Frisch frisierte Schafe für Burscheid

Claudia Nolde war einst Managerin und leitete Sonnenstudios. Jetzt züchtet sie Schafe in Kürten. Die Tiere werden ab April auf mehreren Ausgleichsflächen der Stadt Burscheid weiden.

Burscheid. Schafe haben es Claudia Nolde seit ihrer Kindheit angetan. Für sie sind die Tiere ein Symbol für Ruhe und Gutmütigkeit. „Das sind einfach echte Bilderbuchtiere“, sagt sie strahlend in dem Gemeinschaftsstall in Kürten, in dem neben ihren Bentheimer Landschafen auch die Rinder ihres Nachbarn überwintern. Direkt neben ihr werden die Schafe gerade geschoren.

Frisch frisierte Schafe für Burscheid
Foto: Doro Siewert

In den nächsten Wochen geht es für 40 ihrer knapp 190 Mutterschafe nach Burscheid. Dort sollen sie im Auftrag der Stadt sogenannte Ausgleichsflächen beweiden und somit ökologische Landschaftspflege betreiben. Eigentlich sollten die Schafe schon seit zwei Wochen dort sein. „Leider ist das Wetter momentan viel zu unbeständig, als dass die Schafe schon dauerhaft draußen weiden können“, sagt Claudia Nolde.

Bereits seit fast zehn Jahren lebt Claudia Nolde in Kürten und betreibt ihre Schafszucht. Ursprünglich hat sie eine kaufmännische Ausbildung absolviert und Betriebswirtschaftslehre studiert, bevor sie in das Franchise-System einer Sonnenstudiokette einstieg und zuletzt 16 Sonnenstudios leitete. Einen eigenen Hof zu haben war jedoch schon seit ihrer Kindheit ihr Traum. „Die Sommerferien, die ich bei meiner Tante in Thüringen auf ihrem Hof verbrachte, haben mich in dieser Hinsicht geprägt“, sagt Claudia Nolde.

Angefangen habe sie ihre Schafszucht mit vier Schafen, an die sie über ein Tierschutzprogramm kam. Später habe ihr ein Bekannter sechs Bentheimer Landschafe überlassen. Daraufhin spezialisierte sie sich auf die Zucht der ältesten deutschen Heideschaf-Rasse. Diese werde mittlerweile auch vom Land Nordrhein-Westfalen finanziell gefördert. „Für Bentheimer Landschafe ist das Bergische mit seinen feuchten Hängen ideal zum weiden“, erklärt Claudia Nolde. Sie lege Wert darauf, dass das Bergische Land auch heute noch so ökologisch wie möglich und den Ursprüngen entsprechend bewirtschaftet wird. „Viele Agrarflächen im Bergischen werden von Tieren und Rassen beweidet, die hier gar nicht heimisch sind. Bentheimer Landschafe gab es früher überall im Bergischen Land, da sie jedoch wirtschaftlich gesehen weniger vorteilhaft sind als andere Rassen, weil sie nicht so viel Fleisch liefern, wurde auf andere Tiere ausgewichen“, kritisiert Nolde. Daher seien Bentheimer Landschafe inzwischen vom Aussterben bedroht.

Claudia Nolde, Schafszüchterin

Claudia Nolde ist es wichtig, immer den Bezug zur Region zu bewahren, und sich im Bergischen heimischen, bedrohten Rassen zu widmen, auch wenn diese weniger wirtschaftlich erscheinen als andere.

Auch bei ihren Sunheimer Hühnern, die sie bei sich zuhause hält, handele es sich um eine gefährdete Rasse. Diese halte sie aber nur für den Eigenbedarf. Für die Zukunft plane sie, vier stark gefährdete Murnau-Werdenfelser-Rinder zu kaufen und sich dem Erhalt der Rasse zu verschreiben.

Neben ihrer Schafszucht engagiert sich Claudia Nolde auch in dem neu gegründeten Verein „Burscheid Live“. „Der Verein ist für mich ein Stammtisch, an dem ich mich mit den anderen Mitgliedern darum kümmern möchte, dass unsere Umwelt, die ja auch das Stadtbild Burscheids prägt, so wie sie ist erhalten bleibt“, sagt sie. Sie freue sich darüber, dass die Stadt Burscheid sich der ökologischen Landwirtschaft und Nutzung von Agrarflächen verschrieben hat. Dieses für sie so wichtige Thema möchte sie auch allen Bürgern näher bringen. „Ich sehe es als meine Aufgabe an, den Menschen bewusst vor Augen zu halten, welche Bedeutung die regionale Landwirtschaft hat und dass Tierhaltung nicht nur dafür da ist, dass die Leute ihr Lammkotelett auf dem Teller haben.“ Bei dem Thema wolle sie so transparent wie möglich sein, und freue sich über das große Interesse an ihrer Arbeit.

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