Burscheid Geiger Kirill Troussov: Er spielt Töne wie kristallene Tropfen

Der Weltklassegeiger Kirill Troussov kam mit seiner Stradivari ins Haus der Kunst. Der Weltstar hat eine ganz besondere Beziehung zu Burscheid.

Burscheid: Geiger Kirill Troussov: Er spielt Töne wie kristallene Tropfen
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Klassik vom Feinsten versprach das Programm der Musicalischen Academie für ihr Konzert im Haus der Kunst. Dass diese Maxime mehr als eingehalten wurde, dafür bürgte sowohl der Name des Gastmusikers wie die Auswahl der Vortragsstücke. Kirill Troussov und seine 314 Jahre alte Stradivari-Geige mit dem Eigennamen „The Brodsky“ haben eine ganz besondere Beziehung zu Burscheid. Das „Wunderkind“,1982 in Leningrad geboren, wuchs in Paris im Haus von Dr. Joachim Kerz auf. Beide Familien sind durch den Rotary-Club verbunden. Kerz ist dazu aktives Mitglied der Burscheider Musicalischen Academie.

Kirill Troussov kannte sich bereits mit fünf Jahren in den Geheimnissen des edlen Saiten-Instruments aus. Sein väterlicher Freund förderte Kirills außergewöhnliche Begabung nach Kräften. Den ersten großen Beweis seines Könnens brachte der erst Siebenjährige auf einer Moskauer Bühne mit dem brillant gespielten Konzert Nr. 3, KV 216, für Orchester und Violine von Wolfgang Amadeus Mozart.

Mit eben dieser Komposition begeisterte er am Sonntag auch das Burscheider Publikum. Im Saal herrschte andächtige Stille, als die hochaufgelösten Solo-Kadenzen in den einzelnen Sätzen (nach Oistrach) unter den Händen des Virtuosen wie kristallene Tropfen von den Saiten sprangen. Das Genie des Meistergeigers gründet in einer profunden Ausbildung bei weltberühmten Dozenten. Sie bestätigt sich immer wieder bei Konzerten auf allen renommierten Bühnen Europas bis nach Japan und kommt auch seinen eigenen Schülern auf der Musikhochschule München zugute.

Sein Spiel wurde mit viel sprichwörtlichem Taktgefühl von den Instrumentalisten der Musicalischen Academie umbaut. Das Programm des Abends führte ein neunköpfiges Bläser-Ensemble an mit der Petite Symphonie, B-dur von Charles Gounod. Joanna Stepalkski-Spix, Querflöte, hielt auch den unsichtbaren Taktstock. Die große Besetzung mit Streichinstrumenten und Schlagzeug, unter Leitung von Wolfgang Georg, wählte die Sinfonie Nr. 1, C-Dur, op. 21 von Ludwig van Beethoven zu ihrer repräsentativen Präsentation. So wie es die Werknotiz im ausführlichen Programmheft beschrieb, konnten die Zuhörer alle Feinheiten der Komposition erkennen und genießen. Besonders die vom Komponisten bewusst originell gehaltenen Anfangstakte des letzten Adagio waren selbst für Musikkenner ein Aha-Effekt. Sind die Tempi und Tonartkniffe des Werks „eine schwierige Kost“? Anke Wischer, Vorsitzende der Musicalischen Academie: „Mit dieser Sinfonie schuf Beethoven ein so diffiziles Klanggebäude, das auch unserer „eingespielten“ Besetzung alles Können und Konzentration abfordert.“

Zwei Stunden Klassik vom Feinsten honorierten die über 200 Zuhörer mit minutenlangem Applaus und holten die Mitwirkenden mehrfach zurück auf die Bühne. Als Zugabe und musikalische Überraschung setzte Kirill Troussov die Stradivari zum „Caprice 24“ von Nicolo Paganini an. Was er und seine Geige dann in den Saal schickten, war ein Feuerwerk an Pizzicati, akrobatischer Bogenführung, verzaubert durch eine heitere Leichtigkeit in seiner Person, die in Burscheid wohl so noch nicht erlebt wurde. Musiker seinesgleichen spielen meist in prominenteren Städten. Auf Troussovs dicht gedrängtem Terminkalender stand für den Mittwoch bereits ein weiteres Konzert — in Budapest.

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