekehrt.

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